Das Nachkriegsprojekt: Demokratisierung vortäuschen - Unterwerfung kultivieren.

nereus @, Mittwoch, 30.04.2025, 08:27 vor 12 Tagen 3274 Views

Patrick Lawrence hat bei Unz.com eine interessante Artikelreihe zu Deutschland geschrieben.
Auch wenn man nicht allen Sichtweisen folgen oder Schlußfolgerungen teilen will, es ist immer wertvoll auch die Eindrücke anderer Menschen und Kulturen zur Kenntnis zu nehmen.
Frische Luft hat dem Denken noch nie geschadet.

Ich zitiere aus dem aktuellen Teil 3, der mit der Nordstream-Drohung von Joe Biden eingeleitet wird:

Bis vor Kurzem habe ich Bidens erstaunliche Grobheit im Umgang mit Scholz auf die Unhöflichkeit zurückgeführt, die seine gesamte politische Karriere geprägt hat.
Doch wenn ich jetzt, im Lichte all dessen, was ihm vorausging, an diesen Anlass denke, sehe ich eine andere Möglichkeit, ihn zu beurteilen: Nach Jahrzehnten anmaßender Dominanz innerhalb des Atlantischen Bündnisses sah Biden keine Notwendigkeit mehr, Amerikas hegemoniale Vorrechte zu verschleiern.
..
Scholz seinerseits stand protokollgemäß an einem separaten Rednerpult und schwieg zu Bidens Bemerkung. Sein Auftreten, das von Scholz, lässt darauf schließen, dass er weder überrascht noch wütend war. Er wirkt eher resigniert, besorgt, leicht reumütig, leicht unterwürfig. In seinem Gesicht liest man die Besorgnis eines Soldaten, der gerade den unheilvollen Schlachtplan seines Vorgesetzten akzeptiert hat.

Quelle: https://www.unz.com/plawrence/germany-in-crisis-part-3-a-culture-of-submission/

Das ist gut beschrieben.
Er spürte ganz unmittelbar seine Einbindung in ein bösartiges System in das er sich systematisch hinein gekrochen ist.
Aufrecht kann ohnehin kaum jemand durch diesen Tunnel laufen.
Am Ende bleibt meistens der Rücken irreparabel verbogen

Welch ein langer Zeitraum liegt zwischen dem Deutschland der frühen 1980er Jahre, dem Deutschland Helmut Schmidts, und dem Deutschland Olaf Scholzes, dem Deutschland, das 40 Jahre später ziemlich schüchtern mit Amerika auf einem Podium stand.

Auch das stimmt, aber damals gab es noch 2 konkurrierende Systeme, bei dem eines vor der Abwicklung stand und alle wichtigen Player davon wußten.

Nur WIR wußten es nicht bzw. durften es nicht wissen.
Warum durften wir das nicht?
Nun, wir waren doch Bestandteil des Experiments?

Beim Medikamententest wissen die Probanden auch nicht, ob sie die echte oder die Placebo-Pille schlucken. Aber hier wissen sie zumindest, daß sie an einem Versuch teilnehmen und das auch noch bezahlt bekommen.

Wie konnte es in Deutschland so weit kommen?
..
.. war ich überzeugt, dass die Politik des Kalten Krieges und der Nachkriegszeit allein keine Antwort auf diese Frage liefert.
Nein, wie ich in meinen Jahrzehnten als Korrespondent oft feststellte, muss man sich der Psychologie und Kultur voll und ganz widmen, um Politik und Geschichte zu verstehen, wobei letztere in gewissem Maße Ausdruck ersterer sind.
Die Pläne der Alliierten für die 1945 besiegten Nationen, die innerhalb kurzer Zeit denen Amerikas gleichkamen, waren stets ehrgeizig.
..

Doch gerade in den Herzen und Köpfen der Deutschen kippte der Umbau des Reichs zu einem anderen Land von Ehrgeiz zu Hybris.
Es war eine psychologische Operation, deren Ausmaß und Ausmaß seitdem wohl nie wieder erreicht wurden. Nur die Japaner nach 1945 erlebten etwas Vergleichbares.
..
Das Projekt war auf beiden Ozeanen dasselbe.
Es ging nicht darum, authentische Demokratieexperimente zu ermöglichen, keine Bottom-up-Versuche, wie die orthodoxen Historiker diese Zeit darstellen.

