Wie Trump die NATO-Staaten der Brüsseler EU entfremdet

Diogenes Lampe @, Donnerstag, 12.07.2018, 22:01 vor 2344 Tagen 7721 Views

Das Folgende ist wieder nur meine ganz persönliche Schlussfolgerung aus dem, was die Medien von Trumps Besuch bei der NATO zu berichten wissen.

Das eben zuende gegangene NATO-Treffen hat US-Präsident Trump geschickt benutzt, um den Einfluss der EU auf ihre Mitgliedstaaten massiv zurück zu drängen. Seine Forderung an diese, ihre Verteidigungsausgaben für das Transatlantische Militärbündnis nicht nur auf 2% des BIP sondern auf 4 % herauf zu schrauben, ist eine unmögliche. Und er weiß das natürlich.

Aber seine Begründungen sind stichhaltig und nicht von der Hand zu weisen. Doch ebensowenig die Folgen für die einzelnen europäischen Regierungen. Entsprechend müssen diese lavieren, um nicht öffentlich zugeben zu müssen, dass sie diese Kosten nicht tragen können. Denn da ist ja auch noch die neue EU-Verteidigungsarmee, die Brüssel so dringend zustande bringen muss, um sich von den Trump-USA stolz zu emanzipieren. Wenn Trump nun aber bis zu 4 % Beteiligung an die NATO bindet, was bleibt dann noch an Mitteln aus den Verteidigungshaushalten der einzelnen EU-Staaten übrig, um eine europäische Armee aus dem Boden zu stampfen?

Wenn Brüssel also einerseits das Zustandekommen dieses dann wohl recht grotesken Militärhaufens von seinen Vasallen finanzieren lassen will, wird Trump nun andererseits sagen können: „Stop! Merkel kann mich nicht mit gerade mal 1,5 % bis 2024 vertrösten, wenn Deutschland dann gleichzeitig als Hauptfinanzier einer EU-Armee agiert (wer sollte es sonst sein? - Frankreichs Esprit etwa?), während die USA weiter die Hauptlasten für die NATO aufbringen sollen!“ Kaum war er also abgereist, setzte er den EU-Staaten gleich nochmal die Pistole auf die Brust: „2% gleich und nicht erst 2024, wenn ich bitten darf!“

Es kann also nur ein militärisches Bündnis geben! Entweder die NATO oder diese ominöse EU-Armee aus mehr oder weniger erbärmlichen Schrottarmeen. Beide gleichzeitig sind jedoch von den EU-Staaten finanziell unmöglich zu stemmen. Welches Bündnis also soll künftig Brüssel gegenüber Moskau und Peking verteidigen? „Wollt Ihr die EU-Armee, dann müßt Ihr auf die US-Armee in Europa verzichten!“ - könnte hier die eigentliche Ansage von Trump gelautet haben.

Und da ist noch ein schlichtes Problem, was kaum in die Öffentlichkeit dringt: Das Personalproblem! Die Truppenkapazitäten der einzelnen EU-Staaten reichen nicht aus, um gleichzeitig Truppen für die NATO wie für diese EU-Armee stellen zu können; also quasi gleich zwei Armeen - eine für die NATO und eine für die EU - in einem Land zu unterhalten, wobei die eine 4 % kostet und die andere wer weiß wieviel. Bei diesem lustigen EU-Plan in den blauen Dunst hinein wären ja alle Armeen, welche die EU-NATO-Staaten der NATO stellen, defacto mangels Personals mit denen identisch, welche dann auch dieser EU-Armee angehören würden. Andere Soldaten-Kontingente haben sie ja nicht als eben die, welche bereits an die NATO gebunden sind.

Und da ist noch eins! Genauso klar auf der Hand liegend: Zielausrichtung, Strategie und Taktik können dann in beiden Militärbündnissen nur so identisch sein wie ihr Armeepersonal. Damit aber würden die USA auch in der EU-Armee das Sagen haben müssen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass sich Washingtons Pentagon nach Brüssler Strategien richtet, die nicht die seinen sind. Eher noch, dass sich Brüssel mit seiner EU-Armee auch weiterhin einer von den USA dominierten NATO unterwerfen müsste. Also nix mit Emanzipierung von den USA!

