Die Krämerseele mit Nazi-Modell im Koffer: Ja, Trump ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn

Kosh, Freitag, 13.07.2018, 15:31 (vor 2343 Tagen) @ Naclador3571 Views

Staubsaugervertreter fiel mir spontan ein, als die SpOnner den Begriff ”Krämerseele” ins Spiel brachten. Zu diesem Bild passt natürlich auch das Toupet.

- Die USA, so Macron laut Teilnehmern, würden also automatisch profitieren, Trump gehe es nicht um Sicherheit sondern um gute Deals. Mit Europas Sicherheit hat das alles herzlich wenig zu tun.

So jedenfalls stellt sich Trump seine Deals vor: US-Gas plus US-Rüstungsgüter, 2 Dinge die Europa durchaus gebrauchen könnte, wenn die Situation es erfordern würde und die US konkurrenzfähig(er) wäre. Wie dem auch sei, tatsächlich bringt der SpOn-Artikel eine historische Linie auf den Punkt:

- Vier Prozent? … 130 bis 140 Milliarden Euro … Bundeswehr … ein militärischer Koloss …
Angesichts der deutschen und europäischen Geschichte, wäre es naiv, anzunehmen, dass dies von den Nachbarstaaten (selbst beim besten Willen) als ein Zugewinn an Sicherheit empfunden würde.

Seit mehreren Jahren begleitet den deutschen Alltag die Nazi-Debatte in besonderer Weise. Würde aber die Nato auf 4% des BIP hochrüsten, müssten die europäischen Partner auf einem neuen Mitspracheverteilschlüssel bestehen. Innerhalb dieser Fraktion wären Deutsche aufgrund ihres BIP-Gewichts wieder als Nazis hoffähig und damit dort, wo man sie in den 30ern mit Geschick hinein manövrierte. Trump spielt in diesem Theater den Staubsaugervertreter, der Europa das Nazimodell andreht, zumal in mehreren Staaten AfD-Parallelen ihren Führungsanspruch erheben. Lange habe ich mich gefragt, wie Trump zu den langfristigen Plänen möglicher Agenden passt, allmählich schwant mir zumindest für Europa, dass einerseits diverse bunte Flüchtlingsskulturen importiert werden sollen, was ein gesalzenes Konfliktpotential eröffnet. Dafür steht die US-Demokratische Fraktion. Andererseits erscheint im Auftrag der Republikaner ein Aussenseiter auf der Bühne, der sich für die entsprechende Ausrüstung stark MACHT. Im Gesamtbild der Einheitspartei erklingt die Botschaft, entweder das oder wir ziehen von dannen, was man durchaus im Sinne der Neo@cons auslegen kann: Entweder für (mit und unter) uns oder gegen uns.

Du schreibst:
- Es sieht tatsächlich so aus, als wolle Trump endlich Schluss machen mit der Doktrin der Full Spectrum Dominance …

Wenn dem so wäre, stünde sein Slogan “Make America Great Again” noch schiefer in der Landschaft, als seine Wähler je realisieren könnten. Bei Lichte betrachtet liefern die seit Ende des Jahrtausends zu beobachtenden Rückzugsgefechte des Westens Anhaltspunkte - unter PRominenter Führung der US. Tatsächlich kann diese Entwicklung aber nur dazu führen, zukünftig kleinere Brötchen zu backen. Zum diesem Rückzug könnte man sich auch den Abschied aus Europa denken, was den Verzicht auf den in 2 Weltkriegen mit viel eigenem Blut errungenen europäischen Teil der Hegemonialsphäre bedeutet. “America” wird unter Trump nicht grösser, sondern kleiner. Betriebswirtschaftlich gesehen evt. fitter, konkurrenzfähiger, aber von den Umsätzen her wesentlich weniger potent. In der Beziehung verhält auch er sich wie ein echter Politiker: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Auch und gerade unter Trump so offensichtlich wie selten zuvor: Die Amis auf Kurs. Was wiederum erklären könnte, warum die Wahl auf Trump gefallen ist. Man brauchte einen grossen Entertainer. Trump beherrscht die Medien aus dem Effeff, zieht sie am Nasenring durch die Manege, bestimmt welche Sau wann wo durchs Dorf getrieben wird und Medien samt Konsumenten spielen getreulich die ihnen zugedachte Rolle - ganz grosses Kino.

- Trump scheint sich also damit abgefunden zu haben, dass Europa gegen Russland im Zweifel nicht mehr zu verteidigen ist.

Mag sein, umgekehrt ist Russland nicht in der Lage, Europa zu erobern und wie ich Putin kenne, auch nicht daran interessiert. Wozu sollte sich Russland das antun? Wenn überhaupt ist die Einsicht eingekehrt, dass konventionelle KRIEGe im Atomzeitalter nurmehr eine beschränkte Wirkung haben können, woraus sich die Absurdität einer 4%-BIP-Aufrüstung direkt ergibt. Es ist nicht nur eine Materialfrage, sondern auch eine Frage der Fähigkeiten, mit voller Ausrüstung mehr als 10km zu marschieren, ohne dass körperliche Gebrechen die Jugend in die Knie zwingen, von psychischen Belastbarkeiten ganz zu schweigen.

