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Re: Bargeld / Buchgeld / Banknoten usw.

Geschrieben von dottore am 19. April 2003 21:32:50


Als Antwort auf: Re: Geldeinführung im Irak - wie im Lehrbuch! Dazu da capo: die Mär vom "Geld netto" geschrieben von chiron am 19. April 2003 20:16:52:

>Hallo Dottore, >Sind Geldnoten und Buchgeld dann zwei grundverschiedene Dinge ?

Ja. Noten haben, sofern in Hand keine Fälligkeit. Wer sollte sie von Dir aufgrund welchen Kontraktes abfordern können?

Buchgeld ist täglich fällig. Das hast Du mit Deiner Bank bzw. Deine Bank mit Dir vertraglich (und also vollstreckbar) vereinbart.

>Geldnoten sind nicht eingetriebene Steuerforderungen oder anderst gesagt Staatsverschuldung, richtig ?

Beides (sehr gut beobachtet). Ihr "Wert" hängt ausschließlich davon ab, sie nicht zu haben (Wert = entspricht der dann gegen Dich verhängten Sanktion) und nicht etwa, sie zu haben.

Sie sind zugleich Staatsverschuldung, da sie einen Vorgriff auf Staatseinnahmen, siehe eben (Sanktion macht deren "Wert" aus), darstellen.

Entfällt entweder die Abgabe insgesamt oder wird die Rückzahlung von Vorgriffen auf die Abgaben gestrichen, enden die Geldnoten im "Wert" bei Null.

Noten werden bei den meisten ZBs gegen Verpfändung von Staatspapieren ausgegeben und müssen spätestens einen Tag vor Fälligkeit der Titel wieder ausgelöst werden.

Würden sie nicht wieder ausgelöst (Banken, die eingereicht hatten, in Konkurs, da in Noten gesehen illiquide) geht die Notenbank ebenfalls in Konkurs (Aktivseite ist weg) und ihre Noten sind wenig später ebenfalls wertlos.

Deshalb sind die Notenbanken so scharf darauf, keine Bankpleiten mehr "zuzulassen" - weil sie nämlich dann selbst pleite wären (Insolvenz wg. Überschuldung). Und ihre "Geldnoten" Toilettenpapier oder Kellerbar-Tapeziermaterial.

>Buchgeld hat aber mit dem Staat nichts zu tun, ist aber gleich viel wert.

Nein. Buchgeld ist ohne Noten, die zediert, also bei einer Bank eingereicht werden, nicht vorstellbar. Ganz konkret hat die Note immer ein Aufgeld gegenüber der Buchgeldforderung. Sonst müssten nicht Banken den Tagesgeldsatz bezahlen, um an Noten zu kommen bzw. die ZB-Steuer ("Leitzins") - weshalb auch beides immer zusammenhängt.

Die Banknote "verdient" ihr Geld nur nicht selbst. Dazu muss sie schon den Tag über "angelegt" werden, dann ist ihr Kurs just das, was Tagesgeld : 360/365 ausmacht.

>Könnte man das Buchgeld auch mit Punkten ersetzen, Europäische Punkte, Schweizer Punkte, Amerikanische Punkte....

Leider nein. Es kann niemals "als solches" existieren, da sie ein Nominal haben ("Summe in....") und ergo Banknoten voraussetzen. Das Nominal erscheint nur auf Banknoten. Banknoten "ohne Nominal" sind kompletter Nonsens (siehe diverse Geld-Heilslehren). Es muss ein Nominal darauf stehen (selbst wenn es "1 Schein" hieße), denn sonst ließe sich niemals eine Forderung darauf aufbauen (Schuldrecht). Es wäre dann nur möglich jeweils eine Sache zu fordern (Sachenrecht), die kann jedoch niemand fordern, wenn er sie nicht vorher verliehen hat. Deshalb sind vermietete (rückforderbare) Sachen niemals zu aktivieren (Besitz kann nicht in der Bilanz erscheinen) und niemals zu passivieren - als Sachen, sondern immer nur zum Nominal.

>Notenbankgeld erhält somit seinen Wert durch die Steuerabgabenpflicht.

Ja. Perfekt erkannt. Ohne Steuern, die auf Notenbankgeld (= GZ) lauten, sind alle "Notenbanknoten" genau das wert, was sie wert sind: Papier.

>Muss Notenbankgeld und Buchgeld zu einem festen Satz austauschbar bleiben.

Den Satz gibt es als "fest" nicht.

Beispiel: Du hast 1 Mio. € in Noten. Die gibst Du morgens (0 h) zur Bank und sagst, abends bitte in Cash zurück (24 h). Dann haben Deine Noten dadurch, dass sie zu Guthaben werden (vor Dir aus gesehen) und zu über den Tag hin verfügbaren täglichen Fälligkeiten der Bank werden (Schulden von ihr aus, aber während der 24 Stunden ein Aktivum, über das sie nach Herzenslust verfügen können), ein Aufgeld, nämlich just den jeweils geltenden (am Markt erzielten) Geldmarktsatz, geteilt durch 365 (oder 360 - je nach Usancen).

>Könnte man nicht das Notenbankgeld gegenüber dem Buchgeld aufwerten und so den Staat entschulden ?

Der Staat hat doch selbst nichts. Hätte er, sagen wir 10 Billionen € in Cash, dann könnte er die 10 Bios am Geldmarkt anlegen, sagen wir zu 3,6 %, macht 360 Mrd geteilt durch 360 Zinstage = 1 Mrd. Damit wäre der "Tagesbedarf" zumindest des Bundes gedeckt. (Nur den Geldmarkt gibt's sowieso nicht).

In Cash schon gar nicht.

>Eine lustige Geschichte, aber vielleicht hab ich von deinen Ausführungen auch überhaupt nichts verstanden.

Im Gegenteil, das haut schon hin. Je "ungewöhnlicher" die Fragen, desto deutlicher wird, dass jemand bestens in die Materie steigt.

Gruß!