Trump macht also den EU-Staaten deutlich, dass sie sich zwischen diesen beiden militärischen Bündnisoptionen entscheiden müssen. Wollen sie eine EU-Armee, dann wird Trump die NATO nicht mehr finanzieren und auch folglich keine Truppen mehr stellen; diese sogar ganz aus Europa abziehen. Dann sollen sich die EU-Staaten aus eigener Kraft gegen Russen und Chinesen stemmen. Die NATO wird aufgelöst und Trump greift sich die Briten, um mit ihnen und ihrem Commonwealth sein eigenes Militärbündnis zu schmieden. Die nächste Station seiner Reise ist ja auch sicher nicht zufällig die Downingstreet und Schloss Windsor, bevor es dann so passend nach Helsinki zu Putin geht.

Trumps Argumentationen sind natürlich nicht nur auf die EU und die NATO gemünzt, sondern auch auf den amerikanischen Wähler, der schon immer glaubte, die US-Truppen in Deutschland wären nur dazu da, den Deutschen einen Gefallen zu tun. Deshalb bringt er auch noch die deutsche Energieversorgung über Russland ins Spiel; dem Feind, vor dem seine Armee und sein Geld doch NATO wie neue EU-Armee beschützen sollen. Will sagen: Die Grundlegitimation für die Existenz Beider ist doch der Schutz vor den Russen!

Wie aber kann man sich dann ausgerechnet von den Energieressourcen des Feindes abhängig machen? Das widerspricht doch jeglicher militärischer Logik - also auch der der NATO selbst? Also entweder, man baut sich mit der NATO oder dieser ominösen EU-Armee eine starke Verteidigung gegen den Hauptfeind Russland auf - dann kann man sich für die eigenen Panzer und Flugzeuge schlecht die Antriebsmittel von diesem liefern lassen. Das täten nicht einmal die Schildbürger. Oder man kauft seine Energierohstoffe künftig nur noch beim amerikanischen Verbündeten. Genauso wie die Waffen. Dann wären Northstream 1 und 2 zu kappen. Das freut den amerikanischen Wähler, die Fracking-Industrie und die sonstige Wirtschaft. Oder der Russe ist gar nicht der Feind. Dann braucht es weder eine NATO noch eine EU-Armee.

Statt also von einer EU-Armee zu träumen, sollten die EU-Staaten lieber ihr Handesdefizit mit den neuen Trump-USA ausgleichen. Und dann ist da noch die Sache mit den Zollschranken. Trump will sie gleich mal in Gedanken niederreißen und eine Zollunion mit den europäischen Ländern erreichen. Sagt er jedenfalls. Und wenn man schon mal dabei ist, dann sollten auch alle staatlichen Subventionen fallen und der Handel mit allen Waren aller Länder freigegeben werden. Was nur funktioniert, wenn auch die ökonomischen Systemverhältnisse des angloamerikanischen Kapitalismus dieselben bleiben. Um diesen Handel vor Russen und Chinesen zu beschützen, braucht man dann natürlich eine NATO und keine EU-Armee. Auch diesem Gedankengang Trumps kann kein europäischer Staat zustimmen, der sich von den USA emanzipieren -und nicht länger von ökonomisch potenteren Staaten unterbuttern lassen will.

Warum aber stellt Trump offensichtlich unerfüllbare Forderungen auf? Was will er damit erreichen?

Er will die NATO auflösen! Nicht Russland ist sein Problem, sondern China. Nicht der Nordatlantik, Nord -oder Ostsee, sondern die Asien-Pazifikregion! Was er jetzt dringend zuwege bringen muss, ist, alle noch bezahlbaren militärischen Kapazitäten auf deren Seewege und auf die noch verbliebenen Stützpunkte auf dem eurasischen Festland, vor allem in Afghanistan, Irak, Kosovo ect. zu konzentrieren, um das chinesische Seidenstraßenprojekt wenigstens noch eine gewisse Zeit zu blockieren.

China hat nun seinen ersten militärischen Stützpunkt außerhalb seines Staatsgebietes in Dschibuti errichtet, um seine Handelsseewege nicht nur im Südchinesischen Meer sondern auch im Indischen Ozean und im Roten Meer zu überwachen. Gleichzeitig operieren die Chinesen inzwischen auch mit den Russen im Ostseeraum und diese starten an den Grenzen der EU inzwischen ihre Militärmanöver, ohne sie der NATO überhaupt noch anzukündigen.

