Depressionen

Kirsch @, Harz, Montag, 06.03.2017, 09:58 vor 2818 Tagen 8830 Views

Anfang dieses Jahres habe ich einen Mann kennen gelernt, der inzwischen meine große Liebe geworden ist. Ich bin sehr glücklich darüber, bin mir aber in den letzten Tagen auch meiner großen Verantwortung diesbezüglich bewußt geworden.
Dieser Mann ist in meinem Alter (+/- 70 Jahre) und leidet seit ca. 30 J. an starken Depressionen. Er ist in Behandlung bei einem Neurologen/Psychologen und nimmt, soweit ich weiß, die folgenden Medikamente: Maprotilin (3x50mg) und Cipralex (10mg). Wir wohnen getrennt, und wollen das vorerst auch beibehalten, allerdings nur ca. 40 km von einander entfernt, über die Autobahn oder Zug gut zu erreichen.
Durch unsere glückliche Beziehung geht es ihm im Moment sehr gut und er strahlt das auch aus. Deshalb hat jetzt sein Neurologe das Maprotilin auf die halbe Dosis reduziert. Er hofft sogar, das später mal ganz absetzen zu können.
Gestern waren wir in seinem Verein, in dem er eine Menge guter Freunde hat und sehr beliebt ist. Alle haben sie uns sehr herzlich gratuliert und sich mit uns gefreut, aber ich konnte auch etwas Sorge spüren. Sie kennen seine Krankheit und machen sich wohl Sorgen, ob das alles auch auf Dauer gut geht. Mir ist natürlich klar, dass ich ihn niemals fallen lassen darf, das würde er wohl schwer verkraften. Das werde ich auch nicht, ich habe selber in meinem Leben genug hinter mir. Aber gestern fragte mich mein Freund, ob ich mich mit seiner Krankheit auskenne. Er bat mich dann, ich sollte mich doch darüber informieren, damit ich ihn in bestimmten Situationen besser verstehen könne. Er hat wohl auch Tage, an denen er total unfähig ist irgend etwas zu tun, so habe ich ihn verstanden.
Natürlich möchte ich mich jetzt so gut wie möglich über das Thema “Depression” informieren, aber wo? Bei Amazon gibt es jede Menge Bücher, aber es gibt zu viele! Die Depression ist bei meinem Freund wohl zum Teil erblich und zum Teil erworben. Vor 2 Jahren ist auch noch seine Frau nach langer Krankheit gestorben, auch er ist bereits an einem kleinen Darmtumor operiert.
Kann mir jemand gute Informationen über Depressionen empfehlen?
Vielen Dank für jede Information!
kirsch

Suche nach Selbsthilfegruppen

BierTulpe @, Montag, 06.03.2017, 10:24 vor 2818 Tagen @ Kirsch 6435 Views

Kann mir jemand gute Informationen über Depressionen empfehlen?
Vielen Dank für jede Information!

Hallo Kirsch!

... ich war "Angehöriger" einer persönlichkeitsgestörten Person, die auch hin und wieder depressive Tendenzen zeigte.
Zunächst einmal möchte ich Dir viel Kraft wünschen!

Als Ratschlag würde ich Dir, da es aus meiner Sicht nicht "DEN" Ratgeber für alle geben kann, tatsächlich raten Dich über eine Selbsthilfegruppe in Deiner Region weitergehend zu informieren.
Du wirst Dich möglicherweise wundern, wenn Du seither noch nie tiefer in diese Thematik vorgedrungen bist, wieviele Menschen betroffen sind, vieviele sich auskennen und gute persönliche Ratschläge geben können.

Und dieser aktive Schritt geht nicht zu weit! Information ist wichtig. Solche Belastungen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Oft ist auch ein Hinweis aus dem Freundeskreis des Betroffenen hilfreich.

Wenn Du nach "Depression - Selbsthilfegruppe für Angehörige" in Deiner Region googelst wirst Du sicher fündig.

Nochmals viel Kraft!

BT

P.S.
Ich setzte Angehöriger in Apostrophe da ich heute wirklich weiter bin - ich nenne sie "Beziehungsdarstellerin" und ich hatte nie wirklich eine richtige Beziehung mit ihr. Alles war Ihr eigenes Schauspiel und ich mangels eigener Kraft Opfer.

Depressionen

Balduin @, Montag, 06.03.2017, 11:18 vor 2818 Tagen @ Kirsch 6902 Views

Empfehlen kann ich Dir:

Dr. Strunz, edubily und selfhacked.com (nur englisch).Einfach mal im Zusammenhang mit Depressionen googeln.

Es gibt da einiges was man machen kann/muss:

1.Darmgesundheit-/bakterien
2.Entzündungen
3.Hormone (Cortisol, Testosteron, Schilddrüse etc.) überprüfen.
4.Nährstoffe messen und gezielt und hochdosiert auffüllen.
5.Sport treiben, Entspannung etc.

Grüße
A.

Sportliche Betätigung

Leserzuschrift @, Montag, 06.03.2017, 12:26 vor 2818 Tagen @ Kirsch 6701 Views

Hallo Kirsch.

Meine Frau leidet seit einem Trauma auch an Depressionen.
Durch meine vielen Aufenthalte in verschiedenen Einrichtungen habe ich viele Erfahrungen sammeln können. Dabei ist mir eines immer wieder aufgefallen:
Fast alle Patienten ging es nach regelmäßiger sportlicher Betätigung etwas besser.

In eurem Alter wird es nicht einfach sein, etwas Passendes zu finden.
Meine Frau (40+) powert sich 2 x die Woche in einem Verein aus.
Wenn sie eine Woche nicht hingehen kann, geht es ihr gleich wieder schlechter.
Bei Patienten mit Depressionen ist meiner Meinung nach eine Phase der konsequenten Konzentration nötig, um sich abzulenken.
Bei uns sind es Fernsehserien, Fotografieren, und Erlebnisausflüge/Reisen.
Wenn eine Depression schon sehr lange dauert, liegen die Gründe meist in der Vergangenheit.

Eine Aufarbeitung ist fast unmöglich, da die Depression sich zu sehr gefestigt hat und zu dem Patienten dazu gehört. Wichtig wäre noch der Schlaf. Zu viel Schlaf ist nicht gut für die Patienten. Der Kreislauf muss immer auf Vordermann sein.
Das Absetzen der Medikamente sollte zwingend mit dem Arzt abgesprochen werden.
Egal wie das Verhalten deines Freundes ist, du musst dir immer sagen, dass er krank ist.
Mir fällt es auch öfters schwer, dies zu verstehen. Aber ich habe eine Tochter, die mich in diesen Moment immer daran erinnert.

Ich wünsche euch Beiden alles Gute.

