Aktien zum Sonntag: Krisenchancen-Aktien 2020+
bearbeitet von EM-Financial, Sonntag, 22.03.2020, 09:43
Hallo,
ich wollte ursprünglich einen Beitrag über Rebound-Aktien nach dem Crash schreiben. Doch irgendwie sagt mir mein Instinkt, dass der Crash diesmal doch eher eine Zeitenwende ist und weniger mit der V-förmigen Erholung von 2008 zu tun hat. Doch ich kann mich täuschen.
Wer Interesse an meinen Ausführungen hat, freue ich mich gerne über Anmeldungen für meinen kostenlosen Aktien-Newsletter Globale Gewinne bis 2030, um meine Ideen zu verfolgen und einmal pro Woche werde ich dort meine Gedanken zum Markt gerne veröffentlichen.
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Grundsätzliche Annahmen
Wer jetzt in diesem Umfeld Aktien kauft, muss schon ein Stück weit verrückt sein. Aber wer noch im Januar gekauft hatte oder seine Sparpläne in diversen Fonds 2019 noch durchlaufen ließ, der sollte auch jetzt weiter machen. Ich glaube viele Anleger reagieren nun erst auf die Verluste in den Depots, wollen retten, was schon verloren ist. Deshalb erwarte ich weitere scharfe Verkaufswellen, gefolgt von starken Erholungen.
Insgesamt gehe ich davon aus, dass das Fiat-Geldsystem niemals an zu wenig Geld zugrunde geht, sondern immer an zu viel Geld. Den deflationären Crash halte ich, trotz entsprechender Warnungen von kompetenter Seite (Harry Dent - der beim Timing des Crashverlaufs goldrichtig lag als er ihn im Sommer 2019 für Anfang 2020 terminierte). Herr Dent beschreibt ein Szenario, das auch sehr glaubhaft ist, welches vorsieht, dass die kapitalstarke "Baby Boomer" Generation jetzt in den Ruhestand geht und dabei ihre Depots auflösen werden.
Der Crash verstärkt diesen Trend, wenn man bedenkt, dass die ganzen Babyboomer noch auf Dividendenpapieren festhalten. Ihr ursprünglicher Plan war es von den Dividenden zu leben und das Depot langsam innerhalb von 15-20 Jahren in der Rente runterzufahren, so dass man jährlich vielleicht 5-10% Entnahmen plus Dividenden plante.
Der Corona-Virus Schock hat diesen Traum fast schon pulverisiert. Denn die Dividenden dürften mindestens für 2020 bei einem Großteil der Werte ausgesetzt werden!
Ich bin vielleicht der erste, der das so drastisch schreibt. Vielleicht wird auch einfach weitergezahlt und dafür ein Kredit aufgenommen? Aber ich meine, dass dann auch die Nachhaltigkeit der späteren Dividenden stark angezweifelt wird und verantwortliche Unternehmen (laut lachend) sollten sich doch um den Schutz des Eigenkapitals bemühen.
Die richtige Vorgehensweise wäre also jetzt: Kredite tilgen, Dividenden aussetzen, Aktienrückkäufe stoppen.
Kurzum: Die Zusammensetzung der Aktienhalter wird sich jetzt sehr schnell schlagartig ändern und je nachdem wie viele "ältere Aktionäre" sterben, gibt es bald die Erbengeneration, die ohne Arbeitsplatz dasteht und ebenfalls verkaufen will.
Das alles ist zweifellos höchst deflationär und das verbunden mit einem S&P 500 Index, der weit über seine Grenzen hinaus wuchs, ist schon beängstigend, das gebe ich zu.
Nehmen wir an, das Zinsumfeld würde sich normalisieren (wieder laut lachend), dann könnte der S&P 500 sicherlich auf 500-1.000 Punkte fallen und wäre dann immer noch relativ fair bewertet (siehe Japan von 40.000 auf 10.000 im Nikkei...).