Trump kann also einen kriegerischen Konflikt mit den Russen in Europa überhaupt nicht gebrauchen und vermutlich auch nicht mehr gewinnen. Für die Trump-Doktrin der USA hat Europa bis auf Großbritannien weder eine ökonomisch noch militärisch herausragende Stellung mehr. Zumal Putin mit seiner Waffenshow anläßlich seines Eingreifens in Syrien bereits deutlich gemacht hat, dass die NATO nicht einmal mehr über ihr eigenes Gebiet noch die Lufthoheit besitzen würde, wenn Putin es nicht wollte. Und der kürzliche Besuch des chinesischen Regierungschefs bei Merkel in Berlin deutet an, dass für Trump auch ökonomisch weder von Deutschland noch den anderen EU-Staaten noch viel zu holen ist. Da ist der Chinese vor.

Der BER und die Lufthoheit

In diesem Zusammenhang könnte übrigens auch das mehr als merkwürdige, nicht enden wollende Desaster mit dem Berliner Flughafen stehen, auf dessen Freiflächen jetzt die Autoindustrie ihre nicht mehr verkaufbaren Produkte parken will. Denn es wird hier und da gemunkelt, dass seine Nichteröffnung nicht mit Baumissmanagements zusammenhängt, sondern Russland keine Überflugrechte über „sein“ Gebiet erteilt hat. Der Flughafen in Schönefeld befindet sich ja auf dem Boden Brandenburgs, also dem ehemaligen Besatzungsgebiet der Sowjetunion.

Ob es sich tatsächlich so verhält, kann ich nicht sagen. Aber es passt dazu, dass die NATO-Länder der EU, bzw. ihre noch von den alten Transatlantikern gepolten Regierungen inzwischen in Panik sind, weil Trump mit dem Abzug seiner Truppen aus Europa droht. Vermutlich ist das auf kürzere oder längere Sicht gar keine Drohung mehr? Vielleicht fehlen den USA inzwischen nicht nur der Wille und das Geld, sondern auch die militärischen Druckmittel, um noch länger glaubhaft imperiale Schutzmacht Europas sein zu können? Womöglich wird das auch ein Thema beim Treffen zwischen Trump und Putin sein?

Was Trump also seinen entgeisterten NATO-Verbündeten hinter verschlossenen Türen verdeutlicht haben könnte, wäre, dass weder die NATO noch die EU in der Lage sind, eine geeignete Schutztruppe aufzustellen, die es mit Russland aufnehmen kann. Noch können sie die wirtschaftliche Expansion Chinas in Europa verhindern. In so ein Pleiteunternehmen aber steckt ein erfahrener Geschäftsmann wie Trump nicht unnötig Geld.

Fazit

Wenn es sich annähernd so verhält, wie ich es hier aufgezeigt habe, dann hat Trump den NATO -wie EU-Staaten deutlich gemacht, dass überstaatliche Organisationen des Transatlantischen Imperiums wie die NATO und die EU schon jetzt obsolet sind und folglich keine Zukunft mehr haben. D.h., eine künftige Zusammenarbeit in allen Fragen der Diplomatie, des Handels und des Militärs kann im auseinanderfallenden westlichen Bündnis künftig nur noch zwischen den USA und einzelnen europäischen Staaten bilateral Sinn machen. Die USA aber denken unter Trump nicht länger daran, die militärische Schutzmacht der EU sein. Damit hat er jedoch jegliche weitere Steuerungsmöglichkeit des untergehenden Globalismus von Brüssel aus unterbunden. Die EU ist am Ende. Jetzt besteht nur noch die Frage, wie sie abgewickelt werden soll.

Wenn sich Trump nun also aus Brüssel mit den Worten verabschiedet, dass die NATO nun „sehr einheitlich und sehr stark“ da steht, dann wird er vermutlich nicht nur sich sondern auch Putin viel Stoff zum Lachen am Kamin nach Helsinki mitgebracht haben. Wer Brüssel so vorführen kann, wie es Trump bei diesem NATO-Treffen gezeigt hat, der wird als US-Präsident, der weiß, was die Stunde geschlagen hat, mit Putin nur noch die Details zur freundlichen Übernahme des EU-Unternehmens durch Russland und China verhandeln. Egal, was uns die Transatlantischen Märchenmedien noch über dieses Treffen und die Zukunft von NATO und EU auftischen werden.

Wenn man dieser Interpretation folgt .....

