Eva Glawischnig und der Novomatic-Konzern - hier stimmt etwas nicht...

Phoenix5, Freitag, 02.03.2018, 19:35 vor 2465 Tagen 8175 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 02.03.2018, 19:55

Ich habe Eva Glawischnig (Parteichefin der Grünen bis Mai 2017) immer für eine inkompetente, intellektuell nicht besonders begnadete Karrierefrau gehalten (gut, gegen Claudia Roth ist sie Einstein, aber wer nicht?), aber ihr gleichzeitig zugestanden, dass sie wenigstens zu ihren Werten, ihrem Weltbild und ihrer Ideologie steht und auch glaubt, was sie sagt. Insofern war ich von ihrem Wechsel zu einem von den Grünen am standhaftesten bekämpften Konzern - Novomatic - ebenso überrascht wie ihre Wählerschaft. Tatsächlich hielt ich das Verbot des kleinen Glücksspiels in Wien 2015 (beschlossen 2011 mit 4-jähriger Übergangsfrist) für eine wirklich gute Sache - hat man doch davor regelrecht zusehen können, wie ganze Gassen und Plätze durch die Spielsüchtigen verdrecken und verelenden.

Meine Überraschung über diesen Schritt ging so weit, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass da alles mit rechten Dingen zugeht. Hier geht es nicht einfach um einen weiteren korrupten Politiker, der sich vom Feind kaufen ließ. Hier geht es um eine Frau, der man einerseits vorwirft, die Grünen ruiniert zu haben und die mit diesem Schritt andererseits nicht nur alles bestätigt, was man ihr im letzten Jahr - auch parteiintern - vorgeworfen hat, sondern die sich im übertragenen Sinn damit zusätzlich selbst zur "Persona non grata" degradiert, womit sie sich in ihrem Milieu nirgendwo mehr blicken lassen kann. Darüber hinaus kam diese Ankündigung 3 Tage vor der Wahl in Kärnten, wo die Grünen ebenfalls ums Überleben kämpfen. Warum hat sie dafür nicht einfach noch eine Woche gewartet? Das alles für Geld? Oder gar Rache? Auch ihr stark aufgequollenes Gesicht auf der Pressekonferenz zeugt entweder von tatsächlich gesundheitlichen Problemen (wie von ihr beim Rücktritt kolportiert) oder psychischem Stress oder einer durchheulten Nacht.

Sei´s wie sei. Ich habe zwar keine definitive Antwort auf die Frage, was da im Hintergrund abgelaufen ist, aber ich habe etwas Interessantes bei der Recherche gefunden. Dabei geht es um den Kommerzialrat Peter Barthold, früherer Rapid-Torhüter und späterer Glücksspielbetreiber. Dieser wollte den Novomatic-Konzern um 25 Millionen Euro erleichtern, indem er behauptete, dass es eine mündliche Zusage für diese Summe gegeben hätte (eine sehr fragwürdige Behauptung bei dieser Summe). Konkreteres lässt sich hier nachlesen:

https://derstandard.at/2000063801919/Barthold-mit-Klage-gegen-Novomatic-auch-bei-OLG-Wi...

Interessant ist, wie der Herr Barthold andachte, den Konzern unter Druck setzen zu können. Und zwar nutzte er hierfür seine Verbindungen in die Politik und die Medien. Konkret soll er angedroht haben, Novomatic in der Öffentlichkeit mit Vorwürfen zu bewerfen (z.B. Schmiegeldzahlungen an Politiker, u.a. angeblich Peter Westenthaler), sollten diese sich weigern, ihm die 25 Millionen auszuzahlen. Das Medium News griff das Thema auf:

http://www.spieler-info.at/wp-content/uploads/2017/03/Novomatic-Causa-Kronzeuge-packt-a...

Und jetzt kommt´s: Barthold wollte noch einen Schritt weiter gehen und lobbyierte über die grüne Partei gegen Novomatic:

"In einer der Korruptions-Staatsanwaltschaft Wien vorliegender Videodokumentation zeigt sich die Instrumentalisierung vorsatzloser unbeteiligter Dritter: Darin nennt KR Peter Barthold Personen, die ihn bei seinem Vorhaben unterstützen würden. Stolz präsentiert er SMS-Verkehr mit VOLKER PIESCZEK, dem Ehemann der Klubobfrau „Die Grünen“ und brüstet sich mit beinahe TÄGLICHEN Kontakten zu Frau Dr. Eva Glawischnig-Piesczek.

Aus dieser Videodokumentation ergibt sich auch die Unterstützung des Beschuldigten bei seiner
imageschädigenden Kampagne gegen den Novomatic-Konzern durch Vertreter der politischen Partei „Die Grünen“.

KR Peter Barthold hat – so SEINE EIGENE Aussage – „Dr. Eva Glawischnig beinahe jeden zweiten Tag – über MONATE hinweg – getroffen“, unter anderem auch in deren PRIVATWOHNUNG.

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek soll – lt. Barthold – ihm bestätigt und versprochen haben, dass sie Informationen in Zusammenhang mit einer Parteienfinanzierung und Politikerbestechung durch die Novomatic-AG umgehend über die Delegations-Leiterin der Österreichischen Grünen im Europaparlament und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Mag. Ulrike Lunacek, EUROPA- und WELTWEIT verbreiten würde, damit der Novomatic-Konzern international KEINE Lizenzen mehr erhalten werde bzw. dass ihm bestehende Lizenzen entzogen werden.

KR Peter Barthold gesteht in diesem Zusammenhang auch zu, dass er davon ausgeht, also es ernstlich für möglich hält und damit abfindet, dass der Novomatic-Gruppe hierdurch ein Schaden in Milliardenhöhe entstehen kann."

Quelle: www.spieler-info.at/2017/03/02/barthold-peter-die-grunen-prominenz-zu-seiner-unterstutzung-aktiviert/ von Marz 2017 (im Mai 2017 trat Glawischnig zurück)

Um das nochmal zusammenzufassen: Glawischnig soll Barthold zugesagt haben, dass sie seine Vorwürfe bis ins Brüsseler Parlament bringt, mit dem Ziel Novomatic sämtliche Lizenzen europaweit zu verweigern! Das wäre für den Konzern eine absolute Katastophe gewesen. Und ein Jahr später wird eben dieser Konzern ihr neuer Arbeitgeber?

Wenn das alles nicht purer Zufall ist (oder Herr Barthold die Unwahrheit sagt), dann hat sie entweder der Konzern um sehr viel Geld gekauft (was ich Glawischnig noch immer nicht so recht zutrauen mag), oder er hatte etwas gegen sie in der Hand.


Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung und ich kann jedem Poster hier nur empfehlen, den Konjunktiv bei Spekulationen zu verwenden. Es ist nämlich sicher kein Spaß sich wegen ein paar schriftlicher Gedanken zur Causa vor Gericht verantworten zu müssen.

Beste Grüße
Phoenix5

Vermutlich ein Angebot bei dem sie nicht Nein sagen konnte

Herb @, Südsteiermark, Freitag, 02.03.2018, 22:11 vor 2465 Tagen @ Phoenix5 6059 Views

Hallo Phoenix5,

Novomatic hat quasi eine feindliche Übernahme vollzogen und einen seiner lästigsten Widersacher erledigt, Selbstvertrauen hat die Branche ja, Verbündete auch.

Wobei der Schuss auch nach hinten los gehen kann, Rache, gekränkter Stolz und so.
Das ist Österreich, überall Intrigen, Seilschaften und Kriege.

Beste Grüße vom völlig neutralen Herb

--
NUR BEIM LACHEN BIEGT SICH DAS RÜCKGRAT!

Womit wir wieder beim Eichelburg wären...

re-aktionaer @, Freitag, 02.03.2018, 22:37 vor 2465 Tagen @ Phoenix5 5336 Views

... vielleicht also doch!
Ich hatte heute jedenfalls einen sehr sehr langen Lachanfall.

... und Walters täglichem Delirienwalzer

Tempranillo @, Freitag, 02.03.2018, 22:49 vor 2465 Tagen @ re-aktionaer 4947 Views

Josef Strauss, op. 212:

https://www.youtube.com/watch?v=j-zTPBOYf1Y

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).

Bitte nicht den Walter ins Spiel bringen

Phoenix5, Samstag, 03.03.2018, 19:28 vor 2464 Tagen @ re-aktionaer 3317 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 03.03.2018, 19:36

... vielleicht also doch!

Du weißt, wie viel Beweise er dafür hatte? Keine! Er hat sich auf ein Buch einer Puffmutter gestützt, in welchem von einer "Eva" die Rede ist, die später in die Politik ging. Angeblich soll im selben Buch auch klar gestanden haben, dass "Eva" nicht ihr richtiger Name ist.

Ich gehe da nach Ockhams Rasiermesser. Folgendermaßen könnte es gewesen sein (nur eine Meinung und kein Tatsachenbericht):

Barthold ist an das Paar Glawischnig-Piesczek herangetreten. Die haben ihm seine Vorwürfe geglaubt und könnten sich möglicherweise gedacht haben: 25 Mille? Da könnten wir doch auch mitschneiden, wenn wir im Gegenzug für Herren Barthold aktiv werden. Trifft doch eh keine Falschen, sondern einen Konzern, gegen den wir schon lange Krieg führen. Nun hat aber auch das Oberlandesgericht Wien gegen Barthold entschieden und wenn Novomatis nun handfeste Beweise gehabt hätte, dass Glawischnig möglicherweise Amtsmissbrauch betrieben hat (Schädigung eines Konzerns gegen Zahlungsverprechen Bartholds, d.h. Bestechung), dann hätte das für Glawischnig schlecht ausgehen können. Wenn es so gewesen wäre, würde alles zusammenpassen:

1. Glawischnig könnte von Novomatic zum Rücktritt gezwungen worden sein
2. Mit der Zusage, das Image von Novomatic aufzubessern (und das der Grünen, des Erzfeindes, weiter zu ruinieren), indem sie dort offiziell "arbeitet". Im Gegenzug lässt Novomatic die möglichen Beweise verschwinden.
3. Lunacek, welche auf EU-Ebene das Lobbying gegen Novomatic im Auftrag Glawischnigs hätte betreiben sollen, wurde zur Parteichefin einer sterbenden Partei degradiert.

Für mich klingt das schlüssig. Und für das Image von Glawischnig auch besser, als wenn sie freiwillig hingegangen wäre. Im Standard-Forum fragte jemand in Anspielung auf den Eichelburg-Prozess sinngemäß, ob Glawischnig auch klagen würde, wenn man behauptet, dass sie für Novomatic arbeitet. Das trifft es wohl schön auf den Punkt. Für mich sieht die Novomatic-Geschichte eher nach Zwangsprostituition aus und dann täte sie mir wirklich leid.

Beste Grüße
Phoenix5

Der Seitenwechsel war durchaus eine Überraschung.

Prikopa @, Samstag, 03.03.2018, 21:19 vor 2464 Tagen @ Phoenix5 3140 Views

Lieber Phoenix5,

es gibt diese zwei wunderbaren Zeitdokumente:

http://tvthek.orf.at/profile/ZIB-2/1211/ZIB-2/13968006/Glawischnig-geht-zu-Novomatic-un...

Zum Schluss gibt es die Anstecknadel, davor Worte wie Change-Management, innovativ, weltweiter Konzern und Herausforderung.

Und für Freunde des ganzen feinen Humors, Fellner:
http://www.oe24.at/tv/fellnerlive-live/Fellner-Live-Interview-mit-Eva-Glawischnig/32438...

Wenn du im Interview "ist Entertainment" sagst und Fellner korrigiert dich mit "ist Glücksspiel".

Sichtlich wohl fühlte sich meiner Meinung nach Glawschnig in beiden Situationen nicht.
Mir war die oben beschriebene Querverbindung so nicht bewusst. Ich vermutete ihre Gesundheitsthematik als eine der möglichen Motivationen für den doch ungewöhnlichen Seitenwechsel.

Ziemlich großes Kino, ich meine, eine beeindruckende Leistung, erstens Pilz als Versenker der Grünen abzulösen und zweitens in die Gusenbauer(ehemaliger äussert situationselastischer SPÖ-Chef) Liga aufzusteigen. Äusserst beeindruckend.


Beste Grüße

ps: Im Standardforum gab es den Witz, vor dem Politikerleben war die Berufsgruppe von Eva G. noch umstritten,
nach der Politikphase hat sich mit Novomatic diese Frage erübrigt.

Der kritische Geist von Eva Glawischnig hat im Change Prozess bei Novamatic bereits Erfolge aufzuweisen, verantwortungsvoll gibt es ab jetzt in der Kantine Bio-Essen.

Zu Lunacek, diese kam selbst zum Handkuss durch die Partei. Wurde nach dem überraschenden Abgang von G. verbraten, mit im Spiel war das Häferl (ugs. für cholerische Dünnhaut die selbst aber gerne austeilt) Reimon (Hinweis auch Grazer Zelle), welcher in Brüssel quersägte.

Eine ekelhafte

Herb @, Südsteiermark, Sonntag, 04.03.2018, 12:32 vor 2463 Tagen @ Prikopa 3325 Views

bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 04.03.2018, 12:58

Hallo Prikopa,
immer fein deine Analysen zu dem hiesigen Geschehen zu lesen.

Ziemlich großes Kino, ich meine, eine beeindruckende Leistung, erstens
Pilz als Versenker der Grünen abzulösen und zweitens in die
Gusenbauer(ehemaliger äussert situationselastischer SPÖ-Chef) Liga
aufzusteigen. Äusserst beeindruckend.

So schön du das auch formuliert hast, aber du übersiehst ein Detail: Das ist nur eine weitere Frechheit, die sich einer dieser verkommenen Politschauspieler erdreistet.

Wie kleine Kinder gehen sie immer weiter und weiter, testen die Grenzen des zumutbaren aus und werden dabei zum bereits stinkende Kopf des Fisches.

Das moralische Fehlverhalten der Führung ist immer die Messlatte für die Untergebenen, bis runter zum kleinen Arbeiter und dessen Kinder.
Kein Wunder, dass es überall zu solchen Zuständen kommt im Land, wir verspielen unsere Zukunft dabei!

Beste Grüße, Herb

--
NUR BEIM LACHEN BIEGT SICH DAS RÜCKGRAT!

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