- Eine stärkere Konzentration der US-Kräfte auf den pazifischen Raum konnte man ja auch unter seinem Vorgänger schon beobachten.

Was den US nicht viel nützen wird, weil potentielle Wirtschaftspartner PRaktisch bei China um die Ecke liegen. U.U. könnte man sich Afrika unter die Nägel reissen, aber dortige Handelsbilanzen sind teils heute schon negativ gegenüber China. Was wiederum bedeutet, dass China soviel Rohstoffe gar nicht gebrauchen kann, noch bevor das Recyclingzeitalter überhaupt richtig begonnen hat. Zu fragen wäre ganz nebenbei, wieviel Personal vom einstigen USEUCOM umverteilt werden kann, ohne militärischen Overhead zu PRoduzieren? Automatisierung steht in der Rüstung ebenfalls ganz oben auf der Tapete.

- die USA drinnen, die Deutschen unten und die Russen draußen zu halten. Offenbar sieht Trump keinen Bedarf mehr für diese Aufgaben.

Europa China und Russland zu überlassen zeugt m.M.n. nicht gerade von einem gewieften Dealmaker. Er meint es durchaus ernst mit seinen Deals, aber er hat nur Gas und Waffen im Bauchladen.

Fürs Kleingedruckte zurück zu den SpOnnern:
- Was Trump nicht sagt: Länder wie Frankreich oder Deutschland würden bei einer Aufrüstung wohl kaum Waffen in den USA bestellen. Schon seit Jahrzehnten produzieren beide Staaten etliche Systeme selbst, darunter Hubschrauber, Schiffe, Kampfjets und Panzer.
… Eine massive Aufrüstung in Europa würde so also auch die europäische Rüstungsindustrie weiter stärken - und zu einem massiven Konkurrenten für die US-Industrie machen.

Des weiteren gibt der Autor zu bedenken, dass aufgrund gängiger Waffendeallogik teils erhebliche Anteile der PRoduktion nicht in den US anfallen. Selbst wenn Trump die Aufrüstung ankurbeln würde, seine wählenden Rüstungsmitarbeiter würden davon nicht viel mitbekommen. Kommt dazu, dass Rüstung 1. bloss dazu taugt, PRoduktionsmittel zu verteidigen und 2. nach Lust und Laune dazu, von anderen etwas zu KRIEGEn. Rüstung ist nicht PRoduktiv, wenn man mal davon absieht, dass unter Waffengewalt bedrohte Kolonien günstiger PRoduzieren als “Römer”.

Du schreibst:
- Für die Vereinigten Staaten gibt es in Europa nichts mehr zu holen.

Nur weil Trump daran glauben sollte, muss es sich nicht so verhalten. Man denke nur an das andere Ende der Entwicklung: Ein eurasischer Block unter der Führung Pekings, US-Lobbyisten stellen sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens in eine Reihe mit Kollegen aus Burkina Faso und warten darauf, vorgelassen zu werden. Kann dies Trumps Perspektive sein? Wohl eher nicht, ausser es gilt etwas, von dem wir nichts wissen - plans within plans within plans. Wie auch immer, nach aussen sähe die Bilanz so aus: Herzland nicht gewonnen, Europa wieder verloren - wie weiland Frater Napoleon und Hitler auch die US am russischen Bären gescheitert.
M.a.W. Verbündete zu verlieren ist PRaktisch immer eine Niederlage. Wenn der Erhalt des Status quo für Trump nicht genügen sollte, könnte er ebenso gut jede Firma zur Pleite ausschreiben, die vorübergehend rund um die Gewinnschwelle operiert.

Summa summarum läuft die Sache wie schon mehrmals erwähnt darauf hinaus, dass Trump Entwicklungen beschleunigt, die den US nicht zum Vorteil gereichen:

aus http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/handelsstreit-waren-austausch-zwischen-chi...
- Angesichts des eskalierenden Handelsstreits zwischen den USA und China decken sich amerikanische Einzelhandelskonzerne offenbar mit Waren aus China ein.
… Bezogen auf das ganze erste Halbjahr 2018 stiegen sämtliche Ausfuhren aus China in die USA in Dollar berechnet um 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Wenn Otto Normalverbraucher sich so verhält, spricht man von Hamsterkäufen. Die US-Unternehmen haben offenkundig ihre Hausaufgaben geMACHT. Was wiederum darauf hin deutet, dass Trump nicht wirklich weiss, was er veranstaltet. Wer meint, er wäre im Hintergrund wohl recht beraten worden, unterschlägt das rekordverdächtige Personalkarussel im Weissen Haus. Trumps Wutausbrüche sprechen auch eher für Beratungsresistenz als für die unternehmerisch wichtige Eigenschaft, sich mit kompetenten Leuten zu umgeben und diesen auch dann zuzuhören, wenn’s einem nicht gefällt. Was er wirklich kann ist die Inszenierung seines Tuns, seit er's als Präsident darf, kümmert er sich PRioritär um die Inszenierung seines persönlichen Weltbilds. Wiederum auf mögliche Agenden angesprochen: “Ja, Trump ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn.”

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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