NST @, Südthailand, Freitag, 13.07.2018, 06:54 vor 2344 Tagen @ Diogenes Lampe 4507 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 13.07.2018, 06:58

Hallo

... ist der Auftritt von Junker kein Lapsus sondern er erkennt offenbar als einziger die Situation und reagiert entsprechend. [[smile]] Trump läuft ganz cool mit seiner Frau am Rande und erfüllt seinen Job als Betreuer ganz elegant.
Gruss

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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

Das Imperium Americanum auf dem Rückzug

Naclador @, Göttingen, Freitag, 13.07.2018, 11:07 vor 2344 Tagen @ Diogenes Lampe 4040 Views

Es sieht tatsächlich so aus, als wolle Trump endlich Schluss machen mit der Doktrin der Full Spectrum Dominance unter Ausblutung der eigenen Bevölkerung. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber offensichtlich konnte er sich vom MIK und den Neokons emanzipieren und macht jetzt eine Außenpolitik, die weniger von Größenwahn und mehr von Pragmatismus geprägt ist die jedes anderen US-Präsidenten seit Bush Senior.

Für Deutschland bedeutet das die große Chance, von der Besatzung freizukommen. Falls Trump tatsächlich Ernst macht und die amerikanischen Truppen aus Deutschland abzieht, haben wir eine kurze Chance, souverän zu werden, bevor die eurasische Integration unter chinesischer Führung richtig Fahrt aufnimmt. Für die EU sehe ich da allerdings, wie Diogenes Lampe, keine großen Aussichten. Die machte ohnehin nur als Verwaltung der europäischen Vasallenstaaten des Imperiums Sinn.

Trump kann kaum ernsthaft annehmen, dass wir Nord Stream kappen, um dann teures US Fracking-Gas mit Tankern anliefern zu lassen. Die Neokon-Lösung wäre eine Pipeline von Qatar (Qatar verfügt über massive Offshore-Erdgasfelder) über Syrien und die Türkei in die EU gewesen, aber die wird es mit Assad nicht geben.

Trump scheint sich also damit abgefunden zu haben, dass Europa gegen Russland im Zweifel nicht mehr zu verteidigen ist. Eine stärkere Konzentration der US-Kräfte auf den pazifischen Raum konnte man ja auch unter seinem Vorgänger schon beobachten.

Nach einem berühmten Zitat war die NATO seinerzeit gegründet worden, um die USA drinnen, die Deutschen unten und die Russen draußen zu halten. Offenbar sieht Trump keinen Bedarf mehr für diese Aufgaben. Für die Vereinigten Staaten gibt es in Europa nichts mehr zu holen. Die Besatzung bindet Kräfte und Ressourcen, die woanders nutzbringender eingesetzt werden könnten.

Für uns hier birgt der imperiale Rückzug Chancen wie Risiken. Hoffen wir das beste.

--
"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson

Die Krämerseele mit Nazi-Modell im Koffer: Ja, Trump ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn

Kosh @, Freitag, 13.07.2018, 15:31 vor 2343 Tagen @ Naclador 3572 Views

Staubsaugervertreter fiel mir spontan ein, als die SpOnner den Begriff ”Krämerseele” ins Spiel brachten. Zu diesem Bild passt natürlich auch das Toupet.

- Die USA, so Macron laut Teilnehmern, würden also automatisch profitieren, Trump gehe es nicht um Sicherheit sondern um gute Deals. Mit Europas Sicherheit hat das alles herzlich wenig zu tun.

So jedenfalls stellt sich Trump seine Deals vor: US-Gas plus US-Rüstungsgüter, 2 Dinge die Europa durchaus gebrauchen könnte, wenn die Situation es erfordern würde und die US konkurrenzfähig(er) wäre. Wie dem auch sei, tatsächlich bringt der SpOn-Artikel eine historische Linie auf den Punkt:

- Vier Prozent? … 130 bis 140 Milliarden Euro … Bundeswehr … ein militärischer Koloss …
Angesichts der deutschen und europäischen Geschichte, wäre es naiv, anzunehmen, dass dies von den Nachbarstaaten (selbst beim besten Willen) als ein Zugewinn an Sicherheit empfunden würde.

