Hans-Peter Dürr: "Und jetzt sieht man, …
Hallo
an die Leser und User, die – abseits der gegenwärtig vorherrschenden Themen im Forum – weiterhin an einer Grundlegung des Debitismus und der Machttheorie von Paul C. Martin interessiert sind.
– Es geht heutzutage grundsätzlich darum, Relationen in Strukturen zu betrachten und zu denken. Es ist zu unterscheiden, ob die Relation an sich oder ob in der Relation gedacht wird. Dürr: "Es gibt nur die Verbindungen zwischen den Dingen und nicht, wie man vorher geglaubt hatte, es gibt erstmal die Dinge, die Frage, was ist, was existiert und wo fängt man an. Und dann muss man noch hinzufügen, wie sind die in Beziehungen zueinander. Und jetzt sieht man, es gibt nur die Beziehung." Es gibt nur das, was dazwischen ist. Die ganzen Zahlen, die auch nur ein mentales Konstrukt sind und in denen die stationäre Relation der Addition unter Beachtung gewisser Axiome definiert ist, sind dabei die Träger der Struktur einer Gruppenordnung. W. Ebeling/J. Freund/F. Schweitzer formulieren: "Die Komplexität einer Struktur spiegelt sich in der Anzahl der gleichen bzw. verschiedenen Elemente, in der Anzahl der gleichen bzw. verschiedenen Relationen und Operationen sowie in der Anzahl der Hierarchie-Ebenen wider." Unter Einbeziehung der Zeit verschärft sich das Denken und Verstehen in hierarchisch übereinanderliegenden Ebenen zusätzlich. Die Anzahl der hierarchischen strukturellen Ebenen ist wesentlich für ihre Komplexität. Relationen, die Alles mit Allem verknüpfen, sind nur Zusammenhänge und Verbindendes, ohne selbst etwas Materielles zu sein.
– Das zeigt sich beim 'Sinus': Seine Komplexität steigert sich von der Eindeutigkeit der Definition als einem Verhältnis von Gegenkathete und Hypotenuse am rechtwinkligen Dreieck auf der Grundlage der Strahlensätze, die selbst wieder Relationen sind, zur Sinusfunktion zuerst im Winkelmaß und dann im Bogenmaß, wenn die formelmäßige Beziehung zwischen dem Kreisbogen und seinem zugehörigen Winkel ergründet ist. Der Sinus ist die Relation selbst. Wir tun uns sehr schwer, uns die Polyhierarchie des Beziehungsgefüges der (fünf) Relationen vorzustellen. In den Knotenpunkten (Phasendurchgänge) schwingender Systeme gehen Wellenberg und Wellental ineinander über – bei einer hypothetischen stehenden gleichförmigen Sinuswelle sind sie immer gleich lang. Die harmonische Schwingung ist der Archetyp der Ordnung. Die Visualisierung gelingt sehr oft auf einer Riemannschen Fläche: die Lösung einer erweiterten Fragestellung erfolgt auf einem höheren Blatt und führt zur Lösung des ursprünglichen Problems auf dem darunterliegenden Blatt – siehe E. Galois und P. Scholze. Die Mathematik ist eben eine Beziehungssprache und keine begriffliche Sprache.
– Das Besondere und das Andersartige machen das Einmalige aller Dinge aus – sie sind der Schlüssel zur Ästhetik. Durch kleine Makel und Asymmetrien gewinnen Dinge und Menschen Sympathien – wie der Leberfleck auf der Oberlippe von Cindy Crawford. Für Joachim Fest sind die gewollten Störungen in den mehrfach verschobenen Fluchtlinien der Treppenanlage über der Piazza di Spagna in Rom und die doppelte Unterbrechung des Stufenfalls durch eingefügte Terrassen auch nur ein Spiel mit der Symmetrie. Er sagt: "… in der willentlich riskierten Verfehlung des Vollkommenen [wird] eine höhere Vollkommenheit erreicht." "Schönheit [ist] nicht nur Ausdruck einer rationalen Ordnung, sondern ebenso zugleich Ausdruck einer Irrationalität." – das bedeutet, dass die Ästhetik die Relation 'Symmetrie ↔ Asymmetrie' selbst ist.
– Nicht nur, dass der Sinus die Relation selbst ist, sollten wir weiter in Erinnerung behalten, sondern auch, dass "der Wert die Relation selbst darstellt, dass er nicht irgendwo erbaut oder als Schatz entdeckt wird". Der Wert einer Sache ist keine Eigenschaft der Sache an sich, sondern eine Relation, resultierend aus dem 'Haben-müssen' und dem 'Haben-wollen' infolge der ursächlich zwanghaften terminlich fixierten Abgabenforderung ex nihilo. Es gibt ohne Schuldverhältnis – das 'Haben-müssen' zum Termin – eben keine Relation (=Wert).
