Hallo Monterone!
Und da Du natürlich nicht selbst übers Beet trampeln willst, schickst Du eine andere Person vor.
Du schreibst: Das übernimmt heute ein anderer, Prof. Jacques Sapir. Er stellt die Frage *Ist die EU faschistisch* und beantwortet sie teilweise mit ja.
Es sollte einleuchten, daß Sapirs Definition dann auch für die BRD gilt, womit automatisch die Frage im Raum steht, welchen Sinn unter diesen Voraussetzungen Wahlen haben können?
Ich kann mit diesem Faschismusbegriff nicht sehr viel anfangen, weil er nur bedingt anwendbar ist.
Faschismus ist vor allem die Herrschaft einer Partei mit überwiegend polizeilichen und militärischen Mitteln, welche sich auf eine Führungsfigur bezieht, die besonders intensiv auf nationale Belange abstellt.
Inwiefern eine solche Herrschaft mitunter notwendig sein kann, werde ich jetzt nicht debattieren, da es mir nur um die Begrifflichkeit an sich geht.
Nach der Machtergreifung in Italien und Deutschland hatten andere Parteien nichts mehr zu melden und die Mitgliedschaft in der Ein-Partei war zwingend, wenn man gesellschaftlich etwas bewegen wollte.
In diesem Sinn waren die sozialistischen Staaten in einigen Teilen sehr wohl faschistisch, denn es existierte praktisch ein Ein-Parteiensystem, es gab einen Polizeistaat (Stasi & Co) und es existierte eine Art Führerkult, wenn auch weniger ausgeprägt als bei den Braunen.
Nur die nationale Komponente war durch die sozialistische Staatengemeinschaft ersetzt worden.
Faschistische Tendenzen findet man vor allem nach einem Militärputsch, der in vielerlei Hinsicht tabula rasa macht und ziemlich grob in die gesellschaftlichen Netze hineinfährt.
Aus den verschiedenen Graustufen werden zwangsweise schwarz und weiß gemacht.
Sapir weiß natürlich ganz genau, was es mit der EU und ihren Mitgliedern auf sich hat, bringt aber nicht die Courage auf, mit der ganzen Wahrheit rüberzukommen.
Zwar sei die EU freiheitsfeindlich wie der Faschismus, aber faschistisch dann doch nicht, eher sowjetisch.
Damit bestätigt er meine Zweifel die Dinge differenzierter zu sehen.
Würde Sapir sowjetisch mit demokratisch gleichsetzen, hätte er die Lösung gefunden, meiner Meinung nach das Ei des Kolumbus.
Nein, denn Demokratie beinhaltet Gewaltenteilung, die es im Faschismus nicht gibt.
Ja, ich höre schon wieder Dein „schröckliches“ Gelächter.
Um zu erklären, was ich meine und Du als Realität begreifst, mache ich jetzt mal den Montesquieu und Du denn Machiavelli, auch wenn ich weiß, daß ich das Duell verlieren werde, aufgrund der Macht des Faktischen oder auch der Begrenztheit des Volksverstandes.
Die theoretische Demokratie, vorgetragen in den „Gesprächen in der Unterwelt“ durch den Franzosen, hat schon ihren Reiz.
Die praktischen Einwände des italienischen Beraters haben diesen weniger, denn er wahrt den schönen Schein, hebelt jedoch subtil die theoretischen Vorgaben aus.
Er entlarvt gnadenlos die Unvollkommenheit von Regeln, vor allem dann, wenn sich wichtige Entscheider nicht an diese halten.
Es ist ein bisschen wie mit einem Messer.
Man kann sich eine Scheibe Brot damit abschneiden oder man kann dieses auch dem Gegenüber in den Bauch rammen.
Das Messer kann nichts dafür, ebenso wenig wie die Demokratie.
Ein Mann wie er kann natürlich nicht so auf die Pampe hauen wie wir hier. Wie unangenehm ihm die Sache ist, merkt man daran, daß er von Anfang bis Ende schrecklich herumeiert und sich nie auf eine endgültige Definition festlegen kann, was die EU denn nun ist: faschistisch, sowjetisch, demokratisch oder von allem ein bißchen, eine Art Ragout aus verschiedenen Staatsformen.
Und er hat recht damit!
Es ist ein Ragout aus vielem.
Aus dem Freiheitskämpfer wird schlagartig der Terrorist, auch wenn die Person diesselbe geblieben ist, sich aber ggf. nur ihrer Strippen entledigte.
Ob beabsichtigt oder unter Druck der Fakten, aber Sapir gesteht dem Faschismus sogar zu, daß er im Gegensatz zur EU, so etwas wie staatliche Souveränität gekannt habe.
Was zu 100 % unterschrieben werden kann.
Zwar sei die EU nicht faschistisch sie lege aber die gleiche Freiheitsfeindlichkeit an den Tag wie der Faschismus.
Natürlich ist die EU nicht faschistisch, sie ist demokratisch, was denn sonst?
Nein, sie ist schein-demokratisch , weil sie grundsätzliche Regeln der theoretischen Demokratie praktisch und systematisch unterläuft, siehe Machiavelli.
Über die verschiedenfarbige Demokratie wurde eine politisch korrekte Einheitssauce gegossen, in dessen Korsett sich nun EU-Demokratie abspielen soll.
Das wäre in etwa so, als hätte Hitler nach dem Ermächtigungsgesetz wieder alle Parteien zugelassen jedoch mit der Auflage ausschließlich NSDAP freundlich zu agitieren und zu agieren, andernfalls droht das umgehende Verbot.
Das ist der faschistische Teil dieser Schein-Demokratie, den wir derzeit in Dutroux Neu-Babylon bewundern können.
DAS wäre in etwa das, was möglicherweise Sapir meint und es mehr schlecht als recht formulieren kann.
Am Beispiel des in der Regel sehr korrekt und redlich argumentierenden Sapir erkennt man, daß man sich in einem heillosen Gedankengestrüpp verheddert und leicht über seine eigenen Füße zu fallen droht, wenn man keine realistische Vorstellung davon hat, was Demokratie ist, zu welchem, vor allem wessen Nutz und Frommen sie installiert wurde.
An dieser Stelle werden wir uns vermutlich nie einigen.
Aber das ist in etwa wie bei den Amis, wo Du mit dem Begriff etwas anderes meinst als ich.
Du redest von der real existierenden Demokratur, die ich als Schein-Demokratie mit faschistischen Tendenzen bezeichnen würde.
Ich gehe sogar mit Dir konform, daß dieser „Strick“ von Leuten erdacht wurde, um die Massen zunächst an sich zu binden und sie letzten Endes damit zu strangulieren.
Genau um diese Täuschung geht es schließlich in den „Gesprächen in der Unterwelt“ und die wurden vor 150 Jahren geschrieben.
Das ändert aber nichts an der zunächst guten Idee und wie sie normalerweise von der Mehrheit verstanden wird, auch wenn sie fast immer Utopie bleibt.
Im Gegensatz zu den im Demokratiedelirium herumtorkelnden Deutschen nehme ich bei Sapir an, daß er sehr genau weiß, was Sache ist, aber aus verständlichen Gründen noch herumlaviert.
Du bist meistens mit der Abrißbirne unterwegs, andere bevorzugen halt den Lautsprecher.
Das Vermischen der Begriffe in ihrer theoretischen und praktischen Bedeutung erschwert die Debatte ungemein.
Und dabei wollte ich lediglich einen Stab für Alice Weidel von der AfD brechen.
mfG
nereus