OT: Dekubitus behandeln

Leserzuschrift @, Samstag, 18.02.2017, 18:55 vor 2836 Tagen 6541 Views

Ein Bekannter im fortgeschrittenen Alter ist seit Monaten bettlägrig und hatte an mehreren Stellen Dekubitus entwickelt. Nachdem mehrere Behandlungsversuche mit Standard-Medizin fehl schlugen, kam eine neue Pflegerin mit einem "Hausrezept", das innerhalb von zwei Wochen zum Abheilen der betroffenen Stellen führte.
Ihr Vorgehen bestand darin, den Dekubitus zweimal täglich vorsichtig mit neutraler Kernseife abzuwaschen. Nicht abspülen, in der Luft trocknen lassen.
Anschließend Aloe-Salbe (siehe unten) auftragen, 15 Minuten offen lassen. Danach dünn mit Rifamycine-Spray einsprühen und steril abdecken.

Die Aloe-Salbe sollte täglich frisch zubereitet werden.
Dazu wird das fleischige Innere eines Blattes von Aloe arborescens ausgeschabt und zu Brei geschlagen. Nach Zugabe von etwa 2g Sulfathiazol, 2 Teelöffeln Zucker und einem Tropfen Propolis lässt man diese Mischung ein, zwei Stunden im Kühlschrank "reifen".

Aloe arborescens (Bezugsquelle) wächst normalerweise in wärmeren Gegenden in praller Sonne oder leichtem Schatten. Die Pflanze ist sehr pflegeleicht, aber frostempfindlich. In deutschem Klima sollte sie deshalb in einen größeren Blumentopf gepflanzt werden und an einen hellen, frostfreien Standort im Innern überwintern. In dieser Zeit nicht übermäßig gießen; Baum-Aloe verträgt Trockenperioden. Sollten sich die Blätter rötlich verfärben ist das allerdings ein Zeichen für akuten Wassermangel.
Üblicherweise erntet man die unteren, älteren Blätter (mind. 30 cm lang), da diese fleischiger sind und eine höhere Wirkstoffkonzentration aufweisen.
Der optimale Erntezeitpunkt ist während der Dämmerung, idealerweise etwa eine (sonnige und trockene) Woche nach ausgiebigem Regen.
Nachdem die Schnittstelle getrocknet ist, kann man die in Plastikbeutel verpackten Blätter wochenlang im Kühlschrank (frostfrei!) lagern. Dabei erhöht sich sogar die Wirksamkeit.

Statt Rifamycin/Rifampicin bzw. Sulfathiazol - Resistenzgefahr - ein Verbesserungsvorschlag zur Dekubitus-Behandlung/-Pflege

Literaturhinweis @, Samstag, 18.02.2017, 20:39 vor 2836 Tagen @ Leserzuschrift 5875 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 18.02.2017, 20:50

Vielen Dank für diesen das Forum in seiner Gesundheitskompetenz bereichernden Beitrag!

Der Dekubitus, das Wundliegen, ist in der Mehrzahl der Fälle ein Pflegefehler, insbesondere, wenn der Patient noch mobilisierbar ist, also nicht Paraplegiker ist oder im Koma, Wachkoma liegt oder am 'locked in'-Syndrom leidet, ein Pflegefehler ähnlich wie die abgespreizten Füße, die man oft bei Querschnittsgelähmten beobachten kann, die im Rollstuhl unterwegs sind.

Lediglich bei Rifamycin, generell allen Antibiotika, habe ich Vorbehalte, da dies über kurz oder lang zu Resistenzen führen kann. Da man gerade in solchen Fällen (alt, bettlägerig = baldige Immunschwäche im Alter) darauf achten sollte, daß noch genügend 'Reserveantibiotika' für den Fall der Fälle zur Verfügung stehen, wäre ich hier überaus vorsichtig, auch wenn dies bei einmaliger Gabe bis zum ersten Abheilen noch hingehen mag. Immerhin sind Rifamycine gegen Lepra & Tuberkulose im Einsatz und (resistente) Tuberkulose breitet sich ja dank Zuwanderung nun auch gerade bei uns aus. Mehr noch gilt das für das genannte Sulfathiazol, das bereits wegen verbreiteter Resistenzen teilweise nicht mehr zugelassen ist. Da Resistenzen sich dann auch auf die Darmbakterien übertragen und Bakterien artübergreifend Resistenzgene austauschen können, ist eine solche Antibiotika-Dauerberieselung eine ganz gefährliche Nummer!

