Es gab schon bessere Aussichten.
Der belgische Historiker David Engels hat erneut vor einem Desaster in Europa gewarnt.
Engels ist Althistoriker an der Freien Universität Brüssel.
.. Er sieht Parallelen zwischen dem Untergang der Römischen Republik und der EU.
Dazu gibt es ein Video und die wichtigsten Infos daraus als Interview.
Hier ein Auszug.
Frage: Wie lange geben Sie der EU noch?
Antwort: In 20 bis 30 Jahren wird Europa ein autoritärer oder imperialer Staat geworden sein, nach einer Phase bürgerkriegsähnlicher Zustände und Verfallserscheinungen. So lassen es jedenfalls die Analogien zwischen der gegenwärtigen Krise Europas und dem Übergang der späten römischen Republik in den Staat des Augustus erwarten.
Frage: Glauben Sie ernsthaft, es gibt dann kein souveränes Deutschland, Frankreich oder Griechenland mehr, keine Nationalstaaten?
Antwort: Ja, und das Resultat mag durchaus effizient sein: Man sieht ja auch am Modell der Bundesrepublik oder der USA, dass sich ein starker Staat mit einer gewissen lokalen Autonomie in kulturellen und administrativen Fragen vereinen lässt.
Ein geeintes Europa mit einem charismatischen Präsidenten, der bis auf die Ebene des Bürgers durchregieren kann, das scheint mir eine sehr wahrscheinliche Prognose.
Bedenklich wird es nur, wenn sich dies, wie im augusteischen Rom, auf Kosten der Freiheit des Einzelnen vollzieht.
Frage: Mit dieser Idee, Herr Engels, stehen Sie ziemlich allein da. Sehen Sie sich doch die Tendenzen in Frankreich, in Polen, in den Niederlanden an. Überall fordern Menschen weniger statt mehr EU.
Antwort: Der von mir vermutete Übergang wird leider auch nicht friedlich ablaufen.
Ich rechne mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen, welche eine grundlegende gesellschaftliche und politische Neuformierung Europas erzwingen werden, ob wir das wollen oder nicht, ganz nach dem Vorbild der verfallenden Römischen Republik im ersten Jahrhundert vor Christus.
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Frage: Sie sind ein Pessimist.
Antwort: Ich bin als Vater von zwei kleinen Söhnen der Letzte, der Bürgerkrieg oder Diktatur wünschen könnte.
Aber seit ich 2011 mein Buch "Auf dem Weg ins Imperium“ geschrieben habe, haben sich alle vorhergesagten Parallelen mit der Geschichte der späten Republik planmäßig erfüllt.
Das macht mir große Angst. Aber es wäre feige, die Augen zu verschließen, nur, weil man die Realität nicht wahrhaben will.
Frage: Wer hat in Deutschland die Augen verschlossen?
Die großen deutschen Parteien wollen die wachsende Armut, die zunehmende kulturelle und politische Zerrissenheit und den Vertrauensverlust in die Demokratie nicht wahrhaben.
Das ist historisch durchaus nachvollziehbar, führt aber dazu, dass ihnen von den Populisten das Wasser abgegraben wird – bis der Staat schließlich unregierbar wird, wie im spätrepublikanischen Rom:
Trump, Farage oder Le Pen sind nichts anderes als moderne Variationen auf Catilina oder Clodius.
Frage: Ist die Menschheit heute nicht einen Schritt weiter als damals?
Ich glaube nicht, dass die Menschheit aus der Geschichte lernen kann in dem Sinn, dass sie langfristige Entwicklungen bewusst zu steuern vermag.
Dazu ist Geschichte viel zu komplex, und zudem sind wir ja auch selber Teil des Ganzen. Das wäre, wie sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen.
Ist das so?
Frage: Haben wir eine Chance, den Bürgerkrieg zu vermeiden?
Nein. Ich glaube allerdings nicht an einen Krieg bewaffneter Bürgerlegionen, dafür ist unsere Politik zu wenig militarisiert.
Ich rechne aber mit Vorstädten, die der staatlichen Kontrolle entgleiten.
Mit Landstrichen, die von paramilitärischen, ethnischen oder religiösen Gruppen beherrscht werden. Mit überhand nehmender Kriminalität.
Mit wirtschaftlichem Bankrott und völligem politischen Immobilismus.
Die Bürger Europas werden sich dann mit Freuden dem ersten in die Arme werfen, der dem Kontinent einen funktionierenden Sozialstaat, Ruhe und Ordnung schenkt. So wie damals Kaiser Augustus.
Quelle: http://www.huffingtonpost.de/2017/02/01/david-engels-buergerkrieg_n_14546506.html
Das ist schon sehr spannend.
Alle Zutaten für diese Entwicklungen wurden geliefert von .. ?
mfG
nereus