Hallo Revoluzzer
… Eher überraschend, dass das erst jetzt erfolgt.
Das Wissen um diese Zusammenhänge ist im Gelben Forums und in den Vereinigten Staaten, die ihren debitistischen Kapitalismus im Gegensatz zu Europa offensichtlich noch kennen, nicht verloren gegangen.
Dazu dottore in
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=260029 Re: Woran starb Alexander der Große? verfasst von dottore, 13.03.2004, 16:24
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→ 1.) Nicht:
Philip war verschuldet → Alexander war verschuldet → Krieg
sondern:
Philip wollte das persische Reich erobern → Aufrüstung mit Darlehen → Alexander hatte Armee → weitere Aufrüstung und weitere spekulative Darlehen (Investitionen) → Krieg → Gewinn aus der Kriegsbeute.
Hat sich für die Investoren gelohnt.
So sehen das zumindest ALLE (minus Dottore).
Hi,
das sehe ich keineswegs anders, abgesehen davon, dass Philipp II. erst mal die Athener besiegen musste (Chaironea), um überhaupt an eine Flotte zu kommen bzw. diese ohne Störungen einsetzen zu können.
Im Gegenteil: Nach der Staatstheorie (siehe Posting) gilt: Staat (Macht) braucht zum Staats- bzw. Machterhalt Mittel, die nicht a priori vorhanden sind, sondern, die man sich beschaffen muss. Ideal: Krieg mit Beute, um die Machterhaltungskosten externalisieren zu können. Dazu zählen auch Bergwerke, siehe Laureion, siehe die makedonischen Gruben, die eine Zeitlang sehr ertragreich waren.
… immer die Waffe bzw. der Waffeneinsatz.
Dies widerspricht der (mainstream-)These, dass es eigentlich eine friedliche, private Wirtschaft ex ante gegeben hat, aus der dann Steuern gezogen wurden, die böse Herrscher dann nutzten (auch den Vorabbezug daraus = Verschuldung), um Kriege zu führen. Kriege werden demnach als eine Art Abirrung vom eigentlich menschlich-friedlichen Lauf der Geschichte interpretiert.
Sobald besteuert wird (die Machterhaltungskosten also internalisiert werden), beginnt eine Erosion der Besteuerungsbasis (Zwangsabgaben werden ungern geleistet). Dieser Erosion kann mit Hilfe der Zession von bisher dem Herrscher (Macht) zustehenden Rechten (Domänen, usw.) in Form von Privilegien eine Zeitlang gegengesteuert werden.
Über die englische Geschichte wurde in diesem Zusammenhang ausführlich hier bereits diskutiert. Privilegien von Magna Charta, über Parlament als Genehmigungsinstitution für Steuern und Anleihen (siehe Richard II., siehe Karl I.), die zahlreichen charter (für Kapitalgesellschaften, ab 16. Jh.), die Bank of England, usw. Zwischendurch immer wieder Versuche der Machtkosten-Externalisierung (Kolonien, Imperialismus, Weltreich).
Der entscheidende Punkt: Die Kosten für Machterhalt bzw. -expansion müssen in irgendeiner Form vorfinanziert werden. Sobald dies nicht mehr gelingt, siehe schon ausführlich das Phänomen der griechischen Tyrannis, gehen die jeweiligen Machthalter der Macht verlustig. Die Macht selbst verschwindet nicht, da ihre Essentiale (Waffen und Waffeneinsatz) nicht verschwinden, sondern von den folgenden Machthaltern übernommen (und weiterentwickelt) werden.
Dieser Ablauf der Geschichte ist also die normalste Sache der Welt. Dabei kommt es immer wieder zu besonders intensiven Phasen, nämlich dann, wenn der Machterhaltungsdruck durch eine bereits gelaufenen Machtfinanzierungsdruck (ex Schulden) sich verschärft, was bei Alexander zweifelsfrei der Fall war.
Dass er dabei eine akzeptable Rendite (gemessen in Silber nach Gewicht) erwirtschaftet hat, steht außer Frage. Seine Armee kostete ihn in den elf Jahren insgesamt 80.000 Talente. Allein ex Persepolis hat er 120.000 geholt, in summa lagerten in Ekbatana zeitweilig 180.000.
Zu Tiberius warte ich immer noch auf sachdienliche Kommentare:
1. Kann man bei Sueton, Dio Cassius und Tacitus ganz präzise den Crash des Jahres 33 mit den von mir angegebenen Namen und Umständen nachlesen - ja oder nein?
2. Hat Tiberius sich das Vermögen von Leuten entweder für die Staatskasse oder sogar für sich selbst abgezweigt, die als Namen über die delatores ihm zu Ohren kamen (einige Namen wurden präzise genannt) - ja oder nein?
3. Warum ließ er sich in Rom nicht mehr blicken?
4. Wenn er nur Militär und am Geld nicht interessiert war: Warum hat er dann das Vermögen anderer zu seinen Gunsten eingezogen bzw. warum hat er von Capri aus keinen Feldzügen mehr unternommen?
5. Warum jubelte das Volk in Rom, als endlich die Nachricht von seinem Ableben die Hauptstadt erreichte?
Das Argument, dass Alexander an Parkinson gelitten habe, steht einsam und verlassen im Raum. Ob als Scherz oder nicht, kann ich dem Posting nicht entnehmen. Die neuesten Ergebnisse britischer Forensiker und Medizinhistoriker bringen eine völlig neue - und bislang unwidersprochene - Diagnose.
Da diese erst im Oktober 2003 bekannt wurde, darf bezweifelt werden, dass sich die Historiker damit bereits auseinandergesetzt haben - oder doch?
Und wie lautet die Diagnose?
Wer so viel weiß, sollte auch dieses Wissen dem Forum nicht vorenthalten. Ansonsten wäre eine Quelle zur Parkinson-Theorie hilfreich.
Bei der Arbeit zur römischen Preisgeschichte möchte ich aber nicht weiter stören...
Gruß!
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Gruß - Ostfriese