Hallo @Weiner,
was ist rechtes Tun? In Deinem Beitrag, der mir zu Herzen geht, entlarvst Du das Gelbe als Ort, der Tastenhelden (Scheinriesen) erzeugt, aber keine Handelnden. Man kann sich sicherlich der Täuschung hingeben, dass schon das Schreiben ein Handeln sei. Ist das ein Irrtum?! Was aber soll man genau tun? Falls man ein Lernender ist und das Gelbe als Ort des Lernens und der Selbstbegegnung begreift, wird das nicht doch auch richtiges Handeln im Kleinsten erzeugen?. Das kann natürlich auch eine Selbstexkulpierung sein. Ist es vermutlich. Jetzt kommst Du mit dem Hinweis auf Yoga und verwandte Gegenstände. Ich zähle noch Zen hinzu. Ist nicht hier eine andere Art Verhältnis von Tun und Nichttun geistig entwickelt, jenseits der politischen Welt mit ihren Mechanismen. Geht der Weg also nicht hin zur Welt? "Eines der wirksamsten Verführungsmittel des Bösen ist die Aufforderung zum Kampf", schreibt Kafka ganz kafkaesk. Da ist für mich ein Widerspruch in Deinen Kommentaren, der vermutlich aber keiner ist, sondern eine coincidentia oppositorum? Kann mich ooch irren.
Ich habe einen Teil des von Dir zitierten Wikiartikels hier reingenommen, weil ich ihn sehr lesenswert fand. Ich vermute, alle gehen sowieso Deinen Links nach, die stets geistig erhellend sind, aber ich dachte mir dennoch, dass das mal hier stehen darf.
Quelle Wikipedia:
"Die Praxis der hesychastischen Kontemplation
Als Hauptvoraussetzung für eine hesychastische Gotteserfahrung gilt in der gesamten Tradition die „Reinigung des Herzens“. Damit ist zunächst die Überwindung der Laster und der Verführung durch schlechte Gedanken gemeint, ein zentrales Anliegen aller Mönche. Dies reicht aber nicht aus; erforderlich ist die Befreiung von sämtlichen Vorstellungsbildern (phantasíai) und allen Akten des diskursiven Denkens (logismoí). Die Einbildungskraft soll ausgeschlossen werden, das Denken soll verstummen, jedes Wissen (gnṓsis) zurückgelassen werden. Verlangt wird ein absolutes Schweigen allem gegenüber. Dann erst werde die Wahrnehmung des Ungeschaffenen möglich. Die Entleerung des Geistes von unerwünschten Inhalten erfordere eine stets wache Aufmerksamkeit und Nüchternheit, die nepsis, deren Unerlässlichkeit in der hesychastischen Literatur aller Epochen betont wird. Unter den Seelenkräften, den Fähigkeiten der Seele, gilt nicht der Wille, sondern der höchste Teil des Erkenntnisvermögens als der entscheidende Faktor, der das Erleben der besonderen göttlichen Gnade in der Schau ermöglicht.[76] Palamas konstatiert, dass es einem leidenschaftlichen Geist unmöglich sei, sich mit Gott zu vereinigen. Daher müsse man den Geist bündeln und nach dem Göttlichen ausstrecken und dabei mit fester Kraft das vielfache Umherschweifen des Denkens zügeln.[77]
Im Mittelpunkt der hesychastischen Praxis steht das „geistige Gebet“ (griechisch νοερὰ προσευχή noerá proseuchḗ), das meist kurz Jesusgebet oder Herzensgebet genannt wird. Im Gegensatz zum gemeinsamen liturgischen Gebet ist das hesychastische individuell, der Betende ist stets allein. Das in verschiedenen Versionen verbreitete Jesusgebet enthält zwar eine Bitte, ist aber, wie aus hesychastischer Sicht betont wird, nicht als Bittgebet aufzufassen. Es dient nicht dem Zweck, Wünsche des Betenden vorzutragen oder Gott etwas mitzuteilen. Vielmehr geht es in erster Linie um Anbetung, wobei sich der Betende für etwas öffnen will, das von Gott kommt.[78] Zwar ist die hesychia ein Zustand der Ruhe, doch soll diese nicht mit Untätigkeit verwechselt werden; das hesychastische Beten wird traditionell – besonders in Russland – als „Arbeit“ aufgefasst und bezeichnet.[79]
