Hallo Bergamr
Vielen Dank für deine sprachlich perfekt formulierte Antwort auf meinen Beitrag.
Aber der Debitismus erklärt nicht (jedenfalls für mich bisher nicht erkennbar) das Vorkommen von Zwang und Gewalt überhaupt, und er erklärt auch nicht das Auftreten von Zwang und Gewalt in erkennbar nicht-debitistischen Sozialisationen (Eskimos, Rothäute, Indios, Neger, Maoris, ...).
Auch die Schwangeren und Mütter in den Stammesgemeinschaften der Eskimos, Rothäute, Indios, Neger, Maoris, ... diesseits der Dunbar-Zahl, als theoretische kognitive Grenze der Anzahl an Menschen, mit der eine Einzelperson soziale Beziehungen unterhalten kann, müssen das Leben ihre Kinder auf der Grundlage ihres jeweiligen Gewohnheitsrechts (costum) vorfinanzieren.
Oberhalb dieser Zahl beginnt, um die Desintegration des Stammes zu verhindern, die Installation von Zentralmachtsystemen auf der Grundlage der rechtlich formellen Herrschaft, die, wie der Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker Uwe Wesel in Zur Entstehung von Recht in frühen Gesellschaften darlegt, mit Paul C. Martins Debitismus und Machttheorie voll im Einklang steht.
In Stammesgemeinschaften als einem natürlichen Kollektiv diesseits der Dunbar-Zahl leben die Menschen nur im Verhältnis zur Naturgewalt in einer Position der Ohnmacht. In kulturell / zivilisatorischen Massengesellschaften als einem simulierten Kollektiv jenseits der Dunbar Zahl leben der Einzelne und die Gesamtheit wegen des Potenzialraubes durch den Zwingherrn und aus Gründen des debitistischen Ablaufes und der Anonymität ausnahmslos in Positionen der Ohnmacht.
In Zentralmachtsystemen gelten @Ashitakas Ausführungen in
https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=626997 Ausnahmslos, Ashitaka, Dienstag, 20.12.2022, 19:23 @ Beo2 6602 Views
Das zweitälteste Kind, die Internalisierung der Besicherung via Abgabenräume muss man in Bezug auf die alle Zeiten unlösbare Vorfinanzierungsproblematik bzw. für den Aufschub ständig notwendigen Nachschuldnersuche immer im Auge behalten.
Das debitistische Problem der Vorfinanzierung ist in der belebten Natur zu allen Zeiten vollständig gegenwärtig.
Der Schweizer Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure (1857 – 1913) zeigte, dass sprachliche Zeichen die Welt nicht einfach so wiedergeben, wie sie ist, sondern, dass deren Bedeutung erst im Zeichensystem der Sprache konstituiert wird – sie schaffen eine nur im Gehirn sich abbildende Realität, die die Gesamtheit der Simulationen der Welt umfasst: Diese nach dem Analogen erzeugten - sowohl vor allem in aristotelisch-parmenideischen als auch hermetischen - Zeichensysteme sind grundsätzlich Simulationen, fesseln unser Vorstellungsvermögen, um die Wahrheit zu erfahren. Ohne sie wäre unserer Leben gar nicht möglich.
@Ashitaka vor mehr als 7 Jahren mit bisher mehr als 13200 Views in
https://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=432042&page=1&category=0&o... Es gibt keine ökonomische Wirklichkeit, sondern nur eine ökonomische Simulation, Ashitaka, Freitag, 31.03.2017, 20:13 @ BillHicks 13205 Views
Die durch Zentralmacht (Machtakt) bestimmte Eigenschaft 'Geld' sichert die Machtverhältnisse (Passiva = Kapital) aller Funktionseinheiten des Systems und des Zentralmachtsystems als Ganzes. Sie ist der Grund, weshalb die Besicherung der Passiva (=Abgabeneinheiten) aller heute existenten Zentralmachtbereiche (heute Staatsschulden) überhaupt noch möglich ist, weshalb die Forderungen derjenigen, die als Funktionseinheiten dem Zentralmachtsystem dienen, überhaupt noch werthaltig sind und nicht abgeschrieben werden müssen.
'Geld' ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Machteinheit, ein übertragbares Potenzial (=Machtposition), welches die Zentralmacht unter klar geregelten bzw. veröffentlichten Voraussetzungen (heute geldpolitische Operationen) an die Funktionseinheiten des Systems, vorrangig zwecks Abgabenerhebung (=Besicherung ihrer Passiva) zediert.
