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Le Bon täglich (6) |
Geschrieben von dottore am 23. Juli 2000 09:03:27 "Alle Gefühle, gute und schlechte, die eine Masse äußerst, haben zwei Eigentümlichkeiten; sie sind sehr einfach und sehr überschwenglich." (Le Bon nennt sie exagération und simplisme). "Wie in so vielen andern, nähert sich auch in dieser Bezeihung der einzelne, der einer Masse angehört, den primitiven Wesen. Gefühlsabstufungen nicht zugänglich, sieht er die Dinge grob und kennt keine Übergänge." (Le Bon, ich sagte es bereits in der Einleitung hat auch wirres Zeugs verzapft; von ihm stammt sogar die Theorie einer "Rassenseele", dem Geist der Zeit entsprechend; der wiederholt bei ihm aufkommende Vergleich zu "Primitiven" ist - aus heutiger Sicht - entsprechend zu relativieren. Die Präzision seiner Grundaussage bleibt davon unberührt). "Der Überschwang der Gefühle in der Masse wird noch dadurch verstärkt, dass er sich durch Suggestion und Übertragung sehr rasch ausbreitet und dass Anerkennung, die er erfährt, seinen Spannungsgrad erheblich steigert." (Vor allem das Tempo der Übertragung hat sich inzwischen gewaltig gesteigert, so dass sich die Gefühle entsprechend blitzartig ausbreiten können; daher ist es ratsam, beim Halten von Positionen unbedingt realtime am Ball zu bleiben, um nicht Gefahr zu laufen, rasiert zu werden). "Die Einseitigkeit und Überschwenglichkeit der Gefühle der Massen bewahren sie vor Zweifel und Ungewißheit... Ein ausgesprochener Verdacht wird sogleich zu unumstößlicher Gewissheit. Ein Keim von Abneigung und Missbilligung, den der einzelne kaum beachten würde, wächst beim Einzelwesen der Masse sofort zum wilden Hass." (Dazu sind heutige Politikerschicksale zu nennen, cf. Helmut Kohl, der überhaupt nicht begreifen kann, dass er auf einmal so verhasst ist). "Die Heftigkeit der Gefühle der Massen wird besonders ... durch das Fehlen jeder Verantwortlichkeit noch gesteigert. Die Gewissheit der Straflosigkeit ... ermöglichen dder Gesamtheit Gefühle und Handlungen, die dem einzelnen unmöglich sind. In den Massen verlieren die Dummen, Ungebildeten und Neidischen das Gefühl ihrer Nichtigkeit und Ohnmacht; an ihrer Stelle tritt das Bewußsstsein einer rohen, zwar vergänglichen, aber ungeheuren Kraft." (Das Internet, in dem sich auch ununterbrochen Massen bilden und wieder auflösen, ist ein gutes aktuelles Beispiel; selbst in diesem kleinen Board hier sind solche anonymen Attacken, die schnell zur Bildung von Massen führen können, noch und noch zu beobachten gewesen, erinnert sei an Auftritte von Mme. Pompadour oder Herrn "Netzer" und anderen). Morgen: Wie beeinflusse ich die Massen und die Herrschsucht der Massen. |