Wegen des Erfordernisses einer anhaltenden Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum stellt die Kontemplation an die Konzentrationsfähigkeit des Praktizierenden erhebliche Anforderungen. Die hesychastische Literatur befasst sich mit dieser Problematik und gibt dazu Ratschläge. Schon im frühen byzantinischen Hesychasmus des 12./13. Jahrhunderts wurde empfohlen, ruhig zu atmen. Die ersten Autoren, die dazu nähere Angaben machten, waren Pseudo-Symeon und Nikephoros der Hesychast. Sie empfahlen eine Verlangsamung des Atems als Vorbereitung zur eigentlichen Kontemplation. Nikephoros schrieb, man solle sich beim Einatmen vorstellen, dass der Atem abwärts ströme, bis er das Herz erreiche. Damit könne man bewirken, dass auch der Intellekt (nous) ins Herz hinabsteige. Dann stelle sich eine Freude ein wie bei einer Heimkehr nach langer Abwesenheit. Wenn der Intellekt seinen Platz im Herzen gefunden habe, könne man mit dem Jesusgebet beginnen. Anfangs zeige der Intellekt noch die Neigung, schnell wieder herauszukommen und umherzuwandern, doch später gewöhne er sich an seinen neuen Wohnsitz. Mit dem biblischen Spruch „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“[80] sei diese Heimstätte im Herzen gemeint. Nach Pseudo-Symeons Darstellung nimmt der Intellekt, wenn er sich im Herzen niedergelassen hat, sich selbst als gänzlich lichtvoll wahr. Von da an kann er jeden störenden Gedanken, der auftaucht, vertreiben und vernichten. Bevor der Gedanke eine Form annehmen kann, wird er beseitigt.[81] Auch Gregorios Sinaites lehrte das Herabführen des Intellekts vom Hirn ins Herz mit dem Ziel, ihn dort einzuschließen. Diesen Vorgang solle man durch Anhalten des Atems vor dem Ausatmen unterstützen. Dabei gehe es aber im Grunde nicht um den physischen Atem, sondern um den „Atem des Intellekts“. Wenn die Wirkkraft im Herzen aktiv sei, stelle sich dort eine Erwärmung ein; diese sei ein unzweifelhaftes Merkmal für die Wirksamkeit des Gebets. Ferner schrieb Gregorios Sinaites, ein Hesychast solle immer zu wenig essen und niemals zu viel, denn wenn der Leib schwer sei, verfinstere sich der Geist.[82]
Bei den frühen Hesychasten war die Atemregulierung nur eine Vorübung vor dem Beten. Erst um 1400, im Handbuch von Ignatios und Kallistos Xanthopoulos, wurde geraten, die Worte des Gebets mit dem Ein- und Ausatmen zu koordinieren. In der modernen Praxis wird gewöhnlich der erste Teil der Gottesanrufung mit dem Einatmen, der zweite mit dem Ausatmen verbunden. Die hesychastische Kontemplation wird stets in sitzender Haltung mit geneigtem Kopf ausgeführt, im Gegensatz zum normalen Beten, bei dem man nach orthodoxer Tradition steht. Pseudo-Symeon gibt an, dass der Bart des Mönchs die Brust berühren soll.[83]
Zu den überlieferten Praktiken gehört auch die Nabelschau, die Konzentration auf den Bauchnabel, die schon Pseudo-Symeon im 12./13. Jahrhundert empfahl. Sie war und ist aber kein notwendiger Bestandteil der hesychastischen Praxis und wird häufiger von Kritikern als von den Hesychasten selbst thematisiert.[84]
Als geeigneten Ort für die Kontemplation bezeichneten Ignatios und Kallistos Xanthopoulos einen ruhigen, dunklen Winkel. Der Blick der Augen auf das Sichtbare führe dazu, dass das Denken zerstreut und zerteilt, geplagt und verwickelt werde. Um der Ablenkung vorzubeugen, solle man sich in einer ruhigen Zelle aufhalten. Dann kehre der Geist zu sich selbst zurück.[85]
Die Anweisungen in den Aufrichtigen Erzählungen eines russischen Pilgers, deren Verfasser an die Philokalie anknüpft, folgen den schon im Mittelalter ausgeformten Leitlinien. Der Hesychast soll in sitzender Haltung, mit geneigtem Kopf und geschlossenen Augen das Jesusgebet unablässig wiederholen. Dabei bemüht er sich, fremde Gedanken zu vertreiben. Er führt seinen Geist (sein Denken) „aus dem Kopf ins Herz“. Das Gebet spricht er leise oder auch nur im Geist. Er richtet seine Aufmerksamkeit auf das Herz, das als Sitz der Seele gilt, und achtet dabei auch auf seinen Atem, in dessen Rhythmus er betet.[86]
Betont wird in der hesychastischen Literatur und besonders bei den Athosmönchen, dass äußerliche Aspekte wie Haltung und Atemtechnik nur Mittel zum Zweck der Beruhigung seien. Die Atemübung sei zwar hilfreich und sehr empfehlenswert, doch solle man sie nicht als das Wesentliche betrachten. Nach Palamas’ Darstellung sind die physischen Regeln hauptsächlich für Anfänger nützlich. Auch die angestrebte Ruhe ist für die Hesychasten kein Selbstzweck, sondern nur eine Voraussetzung für die Erreichung des spirituellen Ziels.[87] Im 19. Jahrhundert erklärte Feofan Goworow, einer der einflussreichsten russischen Hesychasten, alle Äußerlichkeiten für unwesentlich; nur auf das innere, geistliche Gebet komme es an, „das ganz in sich selbst steht, ohne irgendeine äußere Form oder körperliche Haltung“. Das innere Gebet bestehe darin, dass der Intellekt ins Herz hinabgeführt werde. Der Intellekt sei nicht von der Aufmerksamkeit zu trennen; daher solle man sich mit der Aufmerksamkeit im Herzen aufhalten und dort fest verankert bleiben; dann sei der Intellekt im Herzen. Das physische Herz sei nur „ein Muskel aus Fleisch“ und das Instrument der Seele, so wie das Hirn das Instrument der Intelligenz sei. Wenn die Liebe noch nicht erwacht sei, solle man auf die Gegenwart Gottes im Herzen vertrauen und nicht nach dem „Wie“ seiner Anwesenheit fragen. Das kontemplative Beten sei ein wortloses Stehen – und schließlich dauerhaftes Wandeln – in der Gegenwart Gottes. Feofan empfahl zwar das Jesusgebet, hielt es aber nur für ein Hilfsmittel, auf das man auch verzichten könne. In den Gebetsworten und der Verrichtung des Gebets sei nichts, das in sich selbst Frucht bringen könne. Alle Früchte der Kontemplation könne man auch ohne dieses Gebet und sogar ohne jedes mündliche Gebet erlangen, wenn man nur ganz schlicht Intellekt und Herz auf Gott richte.[88]
Die hesychastischen Autoren schätzen und empfehlen das Mönchsleben und insbesondere das weltabgewandte Einsiedlerleben, Schweigsamkeit ist ihnen wichtig. Im modernen Hesychasmus wird aber eine strikt mönchische Lebensführung nicht als notwendige Voraussetzung für die Erlangung der hesychia genannten Seelenruhe betrachtet. Als entscheidend gilt die innere Distanz zu den äußeren Verhältnissen, die der Hesychast erlangen und stets bewahren soll. Schon die Wortführer des spätmittelalterliche Hesychasmus, Gregorios Sinaites und Gregorios Palamas, waren der Ansicht, hesychastische Spiritualität sei nicht nur im Rahmen eines äußerlich abgeschiedenen Lebens praktizierbar. Inwieweit sie auch für Laien geeignet ist, darüber gingen unter den mittelalterlichen Hesychasten die Meinungen auseinander. Symeon der Neue Theologe meinte, es bestehe hinsichtlich der Möglichkeit, zur Gottesschau zu gelangen, zwischen Mönchen und anderen Christen kein Unterschied.[89]
Erlernt wird das hesychastische Beten unter der Anleitung eines erfahrenen Praktizierenden. Schon im Mittelalter gab es aber auch autodidaktisch Lernende, die sich nur an die Anweisungen in der Literatur hielten, da ihnen kein Lehrer zur Verfügung stand.[90]"
Oblomow grüßt den @Weiner