Die Wirtschafts- und Rechtswissenschaft sind Hoffnung schenken sollende Kinder des Debitismus. Sie täuschen uns. Der auf Zentralmachtsystemen bzw. anfänglich auf Zentralinstanzen beruhende Ast des Debitismus (hier: Schuldverhältnisse kraft Unterdrückung durch zentrale Macht-/Gewaltmonopole, keine Urschulden) kann durch keinen Juristen, geschweige denn einen Wirtschaftswissenschaftler beschrieben bzw. beeinflusst werden. Am Anfang steht die Vorfinanzierung der Gewalt, am Ende steht ihre schonungslose Wiederkehr.
Eine theoretische Aufleitung bzw Beschreibung durch die Rechts- und Wirtschaftswissenschaft gelingt nicht, da die tatsächliche Vergewaltigung und Androhung zentraler Gewalten jedem Theoretiker, der von der Öffentlichkeit etwas Aufmerksamkeit für seine Systembeschreibung zu erlangen versucht, ein Dorn im Auge ist. Wer will schon für Entsetzen sorgen und den mit Vorurteilen überladenen Zuhörern und Lesern erklären, dass es kein Problem mit dem System gibt, dass die bevorstehende Gewalt Teil des Systems ist, welches die Rückkehr der formlosen Gewalt nur durch Aufschuldung geschoben hat? Die bevorstehende und zunehmend sichtbare Dysfunktionalität des Systems ist eine dem Zeitablauf (Vorfinanzierungslücke vergrößert sich, Nachschuldnersuche bricht ab, Ende des Machtreislaufes) zu verdankende Systemgrundlage.
Insofern bleibt meine Frage weiter bestehen: Ist es der menschliche oder doch nur der faustische Ansatz?
@Ashitaka faustischer und zu tiefst menschlicher Ansatz in
https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=512609 Kausales Denken (rational) vs. analogem Denken (irrational), Ashitaka, Montag, 02.03.2020, 16:24 @ Mephistopheles 2157 Views
Niemand muss verstehen wollen, dass das gegenwärtige Weltgeschehen die exponentiell höchstschwingende Entsprechung aller aus der Zukunft und Vergangenheit unsere Gegenwart umarmenden, im Schwingungsgrade exponentiell immer weiter abnehmenden, Potentialphasen ist und sich aus dieser exponentiellen Beziehung (Einheit) niemals zu trennen vermag.
Das Weltgeschehen der Gegenwart ist das am stärksten gebrochene Stück (Fraktal) einer sich in die gesamte Zukunft und Vergangenheit erstreckenden Ungebrochenheit (Welteneinheit). In jedem noch so kleinen Stück wohnt die gesamte Einheit. Dieses analoge (irrationale) Einheitsdenken umfasst alles kausale (rationale) Trennungsdenken.
Jede Annahme, dass das Weltgeschehen nur an Kausalketten aufgehangen werden kann, führt uns früher oder später zu der Wahrheit (Schattenintegration), dass es solange, wie wir bereit sind unseren Blick tiefer in die Vergangenheit zu werfen, keine für diese die Trennung in den Zusammenhang bringende Kette notwendige Ursache gibt. Mit dieser Erkenntnis wird das Gleichgewicht wieder hergestellt. Ursachen und Wirkungen dienen nur solange einer logischen Erklärung des Weltgeschehens, wie man bereit ist, die Zeitspanne des Rückblicks bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu begrenzen, und damit unbewusst eine gedankliche Trennung von der raumzeitlichen Welteneinheit vollzieht.
So wird der Mensch schuldig, fühlt er sich schuldig. Den, die Ursache erst simulierenden, Zeitpunkt, welchen er setzen will, ihn gibt es gar nicht. Sich dessen bewusst zu werden, öffnet einem wirklich das Herz. Da will ich wie Schopenhauer kein Blatt vor den Mund nehmen.
Ich bin eins mit meinem Nächsten, mit dem gesamten Dasein, bin keine losgelöst ursächlich wirkende Abspaltung. Ich bin in allen die Existenzdauer meines Körpers und Bewusstseins begründenden Frequenzen eine aus allen Zeiten des gesamten Universums in der Welteneinheit (Brahman) geborene bzw. gebrochene (fraktalisierte) Entsprechung (Atman).
"Die eine Gottheit verbirgt sich in jedem Lebewesen, dennoch durchdringt Er alles und ist das innerste Wesen in Allem. Er vollbringt jede Arbeit und hat seinen Wohnsitz in Allem. Er ist das Zeugnis ablegende Bewusstsein, formlos und unsterblich." (Svetasvatara Upanishaden, VI .11)
Auch Siddhartha blickt während einer klaren Sommernacht nicht mehr hoch in den Weltenraum, sondern wirft mit dem Blick auf den Mond und das Funkeln der festen Beziehungen den erfüllenden Blick zurück auf sich selbst und damit in die Weltenseele. ("Wie oben, so unten; wie innen, so außen.").
führt zu den von mir schon angegebenen einzig … sinnstiften menschlichen Analoga: Die christliche Nächstenliebe, die buddhistische Erleuchtung, Henry Matisse' Suche nach dem Licht, aber auch Paul C. Martins 3-fache Axiomatik der Abgaben ex-nihilo mit terminlicher Fixierung und im Falle der Nichterfüllung Sanktionsbewehrung des machtbasierten Debitismus und der Verschiebung der Angst vor dem Tod mithilfe der Zeit.
