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Real-Enzyklopädie (10): Zinsen und Goldstandard (WICHTIGE TABELLE)

Geschrieben von dottore am 22. Juli 2001 15:22:30


Guten Tag!

Über die Entwicklung der Zinssätze wollte ich erst im Anschluss an einen Beitrag in der Real-Enzyklopädie schreiben, der sich mit der Entstehung von Zinsen und der Zinssätze überhaupt beschäftigt.

Alle Zinsüberlegungen sind äußerst zeitraubend und anstrengend. Es wird also noch etwas dauern, bitte.

Da über Zinsen und Renditen aber natürlich hier laufend geschrieben und nachgedacht wird, darf ich die folgende Tabelle schon zum Besten geben:



Während sich die Diskont- und Lombardsätze (Diskont = gegen Einreichen von Wechseln, Lombard = gegen Einreichung von festverzinslichen Papieren) nicht wesentlich von den Sätzen der Bundesbank seit 1950 unterscheiden, sehen wir bei den Renditen festverzinslicher Papiere unter dem Goldstandard doch einen gewaltigen Unterschied zu denen der Nachkriegszeit bis heute. (Die Renditen bereits auf dem Markt befindlicher Papiere sind in etwa gleich hoch wie die Zinsen, die Kapitalsuchende jeweils bieten müssen).

Die Zinsen für das in den Wertpapieren verbriefte Kapital lagen im Schnitt (ca. 3,8 %) um mehr als die Hälfte (!) unter den Zinsen für Kapital in der Geschichte der Bundesrepublik.

Daraus lässt sich nur ein Schluss ableiten: Es muss irgend jemand am Kapitalmarkt aufgetreten sein, der im Kasierreiche nicht aufgetreten ist oder nur zu einem Bruchteil dessen wie er heute auftritt.

Dass dies nur der "moderne Staat" gewesen sein kann, der im Fall der BRD bis heute fast 3 Billionen DM Kredite am Kapitalmarkt aufgenommen hat, kann nur ein Narr bestreiten.

Das Kaiserreich war bei allen kreditblaseninduzierten Problemen nach dem Start ("Gründerschwindel", danach die "Depression der Bismarckzeit") keineswegs eine Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs. Ganz im Gegenteil! Es war eine Zeit laufend gestiegener Prosperität. Was auch nur ein Narr bestreiten könnte.

(Auch) durch die günstigen Zinssätze für Leih-Kapital ergab sich eine durchgehend höhere Aktienrendite, so dass jeder, der Leihkapital in Eigenkapital verwandelte, völlig beruhigt sein konnte.

Er hat sein Geld (Dividenden) mit realer Produktion und deren Absatz verdient und nicht mit irgendwelchen Hochbuchungs- und Zinseszins-Mätzchen.

Unter dem Goldstandard konnte es niemals zu solchen abartigen Exzessen an den Aktienmärkten kommen, wie wir sie erlebt haben und immer noch erleben, von wegen "dynamischen Kurs-Gewinn-Verhältnissen" von 100, 1000 und 10.000 usw. (Kurs-Dividenden-Verhältnisse oder Nominal-EK-Dividenden-Verhältnis wie fürs Kaiserreich hier zu sehen, sind bekanntlich "out").

Der Goldstandard hat auch bei den Zinsen und Renditen allerbestens funktioniert.

Zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen gab's den Privatdiskont oder Tagesgeld. Und wer unbedingt Bargeld sehen wollte oder musste, konnte sich bei der Reichsbank bedienen, die in Höhe der Differenz zwischen ihrem Diskontssatz und dem Privatdiskontsatz in Ruhe ihre Monopolprämie eingeschoben hat. Schließlich war sie ja die Reichsbank.

Wer im Goldstandard ein Problem für die gedeihliche Entwicklung einer Wirtschaft sieht, weiß wirklich nicht, wovon er spricht.

Gruß

d.