LG, Kruchow

Einfach Laufen

Oblomow, Freitag, 31.03.2017, 21:54 vor 2793 Tagen @ Leserzuschrift 4665 Views

bearbeitet von Oblomow, Freitag, 31.03.2017, 22:02

Ich habe Ihre Anregung zum Anlass genommen, wieder zu laufen. Anfangs kostete es Überwindung, langsam werde ich abhängig. Ich laufe ganz gemütlich, meistens ohne eklige Ohrstöpsel und ohne große Ambitionen. Meine Laune hebt sich und mein Gewicht senkt sich. Und die Vögelchen zwitschern so schön, dass man sich sogar freut über die Widrigkeiten, die einem aufgetischt werden. Der Anfang ist die halbe Sache. Wohlan.

Zwischenfazit: Laufen | Ernährung | Denken

Oblomow, Sonntag, 27.08.2017, 15:12 vor 2644 Tagen @ Oblomow 2440 Views

Ich habe Ihre Anregung zum Anlass genommen, wieder zu laufen. Anfangs
kostete es Überwindung, langsam werde ich abhängig. Ich laufe ganz
gemütlich, meistens ohne eklige Ohrstöpsel und ohne große Ambitionen.
Meine Laune hebt sich und mein Gewicht senkt sich. Und die Vögelchen
zwitschern so schön, dass man sich sogar freut über die Widrigkeiten, die
einem aufgetischt werden. Der Anfang ist die halbe Sache. Wohlan


Da ja Zwischenfazits en vogue sind, hier mal eens von mir. Ich laufe jetzt seit 6 Monaten, inzwischen fast täglich ein Stündchen, meine Ernährung habe ich undogmatisch völlig umgestellt (keen Brot mehr, viel frisches Zeugs, Leinöl, Curkuma und Ingwer, vino rosso e bianco usw) Hab' da mir was zusammengebaut namens Oblomowdiät [[top]]. Inzwischen habe ich knapp 25 kg abgenommen und mein Denken ist etwas klarer geworden, was sich aber im Gelben nicht so ganz abbildet[[zwinker]]. Was wollte ich sagen?

Danke, liebes Gelbe Forum, denn ohne Dich wäre ich noch fett!

Es grüßt sonntäglich der faulste Jogger der Welt
Oblomow

Buch finden

Andudu, Montag, 06.03.2017, 13:26 vor 2818 Tagen @ Kirsch 5977 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.03.2017, 15:36

Ja, Ratgeberlitaratur gibt es wie Sand am Meer. Meistens Müll.

Um etwas Geeignetes zu finden, würde ich bei amazon.de nach "Depression" suchen, dort gut bewertete Bücher anklicken und die schlechtesten Bewertungen dazu durchlesen (dann weißt du ob und was das Buch taugt).

Wenn du als quasi Angehörige einen Depressiven verstehen willst, könnte vielleicht dieses Buch interessant sein:
https://www.amazon.de/Depression-abzugeben-Erfahrungen-aus-Klapse/dp/3404609220/?tag=da...

Im Ggs. zu vielen klinischen Ratgebern, schreibt der Depressive da aus seiner eigenen Lebenswelt und das wohl recht drastisch. Das ist evtl. sehr viel nützlicher als eine Sammlung an Tipps wie man mit Depressiven umgehen soll etc. auch wenn der Fokus des Buches zum Teil auf der Reha liegt (was dich vermutlich nicht so interessiert).

Es gibt auch noch einen Ratgeber für Angehörige:
https://www.amazon.de/Ratgeber-Depression-Informationen-Fortschritte-Psychotherapie/dp/...
von Martin Hautzinger, der wohl zumindest fundiertes Wissen zum Thema hat, denn er hat auch dieses Mediziner/Therapeutenbuch dazu herausgebracht (wohl eher zu kompliziert für Laien):
https://www.amazon.de/Depression-Fortschritte-Psychotherapie-Martin-Hautzinger/dp/38017...

Es geht nicht ohne ...

Weiner, Montag, 06.03.2017, 13:39 vor 2818 Tagen @ Kirsch 6603 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.03.2017, 15:38

VITAMIN D.

Tut mir leid, das sagen zu müssen.

Deswegen: Bluttest auf Vit. D, sodann Beginn mit der Supplementation.

Wenn der Spiegel bei 60 µg/l liegt, und die Depressionen usw. immer noch nicht verschwunden wären, dann wären weitere Maßnahmen angezeigt. Ohne Vitamin D sind sie (fast) alle vergeblich.

http://www.labor-enders.de/vitamin_d.html

https://en.wikipedia.org/wiki/Vitamin_D

http://www.vitamindwiki.com/VitaminDWiki

http://www.vitamindelta.de/depression.html (ist nur ein Beispiel)

mfG, Weiner

Ich würde zunächst versuchen, herauszufinden, worin genau der sekundäre Krankheitsgewinn der Depression besteht

Mephistopheles, Montag, 06.03.2017, 15:00 vor 2818 Tagen @ Kirsch 6477 Views

bearbeitet von Mephistopheles, Montag, 06.03.2017, 15:41

Die Information musst du schon selber finden.

Das ist eine sehr lange Krankengeschichte, die Depression ist offenbar therapieresistent ==> bis jetzt war der Nutzen der Depression für den Patienten wohl größer und vielmehr die Gefahr einer Heilung erschien größer, als die Beibehaltung der Krankheit.

Ich möchte damit keineswegs andeuten, dass es sich nicht etwa um eine echte Krankheit handelt, im Gegenteil:

Es ist eine wirkliche Krankheit, wenn die Angst vor einem Leben ohne Depression so groß ist, dass man alles versucht, diese Krankheit um jeden Preis zu behalten. Sehr oft werden da Ärzte und sämtliche Heilberufe und auch Partner (das sind bevorzugte Objekte!) als Co-depressiv eingespannt und in Trab gehalten, nur damit die Krankheit und die Symptomatik beibehalten werden kann.

Dafür muss die Krankheit immer auf dem Level erhalten werden, dass der Partner auf der einen Seite nicht flüchtet. etwa, weil es ihm zu viel wird, auf der anderen Seite aber auch, dass die Anwesenheit des Partners unbedingt notwendig erscheint, weil sich ansonsten die Symptomatik verschlimmert.

Sehr oft führt das in den Anfangszeiten einer Partnerschaft zu einer Verbesserung der Symptomatik, um den Partner erst einmal zu binden.
Später führen dann sämtliche Ablösungsversuche des Partners zu einer sofortigen und drastischen Verschlimmerung der Erkrankung, um den Partner zu verdeutlichen, er ist nun Gefangener auf Lebenszeit.

Diesen Mechanismus des Krankheitsgewinns deines Partners solltest du in deinem eigenen Interesse auf alle Fälle entschlüsseln und ggf. Hilfe für dich in Anspruch nehmen, wenn du alleine überfordert bist.


Gruß Mephistopheles

Nu isses aber gut!

