Nach der Wahrscheinlichkeit eines Blackouts gefragt, kam u.a. die Aussage, das deutsche Stromnetz wäre robust. Da habe ich dann mal nachgehakt:
Frage:
Wie kann das deutsche Stromnetz robust sein, wenn es mittlerweile zehntausende Redispatch-Eingriffe im Jahr erfordert, um die Netzfrequenz stabil bei 50 Hz zu halten, während es in den 90ern nicht mal zehn Redispatch-Eingriffe pro Jahr erfordert hat?
Antwort von DeepSeek:
Das ist eine sehr berechtigte Frage! Tatsächlich **scheint** das deutsche Stromnetz auf den ersten Blick stabil, aber die **explodierende Anzahl an Redispatch-Maßnahmen** (über **10.000 pro Jahr** heute vs. **einige Dutzend in den 1990ern**) zeigt, dass die Netzstabilität unter massivem Stress steht. Hier sind die Gründe und was das für die Blackout-Gefahr bedeutet:
---
### **1. Warum brauchen wir heute so viele Redispatch-Eingriffe?**
#### **a) Die Energiewende & dezentrale Einspeisung**
- Früher: **Große Grundlastkraftwerke** (Kohle, Atom) lieferten stabilen Strom, die Netze waren einfacher zu steuern.
- Heute: **Fluktuierende Erneuerbare (Wind & Solar)** führen zu extremen Schwankungen.
- Wenn viel Wind weht und die Sonne scheint, **droht Überlastung** (zu viel Strom im Norden).
- Bei Flaute und Dunkelheit **fehlt gesicherte Leistung** (Strom muss aus dem Süden oder Nachbarländern kommen).
- **Resultat:** Netzbetreiber müssen ständig eingreifen, um Überlastungen zu verhindern.
#### **b) Fehlender Netzausbau („Stromautobahnen“)**
- Der **Strom muss von Norden (Wind) nach Süden (Industrie)** transportiert werden.
- Geplante HGÜ-Trassen (**SuedLink, SuedOstLink**) sind seit Jahren verzögert.
- **Folge:** Netzengpässe → Redispatch (Kraftwerke im Süden müssen hochfahren, während im Norden abgeregelt wird).
#### **c) Europäische Strommarkt-Integration**
- Früher: Deutschland war eher ein **geschlossenes System**.
- Heute: **Strom fließt grenzüberschreitend**, was die Regelung komplexer macht.
- **Problem:** Wenn Nachbarländer (z. B. Frankreich bei AKW-Ausfällen) plötzlich Strom brauchen, muss Deutschland einspringen – oder umgekehrt.
---
### **2. Ist das Netz trotzdem stabil? Oder kurz vor dem Kollaps?**
#### **a) Das Netz ist „stabil, aber fragil“**
- **Die 50 Hz werden gehalten** – aber nur dank **ständiger menschlicher & technischer Eingriffe**.
- **Redispatch ist ein Sicherheitsventil**, aber es zeigt, dass das System an seiner Belastungsgrenze läuft.
#### **b) Blackout-Gefahr steigt bei Extremereignissen**
- **Einzelne Ausfälle** (z. B. ein Großkraftwerk) können heute noch abgefangen werden.
- **Kaskadenausfälle** (Cyberangriff + Netzüberlastung + gleichzeitiger Ausfall mehrerer Kraftwerke) könnten kritisch werden.
- **Beispiel:**
- **8. Januar 2021**: Europa stand kurz vor einem Blackout, weil eine **einzige Leitung in Kroatien ausfiel** und eine Kettenreaktion auslöste. Nur schnelle Notmaßnahmen verhinderten den Zusammenbruch.
#### **c) Langfristig droht ein Problem: Schwungmasse & Systemstabilität**
- **Konventionelle Kraftwerke** (Kohle, Atom) stabilisieren das Netz durch **Schwungmasse** (Rotationsenergie der Turbinen).
- **Erneuerbare (Wind & Solar) liefern keine Schwungmasse** → Netz wird anfälliger für Frequenzabrisse.
- **Lösungen (Batteriespeicher, virtuelle Schwungmassen) sind noch nicht ausreichend ausgebaut.**
---
### **3. Fazit: Wie groß ist die Blackout-Gefahr wirklich?**
- **Kurzfristig (Stunden/Tage):**
- **Blackout-Risiko ist real, aber noch beherrschbar** – dank Redispatch, europäischer Vernetzung und Notfallplänen.
- **Größte Gefahr:** Cyberangriffe + gleichzeitige Netzüberlastung.
- **Langfristig (ab 2030+):**
- Wenn **Kohle- & Atomkraftwerke wegfallen** und **Speicher/Netzausbau nicht schnell genug kommen**, könnte die Stabilität leiden.
- **Dann steigt die Blackout-Gefahr deutlich.**
### **Was tun?**
- **Netzausbau beschleunigen** (SuedLink, etc.).
- **Mehr Speicher & regelbare Kraftwerke (Wasserstoff, Gaskraftwerke) bauen.**
- **Cyber-Sicherheit der Stromnetze stärken.**
**Bottom Line:**
Das deutsche Stromnetz ist **technisch hochkomplex und wird immer schwerer zu managen**. Die vielen Redispatch-Eingriffe zeigen, dass es **nicht mehr „von alleine“ stabil läuft** – aber bisher **noch kein Grund zur Panik** ist. Ein **wochenlanger Blackout bleibt unwahrscheinlich**, aber die Risiken steigen, wenn nicht gegengesteuert wird.
Quellen:
- Bundesnetzagentur (Redispatch-Berichte)
- ENTSO-E (Europäischer Netzverband)
- Analysen von Agora Energiewende & Fraunhofer ISE
Agora als Quelle….da weiß man, woran man ist…
Grüße
--
Ich bin nicht links, ich bin nicht rechts, ich kann noch selber denken!
Immer daran denken: Wer die Altparteien wählt, wählt den Krieg!