Seit mehreren Jahren begleitet den deutschen Alltag die Nazi-Debatte in besonderer Weise. Würde aber die Nato auf 4% des BIP hochrüsten, müssten die europäischen Partner auf einem neuen Mitspracheverteilschlüssel bestehen. Innerhalb dieser Fraktion wären Deutsche aufgrund ihres BIP-Gewichts wieder als Nazis hoffähig und damit dort, wo man sie in den 30ern mit Geschick hinein manövrierte. Trump spielt in diesem Theater den Staubsaugervertreter, der Europa das Nazimodell andreht, zumal in mehreren Staaten AfD-Parallelen ihren Führungsanspruch erheben. Lange habe ich mich gefragt, wie Trump zu den langfristigen Plänen möglicher Agenden passt, allmählich schwant mir zumindest für Europa, dass einerseits diverse bunte Flüchtlingsskulturen importiert werden sollen, was ein gesalzenes Konfliktpotential eröffnet. Dafür steht die US-Demokratische Fraktion. Andererseits erscheint im Auftrag der Republikaner ein Aussenseiter auf der Bühne, der sich für die entsprechende Ausrüstung stark MACHT. Im Gesamtbild der Einheitspartei erklingt die Botschaft, entweder das oder wir ziehen von dannen, was man durchaus im Sinne der Neo@cons auslegen kann: Entweder für (mit und unter) uns oder gegen uns.

Du schreibst:
- Es sieht tatsächlich so aus, als wolle Trump endlich Schluss machen mit der Doktrin der Full Spectrum Dominance …

Wenn dem so wäre, stünde sein Slogan “Make America Great Again” noch schiefer in der Landschaft, als seine Wähler je realisieren könnten. Bei Lichte betrachtet liefern die seit Ende des Jahrtausends zu beobachtenden Rückzugsgefechte des Westens Anhaltspunkte - unter PRominenter Führung der US. Tatsächlich kann diese Entwicklung aber nur dazu führen, zukünftig kleinere Brötchen zu backen. Zum diesem Rückzug könnte man sich auch den Abschied aus Europa denken, was den Verzicht auf den in 2 Weltkriegen mit viel eigenem Blut errungenen europäischen Teil der Hegemonialsphäre bedeutet. “America” wird unter Trump nicht grösser, sondern kleiner. Betriebswirtschaftlich gesehen evt. fitter, konkurrenzfähiger, aber von den Umsätzen her wesentlich weniger potent. In der Beziehung verhält auch er sich wie ein echter Politiker: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Auch und gerade unter Trump so offensichtlich wie selten zuvor: Die Amis auf Kurs. Was wiederum erklären könnte, warum die Wahl auf Trump gefallen ist. Man brauchte einen grossen Entertainer. Trump beherrscht die Medien aus dem Effeff, zieht sie am Nasenring durch die Manege, bestimmt welche Sau wann wo durchs Dorf getrieben wird und Medien samt Konsumenten spielen getreulich die ihnen zugedachte Rolle - ganz grosses Kino.

- Trump scheint sich also damit abgefunden zu haben, dass Europa gegen Russland im Zweifel nicht mehr zu verteidigen ist.

Mag sein, umgekehrt ist Russland nicht in der Lage, Europa zu erobern und wie ich Putin kenne, auch nicht daran interessiert. Wozu sollte sich Russland das antun? Wenn überhaupt ist die Einsicht eingekehrt, dass konventionelle KRIEGe im Atomzeitalter nurmehr eine beschränkte Wirkung haben können, woraus sich die Absurdität einer 4%-BIP-Aufrüstung direkt ergibt. Es ist nicht nur eine Materialfrage, sondern auch eine Frage der Fähigkeiten, mit voller Ausrüstung mehr als 10km zu marschieren, ohne dass körperliche Gebrechen die Jugend in die Knie zwingen, von psychischen Belastbarkeiten ganz zu schweigen.

- Eine stärkere Konzentration der US-Kräfte auf den pazifischen Raum konnte man ja auch unter seinem Vorgänger schon beobachten.

Was den US nicht viel nützen wird, weil potentielle Wirtschaftspartner PRaktisch bei China um die Ecke liegen. U.U. könnte man sich Afrika unter die Nägel reissen, aber dortige Handelsbilanzen sind teils heute schon negativ gegenüber China. Was wiederum bedeutet, dass China soviel Rohstoffe gar nicht gebrauchen kann, noch bevor das Recyclingzeitalter überhaupt richtig begonnen hat. Zu fragen wäre ganz nebenbei, wieviel Personal vom einstigen USEUCOM umverteilt werden kann, ohne militärischen Overhead zu PRoduzieren? Automatisierung steht in der Rüstung ebenfalls ganz oben auf der Tapete.

- die USA drinnen, die Deutschen unten und die Russen draußen zu halten. Offenbar sieht Trump keinen Bedarf mehr für diese Aufgaben.

Europa China und Russland zu überlassen zeugt m.M.n. nicht gerade von einem gewieften Dealmaker. Er meint es durchaus ernst mit seinen Deals, aber er hat nur Gas und Waffen im Bauchladen.

Fürs Kleingedruckte zurück zu den SpOnnern:
- Was Trump nicht sagt: Länder wie Frankreich oder Deutschland würden bei einer Aufrüstung wohl kaum Waffen in den USA bestellen. Schon seit Jahrzehnten produzieren beide Staaten etliche Systeme selbst, darunter Hubschrauber, Schiffe, Kampfjets und Panzer.
… Eine massive Aufrüstung in Europa würde so also auch die europäische Rüstungsindustrie weiter stärken - und zu einem massiven Konkurrenten für die US-Industrie machen.

Des weiteren gibt der Autor zu bedenken, dass aufgrund gängiger Waffendeallogik teils erhebliche Anteile der PRoduktion nicht in den US anfallen. Selbst wenn Trump die Aufrüstung ankurbeln würde, seine wählenden Rüstungsmitarbeiter würden davon nicht viel mitbekommen. Kommt dazu, dass Rüstung 1. bloss dazu taugt, PRoduktionsmittel zu verteidigen und 2. nach Lust und Laune dazu, von anderen etwas zu KRIEGEn. Rüstung ist nicht PRoduktiv, wenn man mal davon absieht, dass unter Waffengewalt bedrohte Kolonien günstiger PRoduzieren als “Römer”.

Du schreibst:
- Für die Vereinigten Staaten gibt es in Europa nichts mehr zu holen.

Nur weil Trump daran glauben sollte, muss es sich nicht so verhalten. Man denke nur an das andere Ende der Entwicklung: Ein eurasischer Block unter der Führung Pekings, US-Lobbyisten stellen sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens in eine Reihe mit Kollegen aus Burkina Faso und warten darauf, vorgelassen zu werden. Kann dies Trumps Perspektive sein? Wohl eher nicht, ausser es gilt etwas, von dem wir nichts wissen - plans within plans within plans. Wie auch immer, nach aussen sähe die Bilanz so aus: Herzland nicht gewonnen, Europa wieder verloren - wie weiland Frater Napoleon und Hitler auch die US am russischen Bären gescheitert.
M.a.W. Verbündete zu verlieren ist PRaktisch immer eine Niederlage. Wenn der Erhalt des Status quo für Trump nicht genügen sollte, könnte er ebenso gut jede Firma zur Pleite ausschreiben, die vorübergehend rund um die Gewinnschwelle operiert.

Summa summarum läuft die Sache wie schon mehrmals erwähnt darauf hinaus, dass Trump Entwicklungen beschleunigt, die den US nicht zum Vorteil gereichen:

aus http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/handelsstreit-waren-austausch-zwischen-chi...
- Angesichts des eskalierenden Handelsstreits zwischen den USA und China decken sich amerikanische Einzelhandelskonzerne offenbar mit Waren aus China ein.
… Bezogen auf das ganze erste Halbjahr 2018 stiegen sämtliche Ausfuhren aus China in die USA in Dollar berechnet um 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Wenn Otto Normalverbraucher sich so verhält, spricht man von Hamsterkäufen. Die US-Unternehmen haben offenkundig ihre Hausaufgaben geMACHT. Was wiederum darauf hin deutet, dass Trump nicht wirklich weiss, was er veranstaltet. Wer meint, er wäre im Hintergrund wohl recht beraten worden, unterschlägt das rekordverdächtige Personalkarussel im Weissen Haus. Trumps Wutausbrüche sprechen auch eher für Beratungsresistenz als für die unternehmerisch wichtige Eigenschaft, sich mit kompetenten Leuten zu umgeben und diesen auch dann zuzuhören, wenn’s einem nicht gefällt. Was er wirklich kann ist die Inszenierung seines Tuns, seit er's als Präsident darf, kümmert er sich PRioritär um die Inszenierung seines persönlichen Weltbilds. Wiederum auf mögliche Agenden angesprochen: “Ja, Trump ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn.”

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.

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