da muss ich nochmal nachhaken, weil es mir schwerfällt zu glauben, dass ein dauerhafter Konsument im Zeitablauf stärkere psychedelische Wirkungen erfährt.
Natürlich gibt es ein Gleichgewicht auf "hohem Niveau", irgendwann. Wäre es anders, bestünde der Konsument ja irgendwann nur noch aus Cannabinol ...
Die Rechnung ist ganz einfach: nehmen wir an, die Halbwertzeit beträgt einen Tag. Der Konsument nimmt jeden Tag -zur gleichen Zeit- eine Menge X zu sich. Am Ende des ersten Tages hat er nun X/2 Rest. Nun nimmt er dieselbe Menge wie am Tag zuvor ein, nun hat er 1,5 X intus. Am Ende dieses Tages hat er 0,75X noch im Blut etc. Dann nächste Dosis = 1,75 X und so weiter. Nach ein paar Tagen wird dann genausoviel X in der Leber abgebaut bzw. über Urin oder Faeces sezerniert, wie aufgenommen wird. Das ist dann der Gleichgewichtszustand.
Ich stelle mir dabei eher einen Spiegeltrinker vor, der erst ab einem bestimmten Alkoholgehalt im Blut "normal" wird.
So ähnlich: nur "normal" ist er nicht. Er wird u.U. nur nicht auffällig, ist aber einem Nüchternen heillos unterlegen in kritischen Situationen.
Analog dazu wirkt der dauerhafte Konsument von medizinalem Cannabis nach einer gewissen Gewöhnung auch "normal" (in meinen Worten: "psychische Wirkung"), wobei der Entzug im Gegensatz zum Alkohol leichter fallen soll.
Es ging aber hier darum, daß @Jürgen dieser Zustand bereits zu unangenehm war. Bei weiterer Einnahme hätte sich dieser Zustand weiter gesteigert, dann wäre er auf hohem Plateau verblieben. Aber "high" bleibt der Patient, auch wenn er sich u.U. daran gewöhnen mag, so wie vorher er sich u.U. an bestimmte Schmerzen gewöhnt haben mag.
Die physische Wirkung hingegen bleibt mehr oder weniger erhalten, relativ gesehen zur "psychischen Wirkung" jedenfalls. So meinte ich es.
Nein, auch die "physische Wirkung" ist doch, wenn es um MS, Parkinson etc. geht, eine neuronale. Entweder diese ist noch da, dann ist auch der psychedelische Zustand "high". Nimmt erstere Wirkung ab, muß nachdosiert werden, und man dreht sich im Kreis. MS- oder Parkinson-Therapie ohne "High" zu sein, gibt es (noch) nicht. Auch eine Art Cannabis-Methadon wäre keine Lösung, denn dann wären auch die therapeutschen Wirkungen perdu.
Wer nämlich "psychedelische Wirkung" liest, denkt vermutlich an rosa Elefanten oder kaleidoskopartige Farbmuster, die dann auch mit Dauer des Konsums immer stärker werden. Das lässt sich aber doch bei Konsumenten von medizinalem Cannabis nicht beobachten, oder liegt das dann einfach an der optimalen Dossierung (alle 50 bis 100 Stunden)?
Das liegt vor allem daran, was der Konsument anstrebt. In den Kulturen, in denen bestimmte Rauschmittel verbreitet sind, kommt es zu anderen Erfahrungen, als bei Hippies, die auf hedonistische Erfahrungen aus sind.
Und die Künstler und Schriftsteller, die mit Rauschgiften experimentiert haben, haben ihrerseits aus anderen Absichten und Erwartungen heraus andere Ergebnisse erzielt. Die je eigene psychische Vor-Verfassung und Konstitution fällt ja nicht weg.
Schon bei Alkohol-Konsum kann man trefflich beobachten, daß ein Professoren-Herrenabend anders abläuft, als ein Herrenabend von Hilfsarbeitern. Auf Opernbällen werden dieselben (chemischen) Mengen Alkohol genossen, wie bei Obdachlosen-Treffen, aber es spielen sich gänzlich andere Szenen ab.
Aber der Mensch hat einen Haschisch-Rausch, wenn er medizinisch wirksame Mengen zu sich nimmt.
Worum es mir (nur) ging: ich finde schon seit Jahrzehnten die Diskussion um die medizinisch-therapeutische Freigabe von halluzinogenen bzw. psychotropen Substanzen (die ich grundsätzlich befürworte) für verlogen, zutiefst verlogen, weil die Befürworter unter den Teppich kehren, daß dabei genau dieselben psychedelischen Effekte auftreten wie beim Freizeit-Kiffen.
Das ist unehrlich und vermutlich steht es auch auf dem Beipackzettel, es wird aber eben öffentlich nicht ehrlich diskutiert. Da das zudem Auswirkungen auf die Frage hat, wer welche Maschinen bedient, halte ich das zusätzlich für Dritten gegenüber für grob unverantwortlich!
Ich nehme an, die Befürworter des therapeutischen Kiffens möchten genau diese Diskussion vermeiden, weil sie weitere Verzögerungen befürchten.
Dasselbe würde passieren, wenn man im Zusammenhang mit der Homo-Ehe immer den Anal-Koitus besonders erwähnen würde, nicht wahr?
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