Waldläufer @, Montag, 06.03.2017, 16:00 vor 2818 Tagen @ Mephistopheles 6302 Views

Nix gegen ein bissel Satire...Manchmal ist das gar nicht so schlecht.

Aber die Nummer mit dem Krankheitsgewinn ist mir schon mal über den Weg gelaufen mit dem Ergebnis des Beinahe- Todes und einem jahrzehntelangem Leiden. ! [[wut]]

--
Ich mag das Wort schützen nicht. Es erinnert mich so an Schützengraben und an Schutzgeld.
(sinngemäß, geklaut von M. Burchardt)

Nur wenige wissen, wie viel man wissen muss, um zu wissen, wie wenig man weiß.
-Werner Heisenberg

Es ist nicht gut formuliert, aber das ist ein Teil der Krankheit.

Olivia @, Montag, 06.03.2017, 16:18 vor 2818 Tagen @ Waldläufer 6093 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.03.2017, 19:07

Eine meiner Nichten war in der Klinik damit. Die ist heute wieder einigermaßen gesund.

Kirsch ist +-70 Jahre alt. Da will eine solche Sache sehr gut überlegt sein. Es kostet SEHR extrem viel Kraft. Und ob die ein alter Mensch noch hat, das kann ich nicht sagen.

Ich selbst habe jahrelang versucht, in einer anderen "Situation" zu "helfen". In manchen Situationen kann man einfach nicht helfen, egal, wie sehr man sich bemüht. DAS muss man zu akzeptieren lernen. NUR dann beginnt das Gegenüber, sich an seine eigenen Füße zu erinnern, auf die es sich stellen kann.

"Das Helfen" in einer "auswegslosen" Situation macht aber etwas mit dem "Helfer". Es ist nie "genug". Da muss man wirklich vorsichtig mit umgehen.
Wie gesagt, bei jungen Menschen ist das anders einzuschätzen, als bei alten Menschen.

Sorry, geht nicht darum, etwas nicht zu tun. Aber wenn man liest:

"Es geht ihm besser weil "wir".... etc. - "..... ich darf ihn nie fallen lassen... " - Sie steht jetzt bereits unter Druck, obwohl noch alles GUT ist.

--
For entertainment purposes only.

Sehr genau hinschauen und vorsichtig sein. Siehe M.

Olivia @, Montag, 06.03.2017, 16:09 vor 2818 Tagen @ Mephistopheles 6022 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.03.2017, 19:06

".....Durch unsere glückliche Beziehung geht es ihm im Moment sehr gut und er strahlt das auch aus. Deshalb hat jetzt sein Neurologe das Maprotilin auf die halbe Dosis reduziert. Er hofft sogar, das später mal ganz absetzen zu können.

Gestern waren wir in seinem Verein, in dem er eine Menge guter Freunde hat und sehr beliebt ist. Alle haben sie uns sehr herzlich gratuliert und sich mit uns gefreut, aber ich konnte auch etwas Sorge spüren.

Sie kennen seine Krankheit und machen sich wohl Sorgen, ob das alles auch auf Dauer gut geht. Mir ist natürlich klar, dass ich ihn niemals fallen lassen darf, das würde er wohl schwer verkraften......"
.................

Deine Einstellung kann Dir erhebliche Probleme bringen. DU bist nicht für ihn verantwortlich. Das ist er selbst! Du solltest Dich bevor Du dich intensiver auf diese Beziehung einlässt, sehr genau mit der Krankheit beschäftigen. Es ist ein Unterschied, ob sich ein junge Mensch auf so eine Sache einlässt oder ein alter Mensch. Alte Menschen benötigen auch Kraft für sich selbst. Sie können nicht alle Kraft einem anderen geben.

Lies Dir die Zeilen von Meph noch einmal sehr genau durch. Depression ist heute eine Volkskrankheit. Bei vielen hängt es u.a. mit "gelernter" Hilflosigkeit zusammen. Aber erkundige Dich genau nach der physischen Komponente. Man kann alles machen, aber man sollte sich keine Illusionen über den Ernst der Situation machen und sich RECHTZEITIG Unterstützung von DRITTEN holen. Gleich von Beginn an.
............

Und hier nochmals der Text von Meph. Ich würde es nicht so formulieren, aber lies es Dir genau durch. Man kann damit umgehen, aber man sollte sehr genau wissen, was man tut.
.........

--
For entertainment purposes only.

Fragmente über Depression

Oblomow, Montag, 06.03.2017, 16:58 vor 2818 Tagen @ Kirsch 5878 Views

bearbeitet von Oblomow, Montag, 06.03.2017, 17:02

1. “Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen.” Ludwig Wittgenstein. Ergo: alle Überzeugungsversuche in Richtung Depressive, das Leben anders zu sehen, scheitern und sind Zeit- und Kraftverschwendung.

2. Depressive (früher Melancholiker) sind krank. Es liegt nicht in der Entscheidungsgewalt des Kranken, gesund zu werden. Ich kann nicht entscheiden, jetzt keinen Husten mehr zu haben. Man sollte demnach seinen eigenen Einfluss nicht überschätzen, selbst, wenn es Liebe ist. Liebe heilt da nicht. Das ist romantischer Schnurz.

3. Meine Erfahrung mit Depressiven, die eine Klinik gesehen haben und deren Kopfchemie durch Medikamente verrückt ist (bzw. eingestellt), lautet, dass die Krankheit immerwieder kommt, letztlich unabhängig von jedweden Einflüssen.

4. Kluge Depressive sind nicht nur für sich, sondern auch für ihre Nächsten mit Vorsicht zu genießen. Am Schlimmsten, wenn es sich um Manisch-Depressive handelt. Das sind gleichsam emotionale schwarze Löcher.

5. Ich habe in meiner Umgebung immer desaströse Erfahrungen gemacht, wenn Medikamente abgesetzt wurden, weil die Lage sich verbessert hat. Das ist grausam für den Depressiven, der gleichsam immer am Tropf hängt, aber grausamer für ale Beteiligten, wenn er wieder ins Loch fällt.

6. Jeder Depressive ist anders, deswegen sind alle Bücher und vor allem auch meine Gedanken und Erfahrungen schnurzpiepegal, denn auch jeder, der mit Depressiven leben will oder muss, der ist anders. Zum Glück oder eben nicht.

Herzliche Grüße
Lebbbe ist kurz.

Depression, bipolare/unipolare Störungen, Melancholie und Traurigkeit: Sofort- und Abhilfemaßnahmen und etwas Literatur

Literaturhinweis @, Montag, 06.03.2017, 19:07 vor 2818 Tagen @ Kirsch 6833 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.03.2017, 19:55

Das Thema 'Depression' ist zu facettenreich, um darauf pauschal mit einem Schnellschuß zu antworten. Und für eine vertiefende Betrachtung fehlt mir im Moment die Zeit. Und ja, es gibt

Bei Amazon gibt es jede Menge Bücher, aber es gibt zu viele!

