vor der Wahl im September noch ein kleines Gedicht

nereus @, Montag, 31.07.2017, 13:42 vor 2700 Tagen 3191 Views

Schon 1850 erkannte ein gewisser Herr von Fallersleben, daß der Geist der Freiheit nur sehr schwer zu aktivieren ist und schrieb weitblickend:

Nicht Mord, nicht Bann, noch Kerker
nicht Standrecht obendrein
es muß noch stärker kommen
soll es von Wirkung sein.

Ihr müßt zu Bettlern werden
müßt hungern allesamt
Zu Mühen und Beschwerden
verflucht sein und Verdammt

Euch muß das bißchen Leben
so gründlich sein verhaßt
daß Ihr es fort wollt geben
wie eine Qual und Last

Erst dann vielleicht erwacht noch
in Euch ein besserer Geist
Der Geist, der über Nacht noch,
Euch hin zur Freiheit heißt

Quelle: https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/new-normal-definitiv-nein/

mfG
nereus

Willst Du jetzt Robert Konkurrenz machen?

Monterone @, Montag, 31.07.2017, 14:33 vor 2700 Tagen @ nereus 2618 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 31.07.2017, 15:28

Schon 1850 erkannte ein gewisser Herr von Fallersleben, daß der Geist der
Freiheit nur sehr schwer zu aktivieren ist und schrieb weitblickend:

Nicht Mord, nicht Bann, noch Kerker
nicht Standrecht obendrein
es muß noch stärker kommen
soll es von Wirkung sein.

Ihr müßt zu Bettlern werden
müßt hungern allesamt
Zu Mühen und Beschwerden
verflucht sein und Verdammt

Euch muß das bißchen Leben
so gründlich sein verhaßt
daß Ihr es fort wollt geben
wie eine Qual und Last

Erst dann vielleicht erwacht noch
in Euch ein besserer Geist
Der Geist, der über Nacht noch,
Euch hin zur Freiheit heißt

Sag mal, nereus,

willst Du jetzt dem Lyrikexperten Robert Faurisson Konkurrenz machen? [[freude]]

In jedem Fall danke ich Dir, daß Du etwas gebracht hast, was uns Europas Kunst und Kultur in Erinnerung bringt.

Du weißt doch, wir haben eine Pflicht zur Erinnerung, der ich, gehorsamer Staatsbürger, der ich nun mal bin, gerne nachkomme.

Wer keine Angst vor dem 18. Jahrhundert hat, soll bitte dieses Video anklicken:

https://www.youtube.com/watch?v=Kiyql1Cj2Ec

Was folgt, ist ein Allegro maestoso, majestätisches Allegro, dessen Besonderheit darin liegt, daß das Majestätische nicht wuchtig oder autoritär auftritt, sondern leise.

Mozarts idealisierter Marsch beginnt im Piano, als hätte er eine Art von Macht in Töne setzen wollen, die auf jeden Anflug imperialer Gesten und einschüchterndem Gehabe verzichtet, weil sie verstandsmäßige Überlegenheit und die Sicherheit, die richtigen Definitionen zu setzen, auf ihrer Seite weiß.

Das wäre der Anfang dieses herrlichen Stücks, von dem aus es in die entferntesten Regionen geht und anschließend wieder zurück, den leisen und dennoch glasklar definierten Anfang.

Als zweiter Satz folgt eine Kavatine für Klavier, die uns in eine italienische Sommernacht zu versetzen scheint.

Wir hören eine in's Instrumentale übertragene Gesangsnummer, die aus Le Nozze di Figaro stammen könnte, einer italienischen Oper, vertont von einem bayrisch-österreichischen Deutschen, und deren Text auf Beaumarchais sowie den getauften italienischen Juden Lorenzo da Ponte zurückgeht.

Im Schlußsatz wird das Elegische des Andante in einem pianistisch-orchestralen Buffa-Finale aufgelöst und das Gleichgewicht wiederhergestellt.

Monterone

Heute kann man mal die Glotze einschalten

Monterone @, Montag, 31.07.2017, 19:19 vor 2700 Tagen @ Monterone 2462 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 31.07.2017, 20:05

Arte bringt heute, 23:35 Uhr, Roberto Rosselinis *Deutschland im Jahre Null.*

http://programm.ard.de/TV/Programm/Alle-Sender/?sendung=28724207419805

Jemand, dessen Name heute schon erwähnt wurde, schreibt über diesen Film:

*Er zeigt, was die Demokratien (insbesondere die von Churchill, Roosevelt und Uncle Joe Stalin) dem deutschen Volk angetan haben, bevor sie sich, zusammen mit Frankreich, in Nürnberg zu Richtern über das besiegte Deutschland machten. Ein wahres Meisterwerk.*