Doch die USA bleiben der Welt-Leitwolf für Kapitalbildung, die US-Notenbank wird dem Staat unendlich viel Geld zur Verfügung stellen, der dieses an seine Klientel weitergeben wird (Unternehmen, Milliardäre, Wähler). Es spielt keine Rolle ob Demokraten oder Republikaner, die sich ja sowieso abwechseln.
Wobei ich dieses Jahr, das Tief im S&P 500 auf bis zu 1.000 Punkte etwa sehe, würde ein seniler Demokrat wie Biden oder noch schlimmer Sanders die Wahlen gewinnen.
Meine Vermutung ist aber, dass Trump wiedergewählt wird, weil er die Coronavirus-Krise, einem Kriegsfall gleichbedeutend, löst sowie enorme Hilfen (Helikoptergeld für alle) versprechen wird, um so die Wahl zu gewinnen.
Die Frage ist ohnehin, ob der Virus aufhört zu existieren oder er - was ich wesentlich wahrscheinlicher halte - im Herbst aufflammt?
Wären dann Wahlen 2020 überhaupt möglich?
In dem Falle könnte es von 1.500-2.000 Punkten aus gesehen, einen schnellen Rebound geben. Ausgelöst von den Schecks, Steuergeschenken, Liquiditätsmaßnahmen, Plunge Protection Future Käufen etc.
Ich vermute, dass die maximale Indexbewertung, in einer kurzfristig tendenziell deflatorischen Zeit, max. bei 2.700-3.000 Punkten liegen kann. Wobei 3.000 Punkte sich schon wie ein Traum anhört und ich selbst das gar nicht mehr glauben kann. Die 3.000 Punktemarke war auf dem Weg nach oben, als alles rosig aussah, schon extrem gedehnt, wenn man überlegt, dass 100% der Bewegung nach der Trump Wahl 2016 von 2.000 auf 3.000 Punkte nichts war als abdiskontierte Niedrigsteuern für Unternehmen oder heiße Luft (Boeing Bilanzierungsakrobatik).
Darum bin ich momentan dabei meine Erwartungen an die Indexstände zu prüfen. Vielleicht reicht es vom Tief bei ~1.500 Punkten ca. sogar nur für einen Rebound auf max. 2.300 Punkte?
Am einfachsten wäre es wohl das mit 2-Mal Hebel im Index zu spielen. Also gestaffelt ins Tief zu kaufen und dann nach 50% Rebound seine 100% Gewinn mitnehmen.
Das wäre für mich die erste Option. Allerdings nicht die optimale, weil es voraussetzt, das weiterhin überbewertete Titel, welche die Endphase der Hausse 2019 getragen haben (FAANG - Banken - Konsumgüter - Pharma), weiter den Trend anführen?
Das wäre extrem, aber so ähnlich war es 2000/2001 ja auch. Damals nach dem Platzen der Dotcom Blase stiegen die Internetwerte vorübergehend noch einmal an, weil der Glaube so extrem war und führte bei einigen Titeln erst 2001 zum Hoch, also 12 Monate nach der Index-Topbildung.
I. Werte die man kurzfristig kaufen oder Halten kann
Insofern wäre es gar nicht überraschend, wenn jetzt Internet-/Tech-Werte noch mal stark steigen würden, so abwegig es auch fundamental aussieht.
Werte wären hier: Teladoc (Teledoktor), Zoom (Videokonferenzen), Slack (Chatanbieter), Microsoft, Netflix, Tesla, Cloud-Service Anbieter...
Ich muss betonen, dass ich von diesen Aktien keine einzige jemals länger als wenige Tage im Depot halten würde, weil die Geschäftsmodelle und die Kosten völlig irrational sind, darum sind sie aber auch so irrational erst gestiegen...
I. Werte die man langfristig kaufen oder Halten kann
Vernünftiger wären Pharmawerte wie eine Gilead GILD, Bayer oder Roche die teils ein KGV von 10 etwa aufweisen, sehr gute Geschäfte tätigen und Dividenden zahlen. Das wird enorme Kapitalzuflüsse bringen. Langfristig kann man weiter am Pharma-/Biotechindex festhalten.