Daher unten nur eine kleine Auswahl von der ich meine, daß man damit, auch ohne aus der Ferne die Diagnose genauer zu kennen, nichts falsch machen kann.

Die Depression ist bei meinem Freund wohl zum Teil erblich und zum Teil erworben.

Das mit der Erblichkeit ist hoch umstritten. Alkoholismus ist ziemlich sicher nicht erblich, aber daß es 'Alkoholikerfamilien' gibt, ist der Forschung und dem Volksmund lange schon bekannt.

Ich persönlich halte aus Gründen, die auszuführen im jetzigen Moment zu langwierig wäre, von der Erblichkeits-Hypothese nichts.

Ein Grund sei aber genannt: während nach dem Ableben eines Krebspatienten im Krankenhaus sich daran i.d.R. eine Obduktion in der Pathologie anschließt, die Todesursache und genaue Diagnose bestätigt (oder in selteneren Fällen eben nicht), ist die Diagnose einer psychischen Erkrankung wie Depression hoch umstritten. An intersubjektiv verläßlich objektivierbaren Kriterien mangelt es bei vielen dieser Beeinträchtigungen. Die Chance daher, daß mehrere Familienmitglieder dieselbe Diagnose erhalten, liegt in der Natur der beeindruckbaren Psyche des Diagnostikers, auch des Psychiaters. Klinische Psychologen sind oft wenig erfahren in wissenschaftlichen Methoden und verbreiten eher anekdotisches 'Wissen'.

Kann mir jemand gute Informationen über Depressionen empfehlen?

Da wie gesagt, es einen ganzen Formenkreis gibt, ebenso wie Verwechslungsgefahren mit anderen Erscheinungsbildern, ist dies fast so etwas wie zu schreiben "Mein Partner hat eine Krankheit, kann jemand helfen?".

Daher gehe ich hier mit Vorsicht zu Werke.

@Mephistopheles hatte mir meine Worte schon aus dem Munde genommen, was die familien-systemische Seite einer solchen Erkrankung angeht; mit der These des sekundären Krankheitsgewinnes selbst dagegen bin ich etwas vorsichtiger, denn, wie im folgenden gemutmaßt, sind Depressionen, ebenso wie Phobien oder Stottern i.d.R. derart belastend, daß man sie, könnte man, gerne los wäre. Sie gehen aber oft auf ins Unbewußte abgedrängte Anteile zurück.

Es gibt verschiedenste Ansätze, von denen ich den medikamentösen für den schlechtesten halte, mit Ausnahme der Notfallintervention bei akuter Suizidgefährdung. Abgesehen von Neben- und Wechselwirkungen gibt es bei Dauergebrauch fast immer Schädigungen körperlicher Natur (etwa des Entgiftungsorgans Leber) oder Gewöhnungen. Daß sein Arzt tatsächlich die Dosis aufgrund gebesserten Patienten-Befindens senkt, halte ich aber schon mal für hoffnungweckend - das wäre dann u.U. auch ein Mediziner, der anderen Therapieansätzen aufgeschlossen gegenüber stehen könnte, aber hoffentlich nicht jedem.

Ich war hier schon kurz auf hypnotherapeutische Verfahren eingegangen, und möchte daher zuerst Dave Elman, den Begründer der modernen Hypnotherapie in den USA, zitieren (Hypnotherapy, 1977, p. 107/108):

"We are born with the will to live. The law of selfpreservation is the primary law of our lives. It is fundamental. Yet, there are two types of people who do not possess the instinct of self-preservation at normal level. They are the suicidal depressive and the manic depressive. But even with people suffering from these two kinds of depression, the will to die appears to be a mere warp in the straight line of self-preservation. It is sometimes possible to straighten this warp with the means put at our disposal by psychotherapy and hypnosis. Every doctor who knows how to use hypnosis is capable of changing the will to die into the will to live in normal patients. Psychiatrists report it is worth a try even with psychotic depressives; with nonpsychotics, then, the chances of success are overwhelming."

"Wir alle wurden mit dem Willen zum Leben geboren. Selbsterhalt ist unser oberstes Gebot. Dennoch gibt es zwei Arten von Menschen deren Selbsterhaltungstrieb schwächer ausgeprägt ist. Dies sind die zum Selbstmord neigenden und die manisch Depressiven. Aber selbst bei diesen zwei Arten der Depression scheint der Wille zu sterben nur ein kleiner Knick in der ansonsten geraden Linie des Selbsterhaltungswillens zu sein. Manchmal gelingt es, diesen Knick mittels einer Psychotherapie oder durch Hypnose zu glätten. Jeder Arzt, der Hypnose anzuwenden versteht, kann beim normalen Patienten den Willen zu sterben in einen zum weiterleben ändern. Psychiater berichten über Erfolge selbst bei Psychotikern; so sind also die Chancen bei Nicht-Psychotikern überwältigend."

Aufgrund der ansatzweisen Schilderungen seines Soziallebens (Verein etc.) gehe ich davon aus, daß es sich nicht um einen Psychotiker handelt.

Eine andere Therapieform, die bei Depression Erfolge aufzuweisen hat, ist die aus der (kognitiven) Verhaltenstherapie (BT - behaviour therapy bzw. CBT - cognitive behaviour therapy, weiterentwickelte REBT - rational emotive behavior therapy von Albert Ellis). Vielem, was sich angeblich taugliche Therapien nennt, fehlt es dagegen an wissenschaftlich belastbaren Erfolgsnachweisen, siehe z.B. "Science and Pseudoscience in Clinical Psychology" oder auch "50 Great Myths of Popular Psychology: Shattering Widespread Misconceptions about Human Behavior".

REBT jedoch funktioniert m.E. nicht bei den verdrängten Ursachen, die dem geübten Hypnotherapeuten i.d.R. in der ersten Sitzung zugänglich werden. REBT versucht, für jeden Grund, 'warum' dieser Patient traurig sein müsse, 'rationale' oder relativierende Argumente zu finden, warum gerade das nicht (so) zwangsläufig sei, vgl. z.B. REBT workbooks oder "Comprehensive Casebook of Cognitive Therapy".

