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Real-Enzyklopädie (17): Zinsentstehung (II) - die Kriegstheorie von Geld & Zins

Geschrieben von dottore am 02. September 2001 17:52:48


Guten Tag,

den zweiten Teil kann ich kurz fassen, zumal ich die Ausführungen, die mir zugesandt wurden, nur als Exposée erhalten habe und ich dem Autor in keiner Weise seine Rechte an seinen Gedanken und Ausführungen schmälern möchte.

Ich möchte auch nichts groß hinein- oder herausinterpretieren, sondern die Gedanken kurz so darstellen wie sie sich mir erschlossen haben.

Ausgangspunkt ist die Frage, wozu Metall in der Geschichte überhaupt gedient haben mag.

Dabei sehen wir schnell, dass Metall als täglicher Gebrauchsgegenstand relativ begrenzte Einsatzmöglichkeiten hat (wer kauft sich schon jeden Tag ein neues Küchenmesser? - meine Zusatzinterpretation).

Metall diente vor allem dem Zweck, als Waffe eingesetzt zu werden!

Dabei ergibt sich der Wert von Metallen zuletzt daraus, ob und in welcher Form sie dazu dienen können, sich das, was „normalerweise", also in einem friedlichen Mit- und Nebeneinander erzeugt, getauscht oder gekauft wird,

mit Gewalt anzueignen.

Der Wert des Metalls ist letztlich also der Wert der Gegenstände, vor allem natürlich von Subsistenzmitteln, also von Sachen oder Waren zum Erhalt des eigenen Lebens (und des Lebens derer, die mit dem oder dem Metalleigentümer "verbunden" sind), die man sich mit Hilfe des Metalls in Form von Waffen aneignen kann.

Dabei ist zunächst von kampf- bzw. kriegsverwertbarem Metall auszugehen, also von Bronze und vor allem von Eisen.

Zwischen den Metallen haben sich im Laufe der Geschichte ebenso Relationen herausgebildet wie wir sie später bei Gold und Silber beobachten können (von 1 : 10 bis 1 : 15, heute irgendwie „verirrt" bei ca. 1 : 50).

Die wichtigste Relation ist die von Eisen zu Gold, die aus historischen Quellen (genannt wird Pheidon) auf 400 : 1 gestellt wird.

Zentrale Sätze des Autors:

"(Unedle technische Gebrauchsmetalle) benötigen, wie jedes andere Kapitalgut auch, zu ihrer Herstellung zwar Subsistenzmittel, sind aber selber keine, so dass jeder, der sich auf ihre Herstellung einlässt, zwangsläufig in eine relative Risikolage gerät...."

"Folglich wird Metall (und jede andere Form von Kapital!) immer nur gerade in der Menge produziert, für deren Gebrauchswert die Systemmitglieder einen tatsächlichen und unmittelbaren Bedarf haben."

"Metall wird stets auf den Bedarf und auf den tatsächlich nutzbaren Gebrauchswert hin produziert... Einen vom Gebrauchswert abgehobenen Status eines privilegierten Tauschgutes, dessen gehortete (alias umlaufende) Menge sich also von ihrer gesamtökonomisch-technischen Verwendbarkeit unabhängig machen könnte, erlangen die Metalle dadurch keinesfalls."

"Ein solches Tauschgut hätte, da unabhängig von der Welt der Gebrauchswerte, selber keinen Nutzen und könnte daher nicht in einen (Grenz-)Nutzenrelation zu anderen Gütern gebracht werden,, d.h. die Grundvoraussetzung, damit ein Gut überhaupt ‘Tausch’relationen zwischen anderen Gütern vermitteln könnte, fehlt völlig."

"Metall ist also nichts, das ständig und überall schlanken Absatz fände... Ökonomisch-technisch sind Metalle daher ein regelrechtes Anti-Geld, also gerade nicht etwas, das mit einem Angebot einzufangen von sich aus sonderlich nahe läge."

Diese Ausführungen halte ich für schlüssig.

Nun aber wird’s heikel:

"Nur wer über eine Waffe verfügt und damit über das ‘Recht’, jederzeit Subsistenz abzurufen, wann immer er sie braucht, ist in dieser Zeit des raschen Verderbs, der der Vorratshaltung enge Grenzen setzt, wirklich reich...

