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Bargeld, Bargeldbestand, Bargeldumlauf - hier spricht die EZB: |
Geschrieben von dottore am 13. Februar 2003 15:46:45 Hi, im MB Januar 2003 lesen wir in einem Aufsatz "Die Bargeldnachfrage im Euro-Währungsebiet im Zeichen der Euro-Bargeldumstellung" auf S. 47 (Unterstreichungen von mir): "Der Begriff 'Bargeldumlauf' (im Aufsatz wird auch häufig 'Bargeld' als Synonym (! d.) verwendet) ist enger gefasst als "Banknoten- und Münzumlauf", da er nur den Banknoten- und Münzbestand (! d.) der Nicht-MFIs (Klartext: Nichtbanken, d.) und somit nicht den Kassenbestand (! d.) der MFIs im Eurogebiet umfasst. Der Bargeldumlauf (! d.) ist eine Komponente des weit gefassten Geldmengenaggregats (! d.) M3. Im November 2002 betrug sein Anteil am Gesamtbestand dieser Geldmenge 6 %. Mit Ausnahme der gebietsansässigen MFIs gibt es keine Informationen darüber, wer in welchem Umfang Eurobanknoten und -Münzen hält. Daher umfasst der Bargeldumlauf (! d.) nicht nur die Bargeldbestände (! d.) der Nicht-MFIs im Eurogebiet, sondern auch den Bargeldbestand im Ausland." Daraus geht klar hervor, dass 1. nicht zwischen Menge, Umlauf und Bestand sowie Teilaggregate unterschieden wird, dafür aber 2. zwischen Menge und Bestand innerhalb und außerhalb der MFIs und darüber hinaus auch noch zwischen In- und Ausland durchaus unterschieden wird. Zwischen den MFIs kann "Bargeld" auch gar nicht "umlaufen", da keine Bank 1 Mio Euro schickt, um von der anderen Bank mit 1 Mio Euro wieder zurück zu kehren, weshalb sich schon von daher die Vorstellung eines "Geldumlaufs" verbietet. An Bargeld können Banken nur kommen, indem sie es sich bei der jeweiligen ZB beschaffen. Dies wiederum geht - wie x-mal erklärt - nur gegen den bekannten Prozess der Hinterlegung (Verpfändung) von Schuldtiteln, was bedeutet: Ohne Kredite (im Schuldtiteln verbrieft) kann es nie und nimmer Bargeld geben. Für die Hergabe von Bargeld verlangt die ZB die bekannten Sätze, die niemals ein Zins sind, da eine ZB niemals Kredit geben kann, sondern eine Steuer (Monopolprämie). Gibt eine Bank, und anders kann Bargeld nicht von der Bank ins Publikum kommen, Bargeld ans Publikum, dann geschieht dies ausschließlich auf dem Weg über einen Kredit. Dieser Kredit hat nichts mit dem Kredittitel zu tun, gegen den die Bank sich ihrerseits Bargeld von der ZB beschafft hat, was im Klartext - ebenfalls x-mal erläutert - bedeutet, dass mit der Bargeldsumme niemals die Kreditsumme abgelöst werden kann, gegen die das Bargeld erschienen ist. Das schöne Phänomen "Geldmengenaggregat" kann wiederum nicht aus einer Addition von Mengen bestehen, sondern ausschließlich aus einer Addition von Summen. Da das Bargeld Teil einer Geldsumme ist, kann Bargeld nicht aus einer "Menge", sondern nur aus einer Summe bestehen. Da Summen - im Gegensatz zu Mengen - nicht "umlaufen" können, ist die Vorstellung eines Geldmengenumlaufs schlicht und einfach dummes Zeug. Jeder Geldsumme steht im gesamten System (ZB, MFIs, Publikum) immer eine gleich hohe andere Geldsumme gegenüber: einmal ist sie aktiv vorhanden (egal ob verbucht oder nicht), das andere Mal passiv. Das Publikum führt keine Bücher, wodurch bei kleinen Kindern der Eindruck entsteht, als als habe das Publikum "sein Geld" (Banknoten usw.) "netto aktiv", also ohne dass dieses "Geld" gleichzeitig woanders passiv verbucht wäre. Kleine Kinder denken also: Toll, da gibt es etwas "als solches", nämlich Geld, und glauben, da Geld in Form von Geldscheinen (Banknoten), und somit "physisch" existiert, es sei eine "Menge" (ein "Haufen Geld"). Dies ist aber nichts als illusionäres Denken. Denn jede Verfügung über "Geld", das jemand aktiv hat (verbucht oder nicht) ist nichts anderes als die Zession einer Forderung durch den jeweiligen Geld-Gläubiger, bei welcher der Geld-Schuldner der selbe bleibt. Gläubiger können ihr Guthaben, das nur als Summe und niemals als Menge definierbar ist, jederzeit zedieren. Den entsprechenden Vorgang als "Umlauf" zu bezeichnen, und dabei die Vorstellung zu haben oder zu erwecken, da "liefe" etwas um, so wie bei Kinder- oder Mau-Mau-Spielen Murmeln oder Karten von einem zum anderen "wandern", gehört in den Kindergarten oder in feuchtfröhliche Familienabende. Mit der ökonomischen Realität, in der wir leben, hat das absolut nichts zu tun. Desungeachtet wäre der sog. "Bargeldanteil" am "Gesamtbestand der Geldmenge" von 6 % (EZB) ein Anlass für Bargeld-Fetischisten, sich ernsthaftere Gedanken zu machen darüber, was es mit dem "Bargeld" wohl auf sich hat. On Top kommt noch der "Bargeldumlauf in Relation zum privaten Verbrauch", über den uns die EZB ebenfalls unterrichtet: Er ist im Euro-Währungsgebiet zwischen 1980 und 2001 von 10,0 auf 8,0 % gesunken. Was ebenfalls verdeutlicht, dass von einem nennenswerten "Umlauf" des Bargeldes in Bezug auf private Verbrauchsausgaben (in Summe, logisch) keinerlei Rede sein kann! Auch von dieser Ecke aus betrachtet, spielt "Bargeld" nirgends eine signifikante Rolle (in Frankreich haben wir 4,8, in Finnland nur 3,9 %!), weshalb sich sämtliche Überlegungen, mit dem "Bargeld" zu operieren oder dort als "Tauschmittel" oder Ähnlichem anzusetzen (Tauschgeld, Freigeld, Wära usw.) als Heilslehren ohne jede Bedeutung entpuppen. Die heutigen Probleme haben absolut nichts mit "Bargeld" zu tun, sondern ausschließlich mit Kredit. Die weltweite Überschuldungskrise, resultierend aus niemals mehr erfüllbaren Krediten, die stracks in die deflationäre Depression führt, ist mit keinem wie auch immer konstruierten Bargeld-"Trick" zu beseitigen. Wer dies glaubt, schaut in die völlig falsche Richtung und verschwendet seine Zeit und die aller anderen auch. Ich darf bitten, diesen Beitrag zu archivieren, um nicht immer wieder aufs Neue diese alberne Diskussion um den "Geldumlauf" führen zu müssen. Anklicken und man weiß Bescheid (hier folgende etwaige Diskussion inklusive). Gruß! |