Evtl. folgt irgendwann noch ein ausführlicherer Literaturhinweis zum Thema Depression, aber fürs erste möchte ich mit einem weiteren Zitat von Dave Elman (ebenda, p. 242 ff.) schließen:

"... she added, 'Suicides seem to run in our family. My mother committed suicide and I suppose some day I will-and soon.'
I wondered whether her mother's suicide many years ago could have anything to do with the daughter's present depressive state, but I couldn't find any direct connection. ...
... he asked her about her family background. ... When she mentioned her mother's suicide, he said, 'Tell me about your mother. What kind of person was she?'
She answered, 'Just like me. Always depressed. When I was a little girl there was a flood in our town that killed a lot of people. It depressed her terribly. One day she left the house and when my father came home he asked me, 'Where's mother?' I answered, 'I don't know. Maybe she went down to see the flood.' Daddy got awfully upset. I can remember he almost shouted at me, 'Come quick. We have to find her.' We went rushing down to the flood waters. There was mother, walking further and further out into the flood. She would have drowned if Daddy hadn't plunged in and saved her.'
When ... questioned ... further, she revealed that her father had warned her about her mother's suicidal tendencies.
... 'Every day when I came home from school I'd go looking for mother -always finding her sitting in a chair, looking straight ahead, kind of dazed. One day I came home from school and mother wasn't sitting in the chair as usual. I went all over the house looking for her and calling her, but she didn't answer. Finally I opened a closet door . . . [Here, the patient sobbed almost hysterically.] and there she was hanging in the closet . . . She was dead.' ...
'How old was your mother when all this happened?' 'Thirty-nine.'
'How old did you say you are?'
'I'll be thirty-nine next Tuesday.'
'Don't you see the connection?'
Still sobbing, the patient answered, 'Of course I do. All my life-ever since it happened-I've been thinking that when I reached thirty-nine I'd do just what my mother did --commit suicide. But I don't have to do it, do I?'
After that, treatment was fairly easy. About a year later, I received a telephone call from the patient's husband. He wanted to thank me: she was past forty now, happy and quite well. ..."

"... sie fügte hinzu 'Selbstmorde ziehen sich beim mir durch die Familie. Meine Mutter beging Selbstmord und ich habe das Gefühl, irgendwann werde auch ich mich umbringen.'
Ich begann mich zu fragen, ob der viele Jahre zurückliegende Selbstmord ihrer Mutter mit dem derzeitigen depressiven Zustand der Tochter in Zusammenhang stehen könnte, aber es gelang mir nicht, einen direkten Zusammenhang zu finden ... [Wechsel des Psychiaters]
... er fragte nach ihrem familiären Hintergrund. ... Nachdem sie den Selbstmord ihrer Mutter erwähnt hatte, sagte er: 'Erzählen Sie mir von ihrer Mutter. Wie war sie?'
Sie antwortete: 'Ganz so, wie ich. Immer deprimiert. Als ich klein war, gab es in der Stadt eine Überschwemmung bei der mehrere Menschen starben. Das setzte ihr sehr zu. Eines Tages verließ sie das Haus und als mein Vater heimkam, fragte er mich 'Wo ist Mutter?' - Ich antwortete 'Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie zum Fluß runter, die Überschwemmung anschauen.' Mein Vater war äußerst erregt. Ich weiß noch wie er mich fast anbrüllte 'Schnell, schnell, Wir müssen sie finden.' Wir sausten runter zum über die Ufer getretenen Fluß. Da war Mutter, sie lief immer weiter hinein in die Fluten. Sie wäre ertrunken, hätte Vater sich nicht ins Wasser gestürzt und sie gerettet.'
Auf weiteres Befragen erzählte sie, ihr Vater habe sie vor den Selbstmordtendenzen ihrer Mutter gewarnt.
... 'Jeden Tag nach der Schule schaute ich nach Mutter - sie saß immer in einem Stuhl und starrte vor sich hin, wie betäubt. Eines Tages kam ich von der Schule heim und Mutter saß nicht wie sonst in ihrem Stuhl. Ich lief durchs ganze Haus und rief nach ihr, aber es kam keine Antwort. Dann öffnete ich die Tür zur Abstellkammer ... [Hier begann die Patientin beinahe hysterisch zu schluchzen] und da hing sie in der Kammer. ... Sie war tot.' ...
'Wie alt war ihre Mutter, als das passierte?' 'Neununddreißig'
'Wie alt, sagten Sie, sind Sie jetzt?'
'Nächsten Donnerstag werde ich neununddreißig.'
'Sehen Sie denn da keine Verbindung?'
Unter Schluchzen sagte die Patientin 'Natürlich. Mein ganzes Leben über seit diesem Ereignis habe ich mir gedacht, wenn ich ebenfalls neununddreißig werde dann tue ich es ihr nach --bringe mich um. Aber das ist ja gar nicht nötig, stimmt's?'
Danach war der Rest der Behandlung recht einfach. ungefähr ein Jahr darauf erhielt ich einen Anruf vom Ehemann der Patientin. Er wollte mir seinen Dank aussprechen: sie war jetzt über vierzig, glücklich und es ging ihr gut. ..."

Siehe auch:

- The Cognitive Behavioral Workbook for Depression: A Step-by-step Program (Workbook)

- Back from the Brink: True Stories and Practical Help for Overcoming Depression and Bipolar Disorder (der Autor ist selbst Betroffener, im Vorwort ist sein Abschiedsbrief aus dem Jahr 2004 abgebildet - nach seiner Genesung interviewte er dann verschiedenste bekannte Persönlichkeiten, die ebenfalls gelernt hatten, ihre Depression zu überwinden, u.a. einen Kongreßabgeordneten, einen Berater von Tony Blair, Bob Boorstin, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit bei Google und über ein halbes Dutzend mehr).

- Depressionen verstehen und bewältigen (Autor Paul Gilbert ist international anerkannter Psychotherapeut auf dem Gebiet, vgl. z.B. "Psychotherapy and Counselling for Depression (Therapy in Practice)")

- Dealing with Depression: A Commonsense Guide to Mood Disorders

Zum Krankheits- und Behandlungsverlauf:

- An Atlas of Depression (Encyclopedia of Visual Medicine)

- Overcoming Depression for Dummies

Sowie weitere Erfahrungsberichte, 'aufbauende Literatur':

- Journeys With the Black Dog: Inspirational stories of bringing depression to heel


Falls Dein Partner eine künstlerische Ader hat, sollte er sie evtl. ernsthaft kultivieren, viele berühmte Künstler waren depressiv:

- Touched With Fire: Manic-depressive Illness and the Artistic Temperament (die Autorin Kay Redfield Jamison hat noch mehr Bücher rund ums Thema geschrieben, teilweise auch in deutscher Übersetzung erhältlich)

- Devil as Muse Blake, Byron & the Adversary


Kritische Abhandlungen zum Umgang der Psychiatrie mit Depression:

- The Loss of Sadness: How Psychiatry Transformed Normal Sorrow Into Depressive Disorder

- All We Have to Fear: Psychiatry's Transformation of Natural Anxieties into Mental Disorders

Wie gesagt, für eine ausführlichere Sichtung der deutschsprachigen Literatur fehlt mir im Moment die Zeit, das Thema erfordert behutsame Empfehlungen und alle oben genannten scheinen noch nicht in deutscher Übersetzung verfügbar zu sein. Deprimierend.

