Ich weiß nicht, ob man sich, gerade als Deutscher oder Österreicher,
einen Gefallen tut, alles Schlechte automatisch mit den 30er-Jahren zu
verbinden?
Die Inspiration für dieses Gesetz scheint mir von ganz woanders
herzukommen: 1789 und und seinem Motto *Keine
Freiheit für die Feinde der Freiheit*.
Sobald nach dieser Regel gehandelt wird, muß kann man jeden, dessen
Ansichten oder Visage einem nicht gefällt, zum Freiheitsfeind erklären
und ihn guillotinieren lassen oder auf andere Weise sein Leben zerstören.
Diese Ära und die französiche Revolution ist mir zwar im Großen bekannt, aber da bin ich im Detail nicht so gut drauf. Durch das mir selbst gewählte "Vermächtnis" meines Großvaters, der damals im Widerstand umgekommen ist, hab ich mich schon als junger Kerl für alles interessiert, was damals abging, um die Zusammenhänge besser verstehen zu können.
Zu meiner Schulzeit wurde diese Ära ja im Geschichtsuntericht ausgeklammert, -allenfalls kurz gestreift, - gerade in Österreich. Deshalb benutzte ich jede Gelegenheit, um mich mit (den damals noch lebenden) Zeitzeugen zu unterhalten, egal mit welcher politischer Weltanschauung. Natürlich habe ich mir auch alles gegriffen, was man an Unterlagen über diese Zeit bekommen konnte, - Zeitungen, Bücher, Schallplatten, etc. Wahrscheinlich habe ich in den letzten Jahrzehnten ein ganz beachtliches Wissensarsenal, gerade an Original-Unerlagen, angesammelt.
Das nur als Vorspann und zur Erklärung. Das ist der Grund dafür, warum ich einen relativ guten Einblick in die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts habe und vergleichen kann. Ich weiß, wie das damals unter Streicher und Goebbels gelaufen ist.
Wenn ich mir nun Vergleiche erlaube, dann sind die absolut wertungsneutral. Ich hebe weder etwas in den Himmel, noch verdamme ich was. Ich konstatiere nur. Aber die Duplizität, die sich mir in einer fatalen Transparenz aufdrängt, die erschreckt mich. Weil ich natürlich weiß, wie das Ganze geendet hat.
Insofern stellt sich für mich nicht die Frage, ob ich mir bei der Verwendung dieser Beispiele einen Gefallen tue oder nicht. Ich fühle mich irgendwie dazu verpflichtet, darauf hinzuweisen, gerade weil ich das - ohne Scheuklappen - sehen kann. Die Hoffnung (die ja bekanntlich zuletzt stirbt) geht in die Richtung, dass es noch andere gibt so wie mich, die sich mit dieser Zeit der 30er Jahre auseinandergesetzt haben und dasselbe registrieren wie ich.
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Man kann mir vielleicht nachsagen, dass ich keine besonders gute Geschichtskenntnis betreffs des 19. Jahrhunderts habe, aber über das 20. Jahrhundert in Deutschland und Österreich weiß ich Bescheid. Und wenn ich irgendwann den Löffel abgebe, dann in der Gewissheit, dass mir keiner meiner Nachkommen- auch posthum - den Vorwurf machen kann, - "warum habt ihr geschwiegen, habt ihr denn nicht gesehen..."
Dass man mit Äußerungen, so wie ich sie anwende, mit dem Feuer spielt, das man da (jetzt vielleicht noch nicht, aber in absehbarer Zukunft) mit gesiebter Luft oder noch schlimmeren Auswirkungen Bekanntschaft machen kann, - dessen bin ich mir bewusst. Aber auch meinen Großvater hat es nicht interessiert. Und schließlich ist Blut bekanntlich dicker als Wasser.....