Leider sind in vielen Ländern die Fallzahlen bereits so explodiert, dass "Entscheidungen" über Leben und Tod getroffen werden müsen von den Ärzten. Das ist schlimm genug und dürfte denjenigen, die diese Entscheidungen treffen müssen, vmtl. das ganze Leben nachgehen.
Die Überlegungen in der Schweiz gehen wohl teilweise noch darüber hinaus, denn hier sprach ein verantwortlicher Mensch bereits darüber, dass auch junge Menschen, wenn sie die schwere Form von Corona bekommen, nur sehr wenig Chancen zum Überleben haben. D.h. man wird - bei sehr hohen Fallzahlen (hoffen wir, dass die nicht kommen) - auch hier "Entscheidungen" über Leben und Tod treffen/treffen müssen. Wie ich bereits mehrfach schrieb, werden alte, gebrechliche Menschen in Italien offenbar schon gar nicht mehr in Kliniken verlegt, sondern bleiben zum Sterben zu Hause. Angesichts der Berichte, wie fürchterlich diese Menschen sterben müssen, sollte man wirklich überlegen, inwieweit man da eine Erleichterung schaffen könnte, wodurch auch immer. Aber ein "Ertrinken bei vollem Bewußtsein" sollte man keinem Menschen wünschen. Meine Mutter war in den letzten Jahren ihres Lebens immer wieder auf ein Beatmungsgerät angewiesen. Sie wollte sterben und durfte es nicht. Schließlich und endlich "schaffte" sie es, indem sie einer Operation zustimmte, von der sie vermutete, dass sie diese nicht überleben würde. Trotzdem wurden noch 4 x Versuche unternommen, sie wiederzubeleben. Bis meine Schwestern verzweifelt darum baten, diese Versuche einzustellen. Was dann auch geschah.
Ich denke, dass wir dieser Situation und diesem Leid ins Auge schauen müssen. Es sind nicht alle Menschen zu retten und etliche wären froh, wenn sie einen Weg hätten, dem Leiden ein Ende zu machen, ohne dafür ins Ausland fahren zu müssen. Ich erinnere hier an die Dokumentation von Prof. Hackethal.
Dessen ganz ungeachtet halte ich den Ansatz der Israelis für richtig. Dort wendet man sich in Videobotschaften an die Bevölkerung und bittet sie darum, auf ihre Großeltern zu achten, damit diese nicht elend sterben müssen.
Eine solche, persönliche Ansprache bewegt sehr viel mehr Menschen und sie begreifen, dass auch ihre Familie betroffen ist/sein könnte. Die wenigsten Menschen (auch hier) wollen ihre Großeltern oder Eltern in Gefahr bringen.
Insofern begrüße ich den Ansatz, die älteren Menschen speziell zu schützen. Wird jemand trotzdem schwer krank, dann wird sich die Familie und auch er/sie damit auseinandersetzen müssen, dass die Wahrscheinlichkeit hoch sein kann, dass alte Menschen nicht mehr behandelt werden (auch bei uns und selbst, wenn sie zu retten wären).
In den letzten Tagen habe ich mit meiner Schwester und einer Freundin über die Konsequenzen daraus gesprochen, denn wir gehören zur Gruppe derer, die im Zweifelsfalle keine Behandlung mehr bekommen würden. Die Auseinandersetzung damit gehört für mich zur Realität.
Nicht begreifen kann ich jedoch den HASS, den einige der Foristen auf Alte, Schwache, Kranke, Dicke oder "diagnostizierte Sünder" (zu viel Essen, Trinken etc.) haben.
Dieser Hass manifestiert sich auch in medial bekannt gemachten Aktionen wie in Berlin, wo Jugendliche kund taten, dass es ihnen völlig gleichgültig sei, wen sie anstecken, oder in Aktionen die in München stattgefunden haben sollen, wo Jugendliche bewußt alte Menschen angespuckt haben sollen, um sie anzustecken. Die "Ausgangssperre" hat Abhilfe geschafft. Und glücklicherweise sind solche Exzesse eine Minderheit.
Sie machen aber deutlich, wie in unserer Kultur mit "dem Alter" umgegangen wird.
Vielleicht sollte sich die gesamte Gesellschaft einmal die Frage stellen, welche Zukunftschancen sie überhaupt hat, wenn sie den Menschen, die ihnen die derzeitigen gesellschaftlichen Möglichkeiten geschaffen haben, diskreditiert und als "Abfall" behandelt.
Wenn "Alte" beginnen müssen, sich vor "Jungen" zu fürchten, dann stimmt etwas nicht mehr in der Gesellschaft.
Eine Quarantäne von mehreren Wochen bringt eine Gesellschaft nicht um! Falls doch, dann stand sie bereits vorher am Abgrund und es benötigte lediglich den Flügelschlag eines Schmetterlings, um den Absturz zu manifestieren.
Man wird jedoch all seine Kraft und Kreativität darauf verwenden müssen, zu überlegen, WIE man die gesellschaftlichen Prozesse wieder zum Laufen bekommt (ganz heruntergefahren waren sie ja sowieso nicht).
Der immense HASS auf die Alten ist das Resultat von Gesellschafen, die die familiären Strukturen zu einem großen Teil zerstört haben.
Ich habe als Kind noch in der Schule gelernt: Die FAMILIE ist die Keimzelle des Staates! Heute hören die Kinder nichts mehr davon.
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