Es ging darum, Deutschland und Japan als Soldaten des Kalten Krieges zu rekrutieren. Demokratisierung wurde zum bloßen Vorwand, da Demokratie per Definition weder von einem Land exportiert noch von einem anderen importiert werden kann.

Das soll genügen.
Es ist auch nicht wirklich neu.
Aber am Beginn unruhiger Zeiten sollte man wissen, wo man überhaupt steht oder besser, wo man hingestellt wurde. [[zwinker]]

Wer mehr über die Umerziehung und Soft Power lesen möchte, folge dem oben genannten Link.
Die Website bietet den Service die Artikel in verschiedenen Sprachen und gut übersetzt lesen zu können.

mfG
nereus

Das Werkzeug: Zur Bankfurter Schule und der "Hobbymenschhaltung" (nL)

stokk', Mittwoch, 30.04.2025, 09:42 vor 12 Tagen @ nereus 2443 Views

bearbeitet von stokk', Mittwoch, 30.04.2025, 10:35

Als Kritische Theorie wird eine Gesellschaftstheorie aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeichnet, die von Hegel, Marx und Freud inspiriert ist und deren Vertreter (vornehmlich Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse und der Sozialpsychologe Erich Fromm) auch unter dem Begriff Frankfurter Schule zusammengefasst werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kritische_Theorie
Gegenstand der Theorie ist die ideologiekritische Analyse der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, das heißt: die Aufdeckung ihrer Herrschafts- und Unterdrückungsmechanismen und die Hinterfragung ihrer Ideologeme mit dem Ziel einer vernünftigen Gesellschaft mündiger Menschen.

Rainer Mausfeld – Warum schweigen die Lämmer?, Vortrag im DAI Heidelberg

"Inter-Alien Newsletter", Nur zur internen Kommunikation!

Menschen sind äußerst beliebte Nutztiere und die Hobbymenschhaltung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Menschen setzt man [in Deutschland] [demnächst] vorrangig zur Landschaftspflege und als Freizeitbeschäftigung ein.

Wer die Entscheidung getroffen hat, selbst Menschen zu halten, kann sich auf eine großartige Zeit mit den flauschigen Zweibeinern freuen. Nichtsdestoweniger birgt die Menschhaltung auch einiges an Arbeit.

Selbst wenn man nur einige wenige Menschen für den Eigenbedarf halten möchte, darf die regelmäßige Betreuung, der Kostenaufwand und die harte Arbeit auf keinen Fall unterschätzt werden.

Satirisch verändert aus https://schafe-halten.de/voraussetzungen-fuer-die-schafhaltung/

@Ostfriese (@Dottore): Staatsrefinanzierung und Menschhaltung

stokk', Freitag, 02.05.2025, 09:32 vor 10 Tagen @ stokk' 824 Views

bearbeitet von stokk', Freitag, 02.05.2025, 09:48

@Ostfriesenleben, Du hast den besten Überblick:

Hat sich Mitforist @Dottore, in seiner unermesslichen Hinterlassenschaft für das Gelbe, jemals darüber geäußert, wie sich

- Sowjetunion nach 1917
- DR nach 1933
- VR China nach 1949

finanziert haben?

Dh. wer hat die Staatsanleihen, dieser doch damals und, wie wir heute wissen, mit gutem Grund als Paria geltenden Staaten, erworben?

In welcher Währung wurden diese emittiert und an welcher Börse wurden diese gehandelt?

Danke für Info.

BG
stokk

Sowjetunion & Bretton-Woods | DR & Reparationszahlungen | China & Handelsbilanz

Ostfriese @, Samstag, 03.05.2025, 16:10 vor 9 Tagen @ stokk' 660 Views

Hallo stokk'

Hat sich Mitforist @Dottore, in seiner unermesslichen Hinterlassenschaft für das Gelbe, jemals darüber geäußert, wie sich

- Sowjetunion nach 1917
- DR nach 1933
- VR China nach 1949

finanziert haben?