Ich erlaube mir daher, da es sich um äußerliche Anwendungen handelt, darauf hinzuweisen, wie ich es machen würde - ohne Haftung und Gewähr und ohne Anspruch auf medizinischen Rat, siehe Gesetzeslage:

Im Wechsel würde ich die Stellen, nachdem die offene Wunde offenbar geschlossen ist, vorsichtig regelmäßig (etwa einmal täglich) mit folgenden beiden Mitteln abtupfen:

- eimü® Doppeldip basierend auf tensidischem Nonoxinol(9)-Jod

und

- eimü® Chlorhexidin-Dip, "als einziges Tierarzneimittel auf Basis von Chlorhexidin exklusiv entwickelt"

Bei Jodempfindlichkeit/Jodunverträglichkeit evtl. nur auf das Chlorhexidin-Präparat ausweichen (ich empfehle den Wechsels deshalb, weil es bei dieser Anwendung Resistenzen, soweit man das überhaupt beurteilen kann, gänzlich ausschließt); vgl. auch Literatur zu Arzneimittel(neben)wirkungen.

Sicherheitsdatenblätter usw. unter Produktinfos. Das kleinste Gebinde sind je 5 Liter - das reicht Jahre bis Jahrzehnte (kühl und lichtgeschützt [= dunkel] aufbewahren). Da der Hersteller nicht an Endabnehmer liefert, als Bezugsquelle einen Agrarhändler wählen, etwa Wahl agrar-fachversand.com.

Beide Mittel sind nur als Tier-Arzneimittel zugelassen, aber: das Chlorhexidin wird auch in der Humanmedizin angewandt, u.a. als Mundspülung. Nur ist die Konzentration der frei erhältlichen u.a. humanmedizinischen Präparate nur bei 0,2% und darunter.

In der jahrelangen eigenen Anwendung bei Tier und Mensch habe ich daher beobachten können, daß diese oft versagen, wo das Tierarzneimittel hilft; auch Jodunverträglichkeiten konnte ich nie beobachten, habe das aber vorsichtshalber erwähnt.

Die Mittel sind zum Dauergebrauch zugelassen in der Euterpflege bei der Milchwirtschaft - sie werden also täglich über Jahre angewandt an einer gewiss empfindlichen Stelle und ... sogar darf man danach melken, also kann es auf Seiten der Zulassungsbehörden wenig Bedenken gegeben haben, auch was die damit indirekt konfrontierten Menschen, mindestens das Personal, betrifft.

Wie gesagt, dünn benetzen, auftrocknen lassen. Das gilt auch für andere Stellen, etwa hartnäckige Ekzeme, sogar Warzen (die ja oft auf Viren basieren) gehen damit manchmal weg.


Siehe auch:

- Scabies/Krätze

- Borreliose

- Erste Hilfe

- Reisemedizin

- Arzneimittel-Neben- und Wechselwirkungen

- Zika-Virus

- Morbus Parkinson

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Literatur-/Produkthinweise. Alle Angaben ohne Gewähr! - Leserzuschriften

Sulfathiazol, in einem Produkt mit dem Namen „Cibazol“ war…

Das Alte Periskop, Sonntag, 19.02.2017, 01:58 vor 2836 Tagen @ Leserzuschrift 10365 Views

Nach Zugabe von etwa
2g Sulfathiazol, 2

… in meinen Kindheitstagen das ultimative Puder (gelbfarbige, kleine Streudose) mit dem sämtliche Wunden (ein oder mehrmals bestreut) schnell abheilten.

Auf der Suche nach „Cibazol“ (von Ciba ???) – ich wollte dies schon seit längerem aus anderem Grund kaufen – fand ich im Netz folgende Notiz:
„Cibazol“: Seit den 1930er Jahren ein verbreitetes lokales Sulfonamid-Antiseptikum (Cibazol-Puder).
http://www.ostarrichi.com/wort-19298-Zipazol-Wundpuder_aus_den_1970_1980er_Jahren.html

Dieses legendäre Puder hat sogar Einzug in die „Literatur“ gehalten, so schreibt ein Autor:
Es gibt da etwa eine Szene in dem Buch, wo ich mit dem Roller stürze, mich verletze, die Wunde wird mit Cibazol-Puder behandelt, und ich beschreibe, wie ich mit dem Wundschorf umgehe, wie ich anfange, daran herumzukletzeln und ihn abzuheben. Heute gibt's das Cibazol gar nicht mehr, und die Ärzte, die ich kenne, sagen mir, das war als Medikament auch ganz ungeeignet, aber wenn ich diese Schilderung vorlese, beginnen die Leute sich zu erinnern, wie sie selbst an ihren Wunden herumgekletzelt haben. –
www.derstandard.at/1373513790053/Karl-Markus-Gauss-Die-Kindheit-ins-Gedaechtnis-retten