Monterone

Edit: Sender korrigiert und Sendezeit hinzugefügt.
& Gruß, HM

Erzwungene Armut und Krieg machen keinen "besseren Geist" - weder gestern noch heute

nvf33 @, Montag, 31.07.2017, 14:49 vor 2700 Tagen @ nereus 2411 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 31.07.2017, 14:54

Lieber Nereus,
ein nachvollziehbares Gedicht, aber gezwungen wurde unter der Sonne noch niemand zu einem "besseren Geist"!
Guten und "besseren" Geist entdeckt man freiwillig - oder gar nicht. Beratungsresistenz ist von außen nicht heilbar. Wäre es anders, wäre Gewalt ein legitimes Mittel zur Entwicklungsbeförderung. Ist es aber nicht - und wird es auch nie sein.
Ich zitiere Georg Heym vom 6. Juli 1910:
" ... Geschähe doch einmal etwas. Würden einmal wieder Barrikaden gebaut.
Ich wäre der erste, der sich darauf stellte, ich wollte noch mit der Kugel im Herzen den Rausch der Begeisterung spüren.
Oder sei es auch nur, dass man einen Krieg begänne, er kann ungerecht sein.
Dieser Frieden ist so faul ölig und schmierig wie eine Leimpolitur auf alten Möbeln. ... "

[Tagebuch von Georg Heym]

Was uns der damals bald folgende Krieg gebracht hat, brauche ich Dir nicht zu wiederholen.
Die eigentliche Prüfung und Läuterung ist nicht der Krieg. Es ist die Frage nach dem Willen, ihn dort zu verhindern, wo man wirklich selbst etwas beitragen kann. Denjenigen, die meinen, es gäbe gar keinen individuellen freien Willen, sondern z.B. Klassenkampf und Systeme etc., mag das abwegig vorkommen. Aber man sollte die Möglichkeit der eigenen Entscheidung in voller Tiefe geprüft haben, bevor man abdrückt.

Die (eigene) Mitte ist der Platz des echten Friedens, dort und nirgendwo sonst beginnt er.

Die zu finden wünsche ich Dir!
nvf33

Sicher macht Elend einen besseren Geist

Herb @, Südsteiermark, Montag, 31.07.2017, 15:36 vor 2700 Tagen @ nvf33 2245 Views

Hallo nvf33,
Weil der Wunsch so stark wird diesen schmerzhaften Zustand zu ändern. Der fette, gutmütige Michel kriegt dann seinen Arsch hoch und er besinnt sich wieder seinen Tugenden.

Der Michel ist wie ein fleißiger Handwerker, dessen nichtsnutzige Frau sein hart verdientes Vermögen "verdummt" während die Kinder verkommen.
Erst wenn alles verloren ist wird er die "Trennung" durchziehen, dann ist er nämlich wütend, dann gibt es keine Alternativen mehr.

Beste Grüße, Herb

--
NUR BEIM LACHEN BIEGT SICH DAS RÜCKGRAT!

Elend hilft sicher nicht!

heller, Montag, 31.07.2017, 17:40 vor 2700 Tagen @ Herb 2070 Views

Wenn ich Dein Posting richtig interprätiere, meinst Du, dass der Deutsche Michel glücklicher ist, wenn alles in Scherben liegt (Ehe, Kinder, Vermögen).
Denn dann wird er den Schmerz merken sagen: Das ist nicht das, wofür ich mir den Arsch aufgerissen habe!
Und dann legt er los im blinden Eifer und baut auf und schafft beim Daimler am Band oder hat in seinem Schrebergarten noch Zeit, einen Gartenzwerg aufzustellen?
Und dann ist er abends k.o. aber glücklich?

Um glücklich zu sein, braucht es einigermaßen verlässliche Umstände im Äußeren. In Zeiten des (Bürger.)krieges, des Hungers oder von Epedemien ist es vermutlich schwierig, wirklich einen klaren Kopf zu haben und mit sich und der Welt im Einklang zu sein.
Eben dieses "Friedenfinden" ist hier und heute einfacher als es in Jahrhunderten war. Was viele davon abhält, ist aber nicht der Wohlstand, sondern der vernebelte Kopf: Fernsehen, Youtube, WhatApp, noch ein größeres Auto, noch ne schönere Frau usw. haben wollen und auf der anderen Seite die Sorgen um den Dax, die Autoindustrie, den Job, die Kulturbereicherer, die korrupten XYs, die Besatzer, den Weltuntergang und so fort. Im Hamsterrad wird aus Gier oder aus Furcht gerannt.
Und schließlich gibt es noch die Hängematte: Scheinbar schlaues Leben, keine Probleme, Routine,.. und schale Sinnlosigkeit.