Bei den Konsumgüteraktien wie Procter & Gamble, Clorox, Henkel, Reckitt Benckiser, Beiersdorf usw. bin ich zweigeteilter Meinung.
Grundsätzlich sind die Geschäftsmodelle krisenerprobt. Aber die Bewertungen im Nullzinsumfeld sind mindestens extrem ausgedehnt. Wenngleich ich keine größeren Verluste erwarte, sehe ich das Aufwärtspotenzial auch als sehr begrenzt an.
Nun kommen wir zu einem Sektor, bei dem man schon etwas Phantasie braucht, um den Wert zu erkennen:
Rohstoff-Aktien
Es ist meine Überzeugung, dass die Welt trotz Coronavirus nicht untergeht, schon gar nicht in Afrika, Indien, Asien...
Die Weltführer werden sich schon dieses, spätestens Anfang nächsten Jahres zusammenrotten - wenn die nationalen Notfallmaßnahmen mehr oder weniger gegriffen haben oder auch nicht - um das Rettungsprogramm für die Welt zu verkünden.
Ich glaube die entsprechenden Pläne sind seit 2008 längst ausgearbeitet. Studien von OECD, Goldman Sachs, UBS usw. liegen schon vor.
Es wird ein gigantomanisches, unglaubliches, unfassbares, überraschendes Infrastrukturprogramm geben.
Sagen wir mal: Die Bundesautobahn A5 wird dann direkt bis Kapstadt weitergebaut... . Wir dürfen uns vielleicht darauf freuen, dass wir demnächst direkt von Berlin, durch Polen, bis Vladiwostok donnern können, mit dem Koenigsegg Sportwagen und 350 km/h auf vierspurgiger (pro Richtung) Autobahnen.
In Sibirien kurzer Zwischenstopp bei Lukoil Tank & Rast und dann geht es wahlweise nahtlos weiter geradeaus, nach Tokio oder rechts die Abfahrt nehmen, durch die Mongolei nach Peking oder Shanghai...
Das ist so eine unglaubliche Vorstellung, dass ich mit diesem Traum wohl in der Klapsmühle landen würde, wenn ich ihn öffentlich kundtue.
Aber was für eine Alternative gibt es?
Die Autobahnen sind nur ein Beispiel. Wir brauchen Datenautobahnen, Strom-Trassen, Häfen, Bahnhöfe, Schienen, Stahl, Zement, Eisen, Zink, Aluminium, Kohlenstoff (Nanoröhren), E-Autos, Akkus, Solaranlagen in der Wüste Gobi, Wasserstoff-LKW, Rohöl, Petrochemie usw.
Wenn die westliche Welt nicht an ihrer eigenen Dekadenz zugrundegehen will, in den nächsten 3-5 Jahren, denn der Abstieg geht - wie im Fußball - schneller als der Aufstieg, dann muss es diese weltweiten Programme geben, bei der alle Staaten füreinander Kredite ausgeben und garantieren.
Was früher Undenkbar schien und an "Egoismen" oder "Selbstschutz" eines Volkes scheiterte, wird jetzt überlebenswichtig.
Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass eine Rückführung des ausufernden Kreditgeldsystems spätestens seit dem Jahr 2000 oder dem Ende der Rezession 2003 nicht mehr möglich ist und selbst damals war es wohl zu spät um umzukehren?
Das Resultat war die größte Geldexpansionswelle (US-Immobilien und Derivateblase) und Wachstumswelle in den Schwellenländern.
Selbst größte Kritiker dieser Blase müssen schon anerkennen, dass es seitdem in Ländern wie Brasilien, China, Indonesien oder Thailand heute deutlich besser aussieht, als vor 20-30 Jahren.
Ich reise viel um die Welt und wenn ich heute bspw. in Thailand einreise, sehe ich unglaubliche Fortschritte, in Abständen von 5 Jahren gigantische produktive Veränderungen.
