RSS-Reader - "Zurück in die Zukunft" oder wie wir uns vor KI-Browsern und ablenkenden Algorithmen schützen
bearbeitet von Ashitaka, Samstag, 25.10.2025, 14:46
Hallo Zusammen,
die Ära der RSS-Reader und Blogs liegt zwar schon gute 20-25 Jahre zurück, ersterer könnte für uns und die Betreiber von Websites / Foren zukünftig aber wertvoller denn je werden.
Für die Jüngern unter uns: Ein RSS-Feed ist eine Datei, die eine Liste der neuesten Inhalte einer Website enthält. Diese Datei wird von der Website automatisch generiert und enthält Titel, kurze Beschreibungen und Links zu den vollständigen Artikeln. Du erkennt ihn oft an einem speziellen Symbol (meist ein orange-weißes Symbol mit Wellen).
Was in den kommenden Monaten/Jahren passieren wird, ist nicht weniger als der totale Kontrollverlust über die Art und Weise wir wir das Internet nutzen. Einige Denker warnen sogar davor, dass wir damit einen kulturellen Verfall erleben werden, der die Vielfalt und Reste der Linearität vollständig beerdigen wird. Was in sozialen Netzwerken und auf Youtube bereits funktioniert, wird mit der KI-Browser-Ausrichtung der Techfirmen auf ein ganz neues Level gehoben.
In einem Monat soll er laut Gerüchten kommen, der Google Chrome Browser mit integriertem Gemini-KI-Agenten, der erste Schritt in Richtung Google Zero Dystopie. Letzteres Vorhaben wird dafür sorgen, dass das gesamte Netz einen zunächst nicht wahrgenommenen Riegel vorgeschoben bekommt und wir mit der Zeit nur noch die Aufarbeitungen der Internetriesen als World Wide Web wahrnehmen.
Nachdem bereits Perplexity den Comet-Browser vorgestellt hat, folgte vor ein paar Tagen auch OpenAI mit ihrem schrottigen Atlas Browser. Ich (Mitte 40) habe sie mittlerweile alle getestet (habe Feuer gemacht) und es ist unfassbar, welche Scheiße man hier geboten bekommt, wie schnell man nach einer Suche das Interesse verliert, auf die dahinter liegende Internetseite bzw. Quellen zu klicken und sich stattdessen nur noch auf eine Zusammenfassung bzw. weitergehende Diskussion mit dem Sprachmodell einlässt. Zu diesen Gefahren gibt es in den letzten Tagen immer mehr Diskussionen im Netz. Noch sind diese Diskussionen optional, doch sie werden aufgrund des eigentlichen Interesses der Techfirmen immer stärker in den Vordergrund drängen. Und nicht nur das, OpenAI hat mit seinem Atlas Browser nun gezeigt, dass weite Teile des Internets gesperrt bzw. zensiert wurden. Alles was ihr Sprachmodell nicht aufsaugen darf wird einfach geblockt.
Diskussionen mit Sprachmodellen sind bei neuen, unbedenklichen Themenkomplexen zwar hilfreich, um sich einer Thematik aus der Randumgebung von mehreren Seiten strukturiert anzunähern. Was aber alle Sprachmodelle gemeinsam haben, ist das fehlende Bewusstsein über das zugrundeliegende Ansinnen bzw. Verlangen, welches uns überhaupt erst auf die Suche nach Informationen (oder gar die Bestellung von Waren im Internet) schickt und uns bis zu dem Punkt leitet, der unserer Vorstellung nach (und die lässt sich aufgrund ihrer Komplexität selbst nach mehreren Wochen nicht treffend prompten) den Mittelpunkt unseres Interesses darstellt. Darauf kann kein Sprachmodell abzielen. Auch gibt es kein einziges Modell, das sich auf eine wirkliche Diskussion mit uns einlassen könnte, sondern einzig und allein solche, die eine ernstgemeinte Diskussion simulieren.
Wenn nun also Sprachmodelle die Informationsbeschaffung vollständig ersetzen und die zugrundeliegenden Quellen gar nicht mehr direkt besucht werden, dann implodiert schlussendlich das Medium und seine Botschaft ineinander.
Jean Baudrillard hat uns davor gewarnt: Das Internet hört auf, ein Raum der Vielfalt oder ein "territorium" an Informationen zu sein, und wird zu einem homöostatischen, sich selbst reproduzierenden System von Zeichen, das die menschliche Gesellschaft in eine dauerhafte Gleichförmigkeit versetzt.
Man könnte an dieser Stelle noch Stunden darüber diskutieren, weswegen sich die letzten 15 Jahre zunehmend gleichgültig anfühlen und uns deshalb auch unser Zeitgefühl mangels Diversität abhanden gekommen ist ("Dead Internet Theory" / "The World ended in 1999"), aber darauf will ich heute nicht hinaus.
Aufgrund der bevorstehenden Geiselnahme möchte ich vor allem den jüngeren Lesern (sofern wir solche noch haben) meinen Weg des Surfens aufzeigen. Das Motto heißt "Zurück in die Zukunft" und fühlt sich wirklich so an. Es geht um Struktur, Linearität und vor allem um die schnellstmögliche, direkte Erreichbarkeit der Quellen. Keine Umwege mehr durch den Dschungel der Algorithmen und zunehmend ablenkenden Newsfeeds der Platzhirsche.
Ich bin in den letzten Wochen ca. 2 Jahrzehnte zurückgesprungen und habe mir einen RSS-Reader nach dem nächsten installiert. Schlussendlich habe ich den in meinen Augen simpelsten und am besten strukturierten RSS-Reader gefunden. Mit diesem werde ich in den nächsten Jahren selbst alle Internetseiten plattformübergreifend in gruppierten Nachrichtenfeeds für das tagtägliche Surfen im Internet verwalten und mich so weit wie nur möglich von KI-Zusammenfassungen und den ablenkenden (zeitraubenden) Einflussnahmen der Algorithmen zu schützen versuchen.
Ich habe mir mittlerweile eine nach knapp 20 Schwerpunkten aufgebaute Feed-Datenbank aufgebaut, aus der heraus ich im Falle des Interesses mit dem ersten Mausklick direkt auf die zugrundeliegende Internetseite gelange. Ich will mir den Inhalt auch gar nicht im RSS-Reader selbst anzeigen lassen (außer einen simplen Einleitungstext in 2 Zeilen), sondern direkt auf die Seite geleitet werden. Ich konzentriere mich auf sämtliche Internetforen, Youtube, Reddit-Subs, Twitter (Nitter) und Websites die mich interessieren. Nahezu für alle Browser gibt es Erweiterungen im Angebot, die den RSS-Feed von der besuchten Internetseite abgreifen.
https://github.com/yang991178/fluent-reader
https://apps.microsoft.com/detail/9p71fc94lrh8?hl=de-DE&gl=AT
https://apps.apple.com/de/app/fluent-reader-lite/id1549611796
https://play.google.com/store/apps/details?id=me.hyliu.fluent_reader_lite&hl=gsw
Vielleicht kann dies für den ein oder anderen Foristen ebenfalls hilfreich sein. Vielleicht hat der ein oder andere eine völlig andere Idee? Vielleicht gibt es Foristen die Interesse an der Schaffung einer thematisch tiefgreifenden RSS-Datenbank haben? Ich selbst habe mittlerweile über 200 Quellen in ca. 20 Gruppierungen untergebracht.
Herzlichst,
Ashitaka
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Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.
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