Was man aber dennoch sofort tun könnte:

a) Sich eine therapiegeeignete Tageslichtlampe besorgen und sich ihr länger am Tag aussetzen (d.h. länger, als die dort empfohlene Behandlungsdauer für 'Normale'), jedoch im Winter nicht länger als bis 16:00 Uhr, in den übrigen Monaten nicht später als 17:00 Uhr (sonst evtl. Einschlafstörungen). Umso wirksamer, je mehr Körperfläche tatsächlich bestrahlt wird, also ohne Kleidung zwischen Lampe und Haut. Wer depressiv ist, geht weniger raus, wer weniger raus geht, hat weniger Lichtkontakt, wer weniger Lichtkontakt hat, wird (leichter) depressiv. Da die Tageslichttherapie nicht wirklich schaden kann, ist das immer die erste Empfehlung, noch vor jeder Medikation.

b) Zum Vitamin D hat @ottoasta schon immer erfahrungsgesättigte Berichte geliefert, siehe auch hier wieder @Weiner.

c) Vielleicht kennt das jemand: die Angst beim Zahnarzt wird größer, man sinkt in sich zusammen, atmet immer flacher. Atmet man tief durch, ist die Angst plötzlich weg. Das gilt auch bei depressiver Verstimmung - tief durchatmen, mehrmals (bis kurz vor'm Hyperventilieren) - und den ganzen Tag über, das muß zur Gewohnheit werden; daher hilft auch der empfohlene Sport, wenn er aerobisch wirkt.

d) Bei allem andern, etwa Johanniskraut, muß man abwägen. Da Johanniskraut die Lichtempfindlichkeit verstärken kann, kann der Gesamteffekt auch negativ sein, aus den in a) genannten Gründen!

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Literatur-/Produkthinweise. Alle Angaben ohne Gewähr! - Leserzuschriften

Depressionen

Kirsch @, Harz, Dienstag, 07.03.2017, 08:50 vor 2818 Tagen @ Literaturhinweis 5637 Views

ich bedanke mich sehr für alle Antworten zu diesem Thema, besonders auch bei "Literaturhinweis"! Jetzt habe ich erst mal eine Menge Informationen, die ich erarbeiten kann. Manches trifft für meinen Fall sehr zu, anderes weniger, da ja jeder Mensch und seine Lebenssituation anders ist.
Ich denke allerdings, dass mein Alter dabei eher von Vorteil ist. Als junger Mensch ist man vielleicht belastbarer (aber auch nur vielleicht!), in meinem Alter sollte man erfahrener, reifer und toleranter sein. Außerdem bin ich ein sehr positiver Mensch und noch fit und unternehmungslustig, siehe hier:
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=428353
Und diese Reise werde ich trotz allem in diesem Sommer alleine unternehmen!
Vielen Dank!
kirsch

@Kirsch: Nochmal zu Depressionen

Leserzuschrift @, Dienstag, 07.03.2017, 12:30 vor 2817 Tagen @ Kirsch 5340 Views

Liebe Frau Kirsch

Wenn die Menschen aus seinem Umfeld dich etwas komisch ansehen und Bedenken haben, liegt es nicht allein daran, ob du mit der Krankheit umgehen kannst.
Seine Familie und Freunde werden/waren die, die nach Beendigung seiner Beziehungen den „Scherbenhaufen“ beseitigen müssen/mussten.
Bücher werden dir nur bedingt helfen. Beobachte ihn und sein Umfeld.
Gehe nicht mehr auf ihn ein Hals andere. Mitleid ist keine Hilfe, sondern kontraproduktiv.
Ich muss meine Frau öfters hart ran nehmen, damit sie aus einem Tief wieder raus kommt.
Aber jeder Patient ist anders, so wie die Ursache seiner Depression.

Ich wünsche euch alles Gute. Liebe Grüße Kruchow

Depressionen

Kirsch @, Harz, Dienstag, 07.03.2017, 14:31 vor 2817 Tagen @ Leserzuschrift 5471 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 07.03.2017, 14:36

Lieber Herr Kruchow,

mein neuer Partner hat, soweit ich weiß, bisher keine Scherbenhaufen hinterlassen. Er war fast 50 Jahre mit derselben Frau verheiratet, um die er immer noch trauert. Seit 2 Jahren ist er Witwer und ich bin die erste Frau wieder in seinem Leben. Da er Künstler ist (Musik, Foto, Kamera), ist er im Netz auch sehr durchschaubar und er geht alles sehr offen an. Von seiner Krankheit habe ich bisher nichts mitbekommen, außer dem, was er mir erzählt hat. Ich wollte mich aber jetzt vorher informieren, damit ich weiß, was auf mich zukommen kann. Das Leben ist gefährlich, es endet unweigerlich mit dem Tod! Aber vorher wollen wir noch ein paar sehr schöne Jahre genießen.
Das “Abgrenzen” habe ich schon bei meiner Arbeit als Hospizhelferin gelernt und auch bei meiner 90-jährigen demenzkranken Mutter.
Es wird schon gut gehen! Nur wer etwas wagt, kann auch gewinnen, wer nichts wagt, hat schon von vornherein verloren!

Liebe Grüße
kirsch

Der Robo-Therapeut gegen Depressionen - deutsche Krankenkassen bieten Smartphone-Apps als Depressions-Therapie an

Literaturhinweis @, Sonntag, 12.03.2017, 23:09 vor 2812 Tagen @ Literaturhinweis 5226 Views

Da wächst zusammen, was zusammengehört: die Robotik, die depressive Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes schürt, vertreibt selbige auch gleich wieder. Jetzt fehlt nur noch die Pille, die vor den Nebenwirkungen aller andern Pillen schützt. Canapé mit Cannabis anyone?

FAZ: Psychotherapeuten könnten künftig von Online-Programmen ersetzt werden – oder etwa doch nicht?
"Mit Mood-Gym, I-Fight-Depression, Deprexis, Pro-Mind und dem TK-Depressions-Coach drängen vermehrt Online-Therapieprogramme auf den Markt, die gegen leichtere Formen von Depressionen helfen sollen. ... Die Programme seien erstaunlicherweise „hochwirksam“, ... Apps zum Beispiel, die den Nutzer per GPS orten und, wenn er zum Beispiel gerade auf einen Bus wartet, daran erinnern, seine Mut-mach-Sätze aufzusagen. ... Trainingsprogramme basieren auf Prinzipien und Methoden der Verhaltenstherapie. ... können schon unbegleitete Trainingsprogramme die Symptome von Betroffenen deutlich verbessern. ... Laut TK ist davon auszugehen, dass Online-Therapien in Zukunft fester Bestandteil der psychotherapeutischen Versorgung sein werden. Bislang ist die Nachfrage nach den Programmen allerdings eher gering: Etwa 100 Teilnehmer pro Monat zählen TK, DAK und Barmer jeweils. Nur die AOK, deren Programm nicht nur für eigene Mitglieder kostenlos zur Verfügung steht, verzeichnet seit Oktober vergangenen Jahres fast 7000 Anmeldungen."