Dottore antwortet in
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=380087 Re: Angst vor dem Sterben / Debitismus verfasst von dottore, 29.04.2007, 17:26
auf @chirons Frage
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Basiert nicht der Debitismus letztlich auf der Angst vor dem Tod,
Ja.
und
1. Wir denken nicht ständig an den Tod, insofern ist die Angst vor dem Tod kein permanenter Zustand, wiewohl er im Laufe des Lebens (Alterns) generell zunehmen dürfte. Wie die allgemeine Risikoscheu.
2. Es wäre vielleicht besser gewesen, nach der Angst vor dem Sterben zu fragen. Dabei kommt es darauf an, wie man sich dieses individuell vorstellt (siehe die vielfältigen Aussagen aus Geschichte, Literatur usw., sich einen plötzlichen Tod zu wünschen, also ohne die Pein des Sterbens durchleiden zu müssen).
3. Letztlich geht es also um den (individuellen) ultimativen Termin, der hier in diesem Thread schon intensiv und mit guten Argumenten/Beispielen behandelt wurde.
4. Im debitistischen Ablauf spielt der Termin die entscheidende Rolle. Ohne das Bewusstwerden des Termins (im wesentlich nur dem menschlichen Bewusstsein inne seiend, auch wenn es bei Tieren Todesahnungen geben soll, die aber wohl eher in den Instinktbereich gehören, der - wiederum - auch im menschlichen Organismus nicht verschwunden ist) kein Bewusstsein der Tatsache, dass der Termin nicht nur feststeht, sondern stetig näher kommt.
5. Zum Termin zählt die Sanktion, ohne die dieser nicht zu definieren ist. Nehmen wir das Phänomen der Urschuld, so ist zu beobachten, dass das Näherkommen des Termins nicht nur rationalisiert, sondern physisch erlebt/gespürt wird.
6. Diesem Erlebnis/Gefühl auszuweichen, ist sozusagen normal. Der Einzelne (Mensch) beginnt, mit bewussten (rationalen) Handlungen, diesem Näherkunft-Gefühl (immer deutlicher erlebte Mini-Sanktionen, die sich bis zum finalen Termin verstärken, auch wenn sich kurz vorher zumeist ein Wurschtigkeitgefühl einstellt, ein Sich-Fügen, ein das-Unvermeidlich akzeptieren, sogar mit Schmerzminimierung usw.) zu entgegnen, sollen dazu dienen, den Sterbe-Prozess hinauszuschieben.
7. Man überlässt sich seinem - bei Untätigkeit unabwendbaren und schmerzlichen - Sterbeprozess nicht einfach, sondern lässt sich etwas einfallen, den damit verbundenen individuell ultimativen Termin immer wieder zu vertagen. Man lebt nicht in den Tag hinein in der Hoffnung, die Nacht würde einen schon von selbst satt machen und den Durst verscheuchen, sondern beginnt mit aktivem Handeln, tagsüber dagegen zu steuern.
8. Dieses Handeln, über Generationen tradiert und verfeinert (= steigende Produktivität bei der Urschuldbewältigung) ist die Basis, von der aus sich alles Weitere ableitet: Zunächst Teilung der Produktion im Stamm, dann Teilung der Arbeit in Staatssystemen.
9. Im Stamm bleibt es bei der Urschuldbewältigung in mehr oder minder kollektiver Form. Insofern ist dort die Angst vor dem Tod weniger thematisiert als vielmehr die Angst vor dem, was mit den Überresten post mortem geschieht (Grab- und Ahnenkulte in vielerlei Gestalt).
10. Beim Staat (mit Abgaben, Untereigentum, Geld, Zins usw.) wird es schwieriger, da im Idealstaat jeder und allein für sich und seine individuelle Entfernung vom Sterbeprozess selbst verantwortlich wäre. Da auch Staaten Stammes- oder kinship-Strukturen nicht ausmerzen können (Familie, Nachbarn, gens, natio) ergibt sich dort in immer neuen Wellen eine Rückwendung zu und Appellation an Stammesstrukturen (Wir-Gefühl, Sozialstaat, usw.).
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Mithilfe der Zeit schiebt der machtbasierte-terminlich-sanktionsbewehrte Debitismus den Tod in die Zukunft und Gruß - Ostfriese