Als ein Freund der Edelmetalle (Gold & Silber), nehme ich das respektvoll zur Kenntnis und auch wenn die letzten 10 Jahre keine neue China-Aktienblase entstanden ist, weil die alte Blase 2003-2007 noch immer verdaut wird, sehe ich durchaus auch angestautes Potenzial dort.
Allein der Wille und der Mut fehlte...
Darum wird es jetzt zu Maßnahmen kommen, die global sein werden.
Deshalb rate ich jedem, der an eine neue Blasenbildung glaubt, bevor es dann alles zusammebricht (inkl 80-90% Bevölkerungsrückgang durch einen "neuen" Virus...) folgende Investitionen zu tätigen:
1.) Infrastruktur (Raffinerien, Transportschiffe v.a. Schüttgut und Tanker) DHT Holding, Scorpio Tanker, Scorpio Bunker....
2.) Straßenbau (Zementaktien) Cemex, Taiwan Cement, russische und afrikanische oder chinesische Zementwerte...
3.) Ölsektor (Bitumen bis Erdgas) - Rosneft - Gazprom - Surgutneftegaz
4.) Stahlwerte (wegen Monopolstellung besser Eisenerz-Dividendenaktien BHP, Vale, Rio Tinto)
5.) Minenaktien mit Fokus auf Industriemetalle wie Kupfer aber auch mit Kohle- oder Silbersparte: KGHM, Glencore, Zijin Mining, Teck Resources
6.) Absicherungsanteil in Gold & Silber physisch und starken Minenaktien (Polyus Gold Russland, Newmont, Newcrest, Barrick, ...)
7.) "Green Deal" Profiteure: Solarsektor (Canadian Solar, Jinko Solar, ?)
8.) Telekom-Infrastuktur 5G Netze (Nokia, Ericssson)
So, das reicht erstmal. Ich habe bewusst Aktien ausgesucht, die eher auf Mehrjahrestiefs stehen und am Zyklusboden bis zum Hoch wieder massiv profitieren könnten.
Beiseite gelassen habe ich die innovativen Software-Aktien oder SOP (System on a Chip), weil diese sich schnell ändern, aber ich würde das Segment versuchen aktiv zu handeln. Einige Werte sind jetzt auch in diesem Segment extrem abgestürzt...
AMS kaufte mit viel Kredit Osram, die LEDs für Autos/Smartphones herstellt. Wobei aktuell nichts funktioniert und AMS dann schon fast Pleite sein müsste... Aber weil jetzt praktisch "unlimitiert" Überbrückungsgeld direkt von der Zentralbank über die KfW usw. fließt, sind zu viele Schulden vorübergehend nicht existenzbedrohend, so kurios das auch ist.
Darum werden die "Harakiri-Manager" jetzt dafür belohnt mit Vollgas ihre Investitionsprogramme zu erhöhen, sofern es für ihre Produkte einen globalen Zukunftsmarkt gibt.
Ich würde darum diese Aktien nicht abschreiben, sie könnten asymmetrische Chancen nach oben haben. Aber man sollte im Einzelfall mit Totalverlust rechnen...
Kandidaten dafür sind:
1.) Offshore und Ölindustrie (vor allem deren Anleihen mit Laufzeiten 2025-2030)
2.) Nordsee-Öl-Aktien oder Bonds: Enquest, Cairn Energy, Delek Group...
3.) Abgestürzte Tech-Werte (AMS, Foxconn, Xiaomi, Samsung)
4.) Werften (Samsung Heavy, Hyundai Heavy)
5.) Reedereien (COSCO Gruppe)
6.) Kohleaktien (v.a. metalurgisch aus Australien und 1-2 Spezialwerte USA mit KGVs von 1-2 auf normalisierten Gewinnschätzungen.
Ich glaube, wer je 3-5 Werte aus diesen 6 total ausgebombten Sektoren kauft, wird unter dem Strich mit den paar wenigen, die überleben, 1.000% verdienen...
Weitere Ideen folgen.
Gruß