Schon vor vielen Jahrzehnten, als MIT-Professor Weizenbaum sein Programm ELIZA programmierte, stellte er erschüttert fest, daß seine Sekretärin sich mit diesem ellenlang unterhielt und gar nicht davon abzubringen war, daß es sich um einen intelligten Gesprächspartner handelte. Vermutlich war sie verheiratet.

COBRA - übernehmen Sie!

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Eliza

aliter @, Montag, 13.03.2017, 08:05 vor 2812 Tagen @ Literaturhinweis 4989 Views

Schön, dass Du diese Programm erwähnst. Ich habe das seinerzeit in einer Schule im Schwäbischen auf deren ersten DOS Rechnern (IBM PC) installiert und im Kollegium vorgeführt.
Die Englischlehrerin konnte sich gar nicht von diesem Programm trennen.
Was lernen wir daraus?
Die Psychotherapie ist intellektuell so gestrickt, dass sie sich auf einem - ich glaube damals - 64 kB Rechner unterbringen lässt.
Hochkomplizierte Psychoanalyse Jahrzehnte teure Schulungen etc. sind eher dem Marktwert der Psychobehandlung geschuldet. Das gab übrigens Freud auch zu, dass die Psychoanalyse was kosten muss.
Das Urbild der Behandlung ist die Mutter, die dem verletzten Kind über den Arm streichelt und sagt: dass tut gar nicht mehr weh, du musst nur beim nächsten Mal besser aufpassen.
mfg

'Psychotherapie ist intellektuell so gestrickt, dass sie sich auf einem 64 kB Rechner unterbringen lässt' - Kleiner Einspruch

Literaturhinweis @, Montag, 13.03.2017, 11:28 vor 2811 Tagen @ aliter 5201 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 13.03.2017, 11:34

Schön, dass Du diese Programm erwähnst. ... Die Psychotherapie ist intellektuell so gestrickt, dass sie sich auf einem - ich glaube damals - 64 kB Rechner unterbringen lässt.

Das Gebiet der Psychotherapie ist m.E. zu komplex, um es mit einem Satz "Psychotherapie ist ..." zu umschreiben.

Ich erinnere mich heute noch lebhaft an eine Radio-Diskussion ganz zu Anfang der siebziger Jahre mit u.a. Alexander Mitscherlich. Damals war ja die Zeit des Aufbruchs nach den 68er Studentenunruhen und 'alles' wurde kritisch hinterfragt. So unterstellten viele der Psychoanalyse 'systemstabilisierende' Usancen, da das Individuum 'auf sich geworfen' werde und die Probleme bei sich zu suchen angeleitet werde, statt zu 'begreifen', daß es 'die Gesellschaft' sei, Ausbeutungsverhältnisse, die ganze Leier, die 'es' kaputtmache ('macht kaputt, was Euch kaputtmacht' - kurz darauf die eher unenglische Parole 'Burn, warehouse, burn' von Baader und Ensslin und schließlich der jahrelange Kleinkrieg der RAF bundesweit).

Die Namen der andern Diskutanten sind mir entfallen und sicher außer Mitscherlich heute auch allgemein dem holden Vergessen anheimgefallen, bis eben auf den Mitscherlich.

Die Anmoderation war einem dieser Mitdiskutanten überlassen, der den ersten Satz so begann: "Psychoanalyse, so, wie wir sie kennen ...", worauf Mitscherlich ihm ins Wort fiel mit der Frage "Woher kennen Sie sie denn?". Danach folgte das, was man im Englischen 'uncomfortable silence' nennt und dann ging das Herumgeeiere los.

Will sagen: das Gebiet ist zu komplex, und hat gerade seit den siebziger Jahren sich derart aufgefächert, daß man schlicht von 'die Psychotherapie' nicht mehr sprechen kann oder darf.

Nun ist es nicht so, daß ich Verfechter der Psychoanalyse bin, wofür es die verschiedensten Gründe gibt. Aber auch Psychoanalyse würde ELIZA nicht 'können', denn der Analyst will ja das 'freie Assoziieren' befördern (jedenfalls in der 'klassischen' Form, die direkt auf Freud zurückgeht), ELIZA würde ja 'viel zu viel reden'.

Nein, das was ELIZA und andere ähnliche Programme machen, ist am ehesten noch mit der Gesprächstherapie nach Schulz-von Thun zu vergleichen, bei der es darum geht, dem Klienten seine jeweiligen Aussagen 'zurückzuspiegeln'. Und in der Tat kommen dort ähnliche Dialoge dabei heraus, etwa, wenn der Klient sagt "Ich fühle mich bedrückt" und der Therapeut dann entweder sagt "Sie meinen, auf Ihnen liegt eine Last?" oder "Was bedrückt Sie denn?" u.v.a. solche eingeübten 'Interventionen'. Bei 'was bedrückt sie denn?' kann es sich aber bereits um einen REBT-Therapeuten handeln.

Diese (je nach psychiatrischem Fallbild) durchaus heilsamen Interventionen basieren in ihrer Wirkung großenteils darauf, daß sie zur Ich-Stärkung beitragen können, und oft empfindet sich der Patient 'das erste Mal wirklich verstanden'. So paradox das klingt, aber genau das kann ein Computerprogramm, dem ein grundlegendes Verständnis grammatischer Strukturen eignet, eben auch. Da die meisten Psychotherapien darauf basieren, den Menschen seine Probleme letztlich selbst lösen zu lassen (ein hypnoanalytisches Beispiel hatte ich gegeben), und daher der überwiegende Teil der Heilung im Patienten selbst stattfindet, sind spürbare Fortschritte durchaus in vielen Fällen möglich.

Bei den genannten Apps und schon bei ELIZA kommt hinzu, daß Computer endlos geduldig sind. Ein Computer tut das, wofür er programmiert wurde und wenn die CPU nicht durchbrennt, tut er das 'auf ewig' (weshalb ein Betriebssystem kein Algorithmus ist - denn Algorithmen kennen Abbruchkriterien).

Was aber passiert beim normalen Versuch, eine psychotherapeutische Behandlung mit einem menschlichen Therapeuten zu buchen? Zuerst ist da die Sekretärin am Telefon, dann stellt der verzweifelte Patient fest, daß frühestens in vier Monaten ein Ersttermin möglich ist. Davor liegt noch der Antrag auf Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Dann wird das erstmal auf z.B. acht Sitzungen begrenzt, was nachweislich dazu führt, daß ein unsicherer Patient u.U. alles tut, um eine Verlängerung genehmigt zu bekommen, indem er die durchaus rasch mögliche Bearbeitung seines Problems so hinauszögert, daß das 'Gutachten' eine deutliche Verlängerung gegenüber der Krankenkasse befürwortet. Auch hier wieder: das System der staatlich regulierten 'Kranken'-Versicherung pfuscht dazwischen, die Fallpauschale läßt grüßen, nur auf andere Weise.

