Mir fällt immer wieder folgendes auf - und das nach 35 Jahren Deutscher Einheit.
Wenn zwei unbekannte Ossies Ü50 sich begenen, z.B. auf dem Campingplatz, dann klopft man nach einem beginnenden Smalltalk erstmal die Herkunft des Gesprächspartners ab. Ist der Gesprächspartner auch ein Ossie, dann erhält das Gespräch sofort eine andere Wendung, andere Inhalte und es bleibt nicht bei Oberflächlichkeiten.
Üblicherweise kann man mit einem Westdeutschen nur Smalltalk reden, für gesellschaftliche oder wirtschaftliche Sachverhalte sind sie nicht ansprechbar oder sie beten den Sermon des Mainstreams nach. Sie scheuen Positionen abseits des Mainstreams, sie möchten vom Gegenüber als nett und angenehm empfunden werden.
Mit einem Ossie kann man in der Regel sehr viel offener reden. Viele lassen den Gesprächspartner sofort wissen, auf welcher Position man steht. Ihnen ist es egal, ob sie nett erscheinen oder nicht.
Ist man ungeimpft?
Wie steht man zur BRD?
usw.
Diese sofortige Preisgabe der eigenen Position wird man so gut wie nie in einem initialen Gespräch mit einem Westdeutschen finden. Hier sind wir auch nach 35 Jahren noch viel zu verschieden sozialisiert.
In der jüngeren Generation hat sich das soziale Verhalten Ost/West deutlich angeglichen. Aber in der Altergruppe Ü50 bis 70 wird es NIE eine deutsche Einheit in den Köpfen geben.
Ob es anno 2025 nochmal einen Beitritt der Ossies zur BRD gegeben hätte, halte ich mittlerweile für fraglich. Zu stark sind die eigenen Erfahrungen in Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und z.T Rumänien, die mittlerweile Ostdeutschland überholt haben und vor allem diese alles erdrückende kulturelle Überfremdung nicht aufweisen.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER