Geopolitik, Schwarzer Adel, Bismarck, Philopsohien

Diego2, Donnerstag, 24.10.2019, 16:23 (vor 1856 Tagen) @ Diogenes Lampe6921 Views

Hallo Diogenes

Ich danke einmal erneut für die interessanten Denkanstösse.

Das grosse geschilderte Bild zur aktuellen Welt- und Geopolitik ist recht klar beschrieben und in sich sehr schlüssig. Zudem deckt es sich mit anderen (russischen) Quellen wie bei Analitik oder bei Piakin. Alles macht Sinn, auch z.B. die Politik Trumps, die hier einigen Transatlantiker in Politik und Medien nicht verstehen wollen. Und deshalb ist wohl auch z.B. der (whs. no deal) Brexit unumgänglich, auch wenn die EU und ein Teil der britischen Eliten das nicht akzeptieren wollen...

Ein letzter wichtiger offener Punkt ist der sogenannte schwarze Adel, der wird von Ihnen manchmal als dem Vatikan und Papst übergeordnet, parallel, und manchmal untergeordnet geschildert. Um die wahren Machtverhältnisse im transatlantischen Reich zu verstehen, ist es aber essentiell, dies genau zu differenzieren. Denn der schare Adel (blaublütige Adel und transatlantische Grosskonzerne) sind ja auch sehr eng in ihren Logen organisiert, so dass sich schon die Frage stellt, wer ganz oben in der Pyramide steht.... Wer von den drei Ludendorff‘schen Überstaatlichen den Hut aufhat, wird ja hier immer wieder kontrovers diskutiert. Wenn einflussreiche US amerikanische Familien über freimaurerischen Logen (z.B. über Ableger wie Skull und Bones) US Politik und Vatikan kontrollieren sollten, dreht sich das Bild ja doch ein wenig.

Es gibt in den letzten Texten und Diskussionen auch noch ein paar einige Dinge, wo ich Zweifel habe oder die ich nicht verstehe, weshalb ich sie hier noch einmal ansprechen möchte.

Zunächst einmal die These, dass Bismarck sich mit Russland gegen Rom verbünden wollte. Da fällt mir erst einmal ein, dass er zusammen mit dem Zentrum (Vatikan) ganz schön Politik gegen die Linken und Sozialisten gemacht hat. Vor allem hat er aber als Leiter des Berliner Kongresses 1878 die militärischen und dann auch diplomatischen Landgewinne der Russen im russisch–osmanischen Krieg, die kurz vor Istanbul standen, wieder weitgehend rückgängig gemacht. Bismarck hat da eher angelsächsische Politik betrieben, die den Bosporus nicht dem Zaren überlassen wollten. Die Russen waren jedenfalls nach dem Berliner Kongress so sauer auf die Preussen (denen sie in den Kriegen 1866 und 1871 den Rücken freigehalten haben), dass sich dann bis zum ersten WK Frankreich zu- und Deutschland abgewandt haben. Da war Bismarck nicht ganz unbeteiligt. Insofern kann ich Ihre These zu Bismarcks Politik eines Bündnis mit dem Zaren gegen den Vatikan nicht ganz nachvollziehen.

Sie scheinen ja bei fast allen Weltanschauungen / Philospohien / Ideologien politische Hintergründe (wie auch von Piakin angenommen) anzunehmen. Gibt es denn noch andere Kräfte ausserhalb des Vatikans, die für Weltanschauungen verantwortlich sein könnten? Es kann sich doch nicht immer nur der dialektische Vatikan mit sich selber auseinandersetzen. Wie sieht es mit der Aufklärung aus? Der Aufstand gegen die Autoritäten war ja durchaus auch gegen die Kirche gerichtet, auch wenn Sie bei Rousseau schon wieder das Gegenteil entdecken. Die Zerstörung / Diskreditierung der Aufklärung durch die jesuitischen Jacobiner und Bonaparte sollte gegen eine jesuitische Urheberschaft sprechen, obwohl die Aufklärung nicht unerheblich der (die Ihrer Meinung nach jesuitischen) Freimaurerei beeinflusst wurde. Hegel mit seiner Dialektik kam ja wohl erst nach der Aufklärung.....

(Und dann sind wir nebenbei schon bei Goethe, der Ihrer Meinung nach die Romantik abgelehnt hat, weil jesuitischen Ursprungs. Er selbst war aber bekannter Freimaurer. Hätte er nicht dann auch ahnen oder wissen müssen, dass diese auch jesuitischen Ursprungs ist? Oder sind die Freimaurer eben doch nichtvatikanischen Ursprungs und er lehnte die Romantik aus anderen Gründen ab? )

Ich habe mich jetzt stundenlang mit Ihrer philosophischen Auseinandersetzungen mit Oblomow über Kant, Schopenhauer und einigen anderen beschäftigt. Die meisten Gedankengänge kann ich nachvollziehen, aber nicht, wie Sie dazu kommen, den Existenzialismus als verkappte christliche Metaphysik zu deklarieren? Dass die Existenz dem Wesen vorausgehen soll, ist erst einmal nichts Neues. Dass haben so ähnlich andere Vorsokratiker und englische Empiriker wie Locke (?) in der Form gesagt, dass Verstand und Bewusstsein ohne Sinneseindrücke (Tabula rasa) nicht denkbar seien. Und christlich metaphysisch ist das eher nicht, wo der Geist (Gott) der Materie (das Wort wird zu Fleisch) übergeordnet ist. Auch habe ich nichts von idealististischer oder meterialistischer (Marx) Vorsehungsgeschichte als verkappte Metaphysik im Existenzialismus finden können. Auch sehe ich nicht den Zusammenhang zwischen Existenzialismus und Dialogik. Vllt. geben Sie da noch einmal einen Hinweis.

Es scheint ja jede idealistische (und materialistische) Philosophie bei Ihnen auf den Vatikan zurückzuführen, jede Mystik (HerzJesu usw.) ebenso....Es gab Mystik aber auch schon vorher in anderen Religionen, die Mystik in der im Hinduismus und Buddhismus ist sehr alt und selbst Schopenhauer bezieht sich darauf, der Sufismus fast ebenso alt wie der Islam (ja der Chassidismus ist recht jung und Buber auch). Warum soll es nicht auch eine (westliche) christliche Mystik ohne Vatikan geben dürfen ? Was ist mit der Mystik (Die Brüder Karamasow) der Starzen in der orthodoxen Kirche, auch Vatikan ?

Das sind so meine beschränkten Fragen…

Mit besten Gruss
diego


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