Und erst jetzt, da sicher gestellt ist, dass Metalle gefahr- und problemlos von jedem genommen werden können, weil er sie jederzeit wieder los wird, lassen sich Schuldverhältnisse in größerem Umfang auf diese Metalle ziehen.

Damit werden diese Metalle monetäre ‘Selbstläufer’, die deshalb überall gern genommen werden, weil sei von anderen nicht nur ebenfalls gern genommen, sondern sogar dringend gesucht werden."

Halte ich ebenfalls für schlüssig.

Danach wird vom Autor der Feudalherr (alias Staat) eingeführt, der der Einfachheit halber seine Abgaben gleich in Form von Metall einzieht, was die „Umlauffähigkeit" der Metalle noch mehr erhöht, wobei die Metalle jederzeit in Naturalien (wie beschrieben) zurück verwandelt werden können.

Entsprechende Standardisierungen finden im Laufe der Zeit Statt, wobei die Standardisierungen von verschiedenen Metallen untereinander letztlich darauf hinauslaufen, dass schließlich die bequemeren Metalle (bequem, weil nicht so viel Volumen beanspruchend) wie Gold und Silber sich durchsetzen, was übrigens ebenfalls nur staatlicherseits „verfügt" werden muss.

Metalle werden so zu „Konvertibilitätsgaranten" und werden schließlich zum „Medium", auf das man ziehen kann, da es seinerseits universelle Verwendbarkeit hat, die aus der Tatsache resultiert, dass man sich mit Hilfe von Metall alles das „aneignen" kann, wonach einem der Sinn steht.

"Aus dem logischen Zirkel, der nichts anderes besagt, als dass Edelmetall ein Tauschmittel ist, weil es von jedem als Tauschmittel akzeptiert wird, findet sich ein Ausweg, weil immer genügend ‘Reiche’ verfügbar sind, die sich nicht für den Tauschwert, sondern den Gebrauchswert des Edelmetalls interessieren..."

Das Ganze setzt also eine Teilung in Arm und Reich voraus, wobei „Arm" immer sicher sein kann, sein Metall loszuwerden, "ohne Gefahr zu laufen, die Konvertierbarkeit über eine mühsam zu organisierende Ringtauschkette suchen zu müssen."

In Metall zu leistende Abgaben sind also offenbar der Schlüssel zum Geld- und Zinsproblem.

Durch diese Debalanzierung des (von der ökonomischen Lehre immer als „friedlich" vorgestellten) wirtschaftlichen Prozesses entsteht eine Art „Nachfrage-Sog" in Richtung auf - letztlich dann - Edelmetall.

Dabei bleibt der Sog durch die - auch im normalen Wirtschaftsleben immer vorkommenden - Schuldverhältnisse aufrecht erhalten, die ihrerseits immer wieder Metall als Schuldendeckungsmittel benötigen (was, siehe Teil I, aus den frühen Urkunden deutlich ableitbar ist).

Damit, und dies ist meine Interpretation, entsteht der Zins letztlich aus der Nachfrage nach Metall selbst.

Und zwar so, dass die Nachfrage durch Zeitablauf steigt, was letztlich das bekannte "Mehr" an Rückzahlung verursacht (bzw. das babylonische „wächst zu"), das seinerseits ein durch vorhandene gesellschaftliche Strukturen - und das sind immer Machtstrukturen - stets einen Kurs hat, da mit seiner Hilfe die „Mächtigen" sich Waren beschaffen können (oder könnten), ohne ihrerseits Waren dem Markt zur Verfügung zu stellen.

Dies sei hier zunächst in geraffter Form vorgestellt, um eine weitere Zinsentstehungserklärung (konkret: Entstehung der berühmten "Mehrs" bei Rückzahlung) zu haben, die es in dieser Form meines Wissens bisher noch nicht gegeben hat.

Ich werde allfällige Fragen dazu gern an den Autor weiter reichen. Er selbst kann leider (noch) nicht an Web-Diskussionen teilnehmen.

Vielen Dank fürs Lesen.

Und besten Gruß

d.