Dh. wer hat die Staatsanleihen, dieser doch damals und, wie wir heute wissen, mit gutem Grund als Paria geltenden Staaten, erworben?


@Dottore zu

- Sowjetunion nach 1917

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Sowjetunion+Finanzierung+&am...

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=337752 Re: Staatsproblem erledigt sich von selbst verfasst von dottore, 07.11.2005, 15:05

… besonders interessant ist: Das Militär nutzt nichts, wie die Geschichte belegt. Grund: Es wird immer ein stärkeres Militär geben. Eine Zeitlang mag es nach Gleichstand ausschauen, aber dann muss doch einer weichen, zumindest Machtareale abgeben. Siehe Sowjetunion, wie klein sie doch geworden ist. Jedes Weltreich muss scheitern - egal, ob der Feind an den Grenzen steht oder von innen herausoperiert. Keine Macht lässt sich - nach außen und/oder innen - auf Dauer durchfinanzieren. Was nutzen Stealth Bomber (sehr teuer) gegen Suicide Bomber (sehr billig)?

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Sowjetunion+Anleihe+Gl%C3%A4...

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=2732 Re: Eine Frage an "dottore" verfasst von dottore, 25.05.2000, 21:22

6.1 Die aktuelle Situation des IWF
Dieses Betätigungsfeld der Bretton-Woods-Institutionen wurde durch den Umbruch des Ostblocks und dem Zerfall der Sowjetunion erweitert. Die ehemaligen kommunistischen Staaten, die früher vor allem wegen dem Gegensatz zwischen ihrer Staatsideologie und dem System des Weltwirtschaftssystems und der Befürchtung vor der wirtschaftlichen Obermacht der USA nicht in die IWF und in die Weltbank eintraten, sahen nach dem Umbruch eine Möglichkeit, zur Bewältigung ihrer wirtschaftlichen Probleme durch den Beitritt in diese Organisationen. Neben der Bewältigung der Schuldenkrise in der Dritten Welt stellt deshalb die Unterstützung der wirtschaftlichen Reformen in Osteuropa, die Hauptaufgabe des IWF dar. So zahlte die IWF 1993 Kredite in Wert von 11,6 Mrd. DM aus. Davon wurden 3,0 Mrd. DM im Rahmen der 1993 geschaffenen sog. System- Übergangsfazilität, die insbesondere osteuropäische Volkswirtschaften auf dem Weg von der Plan- zur Marktwirtschaft unterstützen soll, verwendet. Von den 3.0 Mrd. DM flossen 2,4 Mrd. DM nach Rußland und die restlichen 0,6 Mrd. DM wurden Estland, Kambotscha, Kasachstan, Kirgistan, Lettland, Litauen, Moldawien, der Slowakei, Vietnam und Weißrußland zugeteilt. Darüber hinaus wurde Rußland im April 1994 ein Kredit durch die IWF in Höhe von 2,4 Mrd. DM zugesagt32. Nach WKI stellte die Sowjetunion sämtliche Zahlungen ein (das Problem der sog. Zarenanleihen, die vor allem in Frankreich platziert waren). Inzwischen gab's dafür eine Konkursquote.

- DR nach 1933

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Deutsches+Reich++Anleihe+Gl%...

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=11576 Re: Staatsentschuldung / dottoreeeeee! Hier, endlich! verfasst von dottore, 28.08.2000, 16:51

4. Staat weigert sich die Auslandsschulden (auf nicht selbst produzierbare Währung lautend) zu bedienen. Klassisch: Deutsches Reich und die Reparationszahlungen (auf Golddollar lautend). Endet meist - nach Zahlungseinstellungsphase) in einem Generalaufwasch, so wie im Londoner Schuldenabkommen nach WK II 1952/3 (verhandelt von H.J. Abs, Deutsche Bank). Halb-Bankrott, bzw. anteilig. Ähnlich auch die Regelung zwischen Russland und seinen französischen Gläubigern (Zarenanleