Der mittlerweile kaum noch auszuhaltenden Dramaturgie und Hyperrealisierung wegen. Hartgeld.com ist eine der harmlosesten Adressen. Denn dort wird dem Leser durch kontinuierlichem Pegelanschlag sehr schnell bewusst, dass die Interpretationen keinerlei Realitätsbezug mehr haben. Man weiss halt auf was man sich da einlässt. Ähnlich einer Folge Simpsons.
Viel schlimmer sind eben die vielen tausenden Seiten, Kanäle und Radiosender, die sich den großen Agenturen unterordnen und aufgrund ihres bombastischen Zusammenspiels seit Jahren aufgrund ihrer Mixtur jeglichen Kontrast zwecks Unterscheidung des Lesers zwischen der Realität und Simulation verhindern.
Aber keine Bange. All die medialen Erscheinungen, die wir gegenwärtig nicht mehr unterscheiden können/wollen werden sich in Zukunft selbst überholen.
Zunächst die Echtzeit und danach folgt die Berichterstattung vor dem Ereignis.
Beispielhaft für die schleichende Vernichtung des zeitlich Realen steht ein Domian-Talk am Abend des 11.09.2001 mit einem Augenzeuge in New York. Wo sich Anfangs noch beide Seiten der Zeitverzögerung ihrer Worte am anderen Ende des Hörers ein wenig bewusst waren (ja, solche Telefonate waren im Jahr 2001 immer zeitversetzt), vielen sie sich am Ende des Telefonats ohne Zeitverzögerung ins Wort, so als stünden sie sich direkt gegenüber. Für den Zuhörer war es ja auch gefühlt so, weswegen das Telefonat auch weiterhin real war/ist.
Es gibt tausende solcher Beispiele. Zufällig angetroffene Augenzeugen oder Politiker, deren von links nach rechts und zurück wandernde Augenbewegung während ihres Blicks in die Kamera bei vollem Bewusstsein das Script, die Einholung der Zeit, verrät. Die Sender haben gelernt, interviewen heute immer weniger mit direktem Blick zufällig angetroffener Person in die Kamera. Ganz stark war z.B. Frau W. vor einigen Jahren. Sie kam nicht selten aus einer Bundestagssitzung, stolperte danach in die Arme eines Senders und bewegte ihre Pupillen anschließend mehrere Minuten von Ost nach West und zurück.
Woher wusste der Sender nun, was sie zu sagen hat?
Ich könnte ein Buch darüber schreiben.
Herzlichst,
Ashitaka
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Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.