Bei allen diesen Gruppen gäbe es immer noch genügend Leidensdruck, sich auf den Weg zum "wahren Glück" zu machen, wenn sie feststellen, dass sie auf die Befriedigung ihrer Sehnsucht durch äußere Dinge lange warten können.
Es ist wohl das größte Versäumnis unserer "Zivilisation", diesen Zusammenhang nicht stärker hervorzuheben: eben dass das Glück innen zu finden ist und nicht außen (dass aber natürlich - debitistisch/ urschuldmäßig - ein Grundstandard im Außen notwendig ist). Stattdessen lässt sich der größte Teil der Bevölkerung komplett vom Außen einnehmen, von den bunten Illusionen einlullen oder von den Drohungen in übertriebene Angst scheuchen.
Anstelle eines ausgeglichenen Verhältnisses zwischen Muse und Beschäftigung, werden die einen zur pausenlosen Arbeit, die anderen zur Arbeitslosigkeit und die dritten zur Dumpfheit gezwungen.

Aufklärung wäre notwendig, nicht Revolution oder Krieg.
Das Gelbe ist im Prinzip schon ein wichtiger Beitrag - manchmal ein klein bisschen zu ernst oder zu hoffnungslos auf der Angstmachseite.

My 2 Cents...

Der Michel ist nicht glücklich, aber erst dann wird er sich aufraffen und er wird zum Stier

Herb @, Südsteiermark, Montag, 31.07.2017, 23:08 vor 2700 Tagen @ heller 2060 Views

Wie war es den in den 30iger Jahren?
Nach verlorenen Krieg(1918), Versailles, Hyperinflation (1923) und anschließender Weltwirtschaftskrise(1929)?
Was gab es noch zu verlieren?
Alle im Reich hungernden und alle anderen nutzen das Elend der Deutschen aus so gut sie nur konnten.

Ein einziges Desaster! nur schau sich einer die deutschen Erfindungen und Entdeckungen in dieser Zeit an.. Zufall? Ich denke nicht, den da war er hungrig.

--
NUR BEIM LACHEN BIEGT SICH DAS RÜCKGRAT!

Michel ist auch ein Mensch..

nvf33 @, Dienstag, 01.08.2017, 14:23 vor 2699 Tagen @ Herb 1951 Views

.. und nicht die Abart unter den Völkern, die ausgemerzt und/oder hirn- und charaktergewaschen werden müsste
(wie es die amerikanischen Besatzer geglaubt und dann praktiziert haben, siehe z.B. diese Broschüre hier:
[image]
[Hat die jemand hier vielleicht irgendwo vollständig? Ich wäre interessiert.])

Wenn es Menschen sehr schlecht geht, machen sie üblicherweise sehr schlechte Sachen - wenn überhaupt noch irgendwas. Sie hinterher dafür zu bestrafen, bewirkt keine Lösung. Es ist etwa so, wie wenn man mit Ernst Jünger bei einem Erdbeben auf das Seismometer einschlägt.
Menschen machen Gutes, wenn Sie sich gut fühlen. Hunger und Sattheit sind Extreme, die die Achse der wirklichen Entfaltung bestenfalls nicht behindern, aber nie von sich aus befördern.

Sich die Apokalypse, egal ob wirtschaftlich, politisch oder seelisch herbeizuwünschen hilft nicht mehr, als sich bei Kälte in die eigenen Hosen zu urinieren.
Was etwas hilft, sind die realen kleinen Schritte in die einzig sinnvolle Richtung von Frieden, Aufrichtigkeit und Freude - gestützt durch die feste Einsicht, dass es möglich ist, dorthin zu gelangen. Das wird vielleicht dauern, aber nur so können wir den Irrsinn wirklich überwinden.
Viele Grüße
nvf33

Ein neuer Führer mit kräftigem rechten Arm

Socke ⌂ @, Montag, 31.07.2017, 21:30 vor 2700 Tagen @ Herb 2147 Views

Erst wenn alles verloren ist wird er die "Trennung" durchziehen, dann ist
er nämlich wütend, dann gibt es keine Alternativen mehr.

Und genau das bereitet mir gewisse Sorgen: Dann kommt nämlich ein Führer mit kräftigem rechten Arm und keiner weiß, was der dann durchziehen wird.

Da hätte ich doch lieber jetzt eine Reg., die halbwegs liberal hier ordentlich aufräumt, ohne das Land dadurch in völliges Chaos zu stürzen, die uns auch endlich eine echte Verfassung bringt (statt diesem etwas merkwürdigen, weil als "Übergangslösung" aufzufassenden Grundgesetz). Die demokratische Prozesse weiterentwickelt, uns eine unabhängige Justiz bringt.
Es gäbe also noch genug zu tun, auch ohne die bestehende Ordnung gleich völlig über den Haufen zu werfen, denn diese ist mit das Beste, was wir je hatten und ich bedaure es sehr, wie man diese Demokratie immer weiter, bis zu Unkenntlichkeit verbiegt.

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