– In Gesellschaften jenseits der Dunbar-Zahl ist für mich die Relation 'Macht ↔ Ohnmacht' von zentraler Bedeutung. Sie ist der Wesenskern – die Entität sui generis – der Zivilisation. Ich denke, dass @Ashitakas Setzung 'Geld=Macht' zu einseitig ist, weil sie nur auf einer Seite der Relation stattfindet und ihren verfemten Teil außer Acht lässt. In dem Satz: "Geld hat, wenn überhaupt etwas mit Unrecht zu tun, mit der Ohnmacht, es zu einem Termin aus dem Nichts (ex nihilo) gegenüber einem Abgabenherrn schuldig zu sein." wird die Ohnmacht der Abgabenpflichtigen schon in Beziehung gesetzt zur terminlichen Abgabe ex nihilo, die heute selbst wieder aus Schuldverhältnissen – also Relationen – hervorgeht, an den Zwingherrn. Oder: "Macht wird nicht produziert, sondern in einem Machtverhältnis (Macht ↔ Ohnmacht) ausgeübt." Ich versuche, die Relation 'Macht ↔ Ohnmacht' = Geld für meine Betrachtungen des Phasenraums aller harmonischer und disharmonischer Schwingungen der Potenziale (Verschuldung) nutzbar zu machen.
– Die Relation Geld = 'Macht ↔ Ohnmacht' bildet im Zuge der Operationen der ZBen mittels hereingenommener Titel durch zugangsberechtigte MFIs ein Netz, das zum Anker der Ordnung einer formalen/formellen/rechtlichen Herrschaft wird. Die ZMO ist eine Struktur – in den Worten von Dürr 'Verbundenheiten' – der Relationen 'Macht ↔ Ohnmacht', die Alles mit Allem verbinden. Sie ist eine Struktur mentaler Verbundenheiten und nichts Dingliches – "die Form ist viel ursprünglicher als die Materie". … "Wie sind die in Beziehungen zueinander? Und jetzt sieht man, es gibt nur die Beziehung. Und jetzt haben wir Schwierigkeiten, weil wir sagen, ja wenn ich von Beziehung, Verbundenheit spreche. Ja was ist denn verbunden? Ja, das darfst Du nicht fragen" – weil die Materie eben nicht existiert, sondern nur 'Feldzustände'. Die bisherigen Erkenntnisse bleiben natürlich weiter gültig: Geld ist keine umlauffähig gemachte Schuld, sondern wird von dem Potenzial (der Verschuldung) getragen. Die Machttheorie und der Debitismus beschreiben die nur über einen begrenzten Zeitraum bestehende Entwicklung dieser Ordnung – der Bestand der Ordnung ist nicht ewig haltbar.
– Meine Betrachtungen von einem Blatt einer Riemannschen Fläche, das oberhalb der bisherigen liegt, führen dazu, den Sinus, die Ästhetik, den Wert und für mich das Geld als Benennungen für Relationen zu deuten. Das was dazwischen ist, hat mit dem Geistigen zu tun. Welche Benennung gibt es für die Relation 'Gut ↔ Böse'?
– Ich denke, dass die 'genialen Gedanken' von Paul C. Martin, an die @Silke dankenswerterweise am 16.06.2018 um 04:27 erinnert hat, nur im Rahmen einer Erweiterung zu einer funktionalen Relation diskutiert werden können. Es fehlt der verfemte Teil – "Es gibt also nicht 'Un-Macht', sondern nur 'Ohn-Macht' ". Die Relation selbst ist zu untersuchen, und nicht nur ein Teil von ihr.
– "Wir haben ganz primär einen Zugang zu dem Ganzen, indem ich nur ein Teilnehmer bin, aber ich bin kein Teil davon, weil es gar keine Möglichkeit gibt, dass ich mich aus der Wirklichkeit herauslöse." Das Schreiben und Reden sind gemäß Dürr von vornherein nur eine Art und Weise, die anderen daran zu erinnern, was sie eigentlich auch schon alle sehr sehr lange wissen – aber das ist ein neues Thema.
Das ist die Wirklichkeit von Relationen, wie sie mir bewusstseinsmäßig und sprachlich erscheint.
Grüße – Ostfriese