Hallo Nereus
Wer sind die ALLEN
, die euphorisch sind?
Ich sehe nur die übliche Blase der Gold-Bugs, die schon immer auf Gold schwören.
Wo sind die Einpeitscher für Gold in den Medien, wo die Schlangen vor den Banken, um noch die letzte Unze zu erheischen, wo das Tagesgespräch im Kollegen- oder Freundeskreis über das Goldpreisziel der nächsten Woche?
Gold ist eine Fluchtwährung, in die nicht nur private Akteure, sondern insbesondere auch Notenbanken ausweichen. Zugleich nutzen die Zentralbanken Gold als ein Instrument zur Steuerung der Liquidität.
Um die Nachfragedynamik auf dem Goldmarkt adäquat beurteilen zu können, ist daher m.E. eine genaue Beobachtung der Goldbestandsentwicklung bei den größeren Notenbanken unerlässlich.
Parallel dazu hat der Privatsektor mit Bitcoin für sich eine alternative Fluchtwährung identifiziert, auf die sich im Unterschied zu vergangenen Perioden ein erheblicher Teil der spekulativen Euphorie konzentriert. (da, ich habs gesagt
) Dies hat auf jeden Fall einen bremsenden Einfluss auf den Goldpreis, denn nun gibt es einen ganz neuen Sektor von gefühlten Fluchtwährungen.
Wie verträgt sich Deine Grafik, die für 2029/2030 einen Preis von 2.000 Dollores anzeigt, mit dem explodierenden Welt-Schulden-Tsnunami?
Dies ist doch die entscheidende Frage, ergo, wie hoch ist der Fluchtimpuls? M.E. hängt er ab von der Stabilität der grossen Reservewährungen, ganz zuvorderst natürlich des USD.
Sollte beispielsweise die US-Administration ihr DOGE-Ziel erreichen, die jährliche Neuverschuldung durch Einsparungen von einer Billion Dollar um rund 50 Prozent zu reduzieren, ginge hiervon ein massiver deflationärer bzw. disinflationärer Effekt aus, der vmtl. auch auf Gold entsprechende Auswirkungen haben würde.
Zudem addiert sich ein weiterer deflationärer Effekt aus den breitangelegten Importzöllen hinzu, also neue Steuereinnahmen, welche das US-Defizit zusätzlich verringern werden.
Zwar stünden dem die neuen europäischen, insbesondere deutschen Schuldeninitiativen gegenüber. Diese könnten m.E. zu einer Ausweitung der jährlichen Verschuldung um etwa 200 Milliarden Euro führen (davon 100-150 Mrd in D).
In der Gesamtbetrachtung dürfte die globale Verschuldungsdynamik daher deutlich geringer ausfallen als häufig prognostiziert. Selbst wenn die USA ihre ambitionierten Einsparziele nur teilweise verwirklichen und die europäische Neuverschuldung meine Erwartungen übertrifft, bleibt das Gesamtbild deutlich weniger inflationär als die Alarm-Szenarien suggerieren.
Wie Danier Stelter in seinem hervorragenden Beitrag beschrieb, dient die deutsche Verschuldung der Angleichung an das allgemeine europäische Schuldenniveau. Die anderen Europäischen Staaten planen keineswegs ähnliche Verschuldungsorgien. Die derzeit überall beschworene Gefahr eines globalen „Schuldentsunamis“ ist m.E. momentan völlig übertrieben.
Tatsächlich ist die Tsunamiwelle bereits über die Wirtschaft geschwappt (und dies ist im Goldpreis ablesbar), der Wasserstand bzw. seine Steigerungsrate wird nun erst einmal rückläufig sein - bis die nächste Liquiditätskrise eine erneute Flutung erzwingen wird.
Warum sollte der Goldpreis in den nächsten 5 Jahren sinken, wenn doch die Fiat-Geld basierten Anleihen immer wackliger werden?
Einen Rücksetzer erwarte ich auch, aber eine 5 Jahre andauernden Niedergang? ![[[hae]]](images/smilies/hae.gif)
Wie lange es dauert, bis diese Krise eintritt, bleibt abzuwarten. Das kann schon in 1 Jahr sein (wenn zb. DOGE zu erfolgreich ist und DE nicht in die Umsetzung kommt), aber auch 5 Jahre ist nicht ausserhalb des Möglichen.
Gruss,
mp