Ich hätte diese hochwirksame Substanz „Sulfathiazol“ auch gerne wieder an mir versucht, aber leider hab ich dazu kein Produkt und keine Bezugsquelle gefunden, da diese wohl nun EU-weit verboten ist.
Aber vielleicht wird das Produkt noch außerhalb der EU oder in der Veterinär-Medizin angeboten,

Wer von den Schreibern und Lesern kann helfen?
Mein Dank gilt der „Leserzuschrift“ für den Denkanstoß!

Gerhard Domagk, IG Farben, 1935 Wirkung von "Prontosil", 1939 Nobelpreis (mT)

DT @, Sonntag, 19.02.2017, 20:56 vor 2835 Tagen @ Das Alte Periskop 4803 Views

bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 26.02.2017, 13:07

Die Deutschen hatten Sulfonamide und Prontosil-Puder für die Verwundungen im II.WK, die Amis und Engländer Penicilin. Das rettete Millionen das Leben.

Das ganze geht auf Paul Ehrlich und seine Forschungen an den Azofarbstoffen zurück, mit denen er Salvarsan gegen die Syphillis entwickelt hatte. Nobelpreis Medizin 1908.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sulfonamide

Gute geschichtliche Beschreibung:

Schenzinger, Anilin.
https://www.amazon.de/Anilin-Karl-Aloys-Schenzinger/dp/B0000BN9DG/?tag=dasgelbeforum-21


Heute stünde so ein Buch auf dem Index, weil es klar aufzeigt, wozu die deutschen Wissenschaftler ohne Besatzerjoch fähig waren.

DT

„Medizinischer“ Honig

Leserzuschrift @, Montag, 20.02.2017, 13:57 vor 2835 Tagen @ Leserzuschrift 4656 Views

Ja, Aloe ist super. Man kann es jedoch auch mit (medizinischem) Honig probieren. Auf arte sah ich vor längerer Zeit einen Filmbeitrag über einen Bergsteiger, dem die Zehen abfroren. Diese mussten daher amputiert werden. Die französische Ärztin machte Honig auf die Wunde, welche daraufhin erstaunlich schnell und komplikationslos heilte. Über die wundheilungsfördernde Wirkung des Honigs kann man sogar auf der Seite der Uni-Klinik Bonn lesen:

"Seit einigen Jahren setzen die Bonner Kinderärzte Medihoney in der Wundpflege ein; in Deutschland sind sie damit Vorreiter. Medihoney trägt das CE-Siegel für Medizinprodukte; seine Qualität wird regelmäßig überprüft. Der Erfolg ist erstaunlich: "Abgestorbenes Gewebe wird schneller abgestoßen, und die Wunde heilt schneller", betont Kai Sofka, Wundpflegespezialist an der Uni-Kinderklinik. "Außerdem bereitet der Verbandswechsel weniger Schmerzen, weil sich die Umschläge leicht entfernen lassen, ohne die neu gebildeten Hautschichten zu verletzen." Normalerweise riechen manche Wunden unangenehm - eine enorme Belastung für den Patienten. Der Honig hilft auch hier, indem er geruchsmindernd wirkt. "Selbst Wunden, die über Jahre partout nicht heilen wollten, lassen sich nach unserer Erfahrung mit Medihoney in den Griff bekommen - und das oft innerhalb weniger Wochen", sagt Sofka."

https://www.ukb.uni-bonn.de/42256BC8002AF3E7/vwWebPagesByID/9844AA06BBC91D7FC12571B9001...

Die o. g. Doku finde ich nicht, daher verweise ich mal auf den Beitrag des mdr, der eine Gesundheitssendumg dem Thema Honig widmete.

https://www.youtube.com/watch?v=Lja9bFcd4GA

Über Manuka-Honig findet man auf YT diverse Beiträge.

Ich denke, Honig vom Imker auf dem Wochenmarkt täte es auch. Bloss nicht das gepanschte Zeug aus dem Supermarkt kaufen. Manch billigem Honig wird sogar Zucker zugesetzt, um ihn zu strecken. Doch das werden die meisten Leser sowieso wissen.

Freundliche Grüße

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