Es gibt also m.E. durchaus wirksame Psychotherapie-Formen und diese gehen weit über das hinaus, was Computer bisher leisten können und vielleicht auch jemals werden leisten können. Ich gehe sogar soweit, zu sagen, daß erfolgreiche Psychotherapie der ultimative Turing-Test sein könnte. Denn bei NLP und Hypnose z.B. ist es mit dem 'Daherreden' nicht getan, sondern der Therapeut muß auf eine Vielzahl von Anzeichen achten, wie Hauttemperatur und -farbe, Atemfrequenz, Mimik, unwillkürliche Zuckungen ('twitches') usw. Nicht umsonst beschleicht den unbefangenen Betrachter z.B. bei der Beobachtung von Koryphäen wie dem legendären Milton Erickson das Gefühl, dabei sei Telepathie im Spiel. Es ist nichts anderes und nicht 'mehr', als es auch die sog. Mentalisten vermögen. Ob aber ein Computer das so einfach nachahmen kann, daran habe ich meine Zweifel. Lügendetektoren jedenfalls sind nach einem halben Jahrhundert 'Entwicklung' immer noch notorisch unzuverlässig und mit ein Grund für so viele Fehlurteile in den USA.

Was aber selbst ein wirklich erfahrener Gesprächstherapeut einem weiterentwickelten Programm wie ALICE voraus hat, ist das 'Verständnis' der Aussagen seines Gegenüber. ELIZA und Konsorten neigen dazu, sich in Wiederholungsschleifen zu verfangen, wenn sie mit dem reinen Spiel der grammatischen Umsortierung nicht vorankommen, was man auch gut an manchen veröffentlichten 'Chat-Protokollen' beobachten kann. Sie 'treiben' also die Sache nicht 'voran', so angenehm gerade das einem 'Patienten' erscheinen mag, denn er/sie wird nicht 'konfrontiert' - was aber in einer solchen Therapie ein entscheidendes Handwerkszeug ist. Dieses 'Konfrontieren' kann m.E. nur ein Mensch leisten, und zwar ein entsprechend ausgebildeter und erfahrener. Leider heißt das nicht, daß sich hinter jedem Namen unter dem Abschnitt 'Psychotherapie' in den Gelben Seiten auch ein solcher verbirgt.

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Depression und Lichttherapie

Literaturhinweis @, Sonntag, 19.03.2017, 14:06 vor 2805 Tagen @ Literaturhinweis 4696 Views

Das Phänomen Depression war ja schon früher einmal in einem umfangreichen Thread diskutiert worden.

Auch dort fiel das Stichwort Lichttherapie wie von mir hier vorgeschlagen.

Lichtherapie bei Depression ist medizinsch anerkannter Standard - auch für weitere Beschwerden und Krankheiten.

Die Gerätepalette ist gegenüber früher groß und überwiegend erschwinglich.

Daß der Betroffene Künstler ist, läßt ja zusätzlich hoffen, wie schon beschrieben.

Was ich daraus nur noch nicht entnehmen kann, ist, ob er seiner Veranlagung eher drinnen oder draußen nachgeht, und bei welchem Wetter/Tageszeit/in welcher Kleidung. Dick eingemummt kann man auch im Hochsommer an Lichtmangel leiden. Schwarze Kleidung dazu und die Depression verstärkt sich draußen gar.

Daher hier ein Testbericht der FAZ zu zwei Lichttherapie-Lampen.

"Beim Kauf einer solchen Lampe kommt es auf die Zertifizierung und die angegebene Beleuchtungsstärke an. Lichttherapiegeräte produzieren in der Regel um die 10 000 Lux, während andere Lampen nicht ausreichend stark leuchten, um wirklich zu helfen."

"Das Gerät von Beurer leistet bis zu 10 000 Lux, was für solche Lampen Standard ist, und unterscheidet zwischen Tageslicht und zum Einschlafen geeignetem roten Licht."

(Ich hatte ja schon davor gewarnt, das im Winter nach 16:00 Uhr, im Sommer nach 17:00 Uhr anzuwenden - das hier scheint dann eine sinnvolle Lösung, wenn man zusätzlich den Körper auf das Einschlafen vorbereiten will, denn normale Büroleuchten sind entweder zu hell (gerade, wenn jemand Photo- oder graphische Arbeiten macht!) oder folgen nicht dem natürlichen Tagesverlauf des Sonnenspektrums. Insbesondere Energiesparlampen und LEDs sind da meist zu weißlastig, es gibt aber mittlerweile welche mit Tageslicht- und Glühlampen-Spektren.

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Oxitocin, Osho, Infarkt der Seele, Körper- und Ohrakupunktur können in akuten Phasen helfen.

Vatapitta @, Montag, 28.08.2017, 02:09 vor 2644 Tagen @ Kirsch 2371 Views

Moin moin,

das Thema wurde hier schon mehrfach besprochen.

Relativ neu sind in diesem Zusammenhang die Untersuchungen zum Oxitocin.
Das Glückshormon wird bei körperlicher Nähe gebildet. Sex/Kuscheln könnten so eine körperliche Form der Therapie der Seele sein.

Die Erkrankungen ADHS, Depression, Burnout und Borderline werden in dem Buch "Die Müdigkeitsgesellschaft" als Infarkt der Seele beschrieben. Das Problem ist das "Zu Viel", die Ruhelosigkeit des Geistes, der nur mühsam zu klaren Entscheidungen kommt.

Die Beschäftigung des Geistes mit ungefährlichen Dingen, wie z.B. malen oder fotografieren oder auch Sport der Freude macht, kann zu einer Regeneration der Neurotransmitter führen und den Betroffenen helfen.

Osho (Bhagwan) schreibt in einem seiner Bücher, das unser Verstand verschwindet, wenn wir ihn beobachten. Wir sind nicht unser Verstand. (Ist ein kleines rotes Buch)

Sowohl mit Körperakupunktur als auch mit Ohrakupunktur sind starke vegetative Wirkungen zu erreichen, die die Rekonvalenz des Patienten sehr gut unterstützen.

Der Professor für Neurologie und Psychiatrie Dr. Alexander Meng der "Medizinischen Fachhochschule" in Wien hat eine darauf spezialisierte Privatpraxis.


Vielleicht findest Du hier noch einige neue Aspekte.


Alles Gute
Vatapitta

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Chronisch sind die Schmerzen dann, wenn der Doktor sie nicht heilen kann. http://www.liebscher-bracht.com/

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