Der Souverän fühlt sich souverän
Naja, ich weiß schon, was Du meinst... Dass Schlafmichel dumm ist und
zufrieden so, wie es läuft, obwohl vieles falsch läuft.Das ist aber doch nur zum Teil richtig.
Und zwar zu einem schrumpfenden Teil.
Natürlich sind die Bürger nicht vollkommen zufrieden, das ist wohl nur bei den wenigsten Menschen lebenslang jemals der Fall. Trotzdem zeigt das Wahlergebnis deutlich, dass die Bürger keine Veränderung wollen, d.h. sie akzeptieren den status quo. Und selbst wenn ein starker Veränderungswille da wäre, wohin sollten sie den lenken? Das ist ja gerade der Witz unserer repräsentativen Demokratie - eine echte Wahl hat man gar nicht, du kannst auf dem Wahlzettel nur solche Kreuzchen machen, die die Hegemonie der Machtzentren garantiert nicht in Frage stellen.
Bei den Grünen sind mittlerweile viele Wahlberechtigte von selber drauf gekommen, dass sie von dieser Partei irgendwie nicht vertreten werden, bei der FDP schon seit längerem und die Piraten interessieren kaum jemanden wirklich - bleiben also Linke und AfD.
Die Linke ist vielen Wählern, von denen die meisten sowieso eher konservativ eingestellt sind, zutiefst suspekt. Die AfD hat man gekonnt in die rechte Ecke gestellt, womit sie selbst für Konservative kaum noch wählbar ist.
Ergo wählt man am Ende wieder das, was man schon immer gewählt hat. Man geht zufrieden heim und hat seinen staatsbürgerlichen Pflichten mal wieder genüge getan.
Der Souverän fühlt sich souverän, weil er ja die Wahl hat und frei ist von Beherrschung.
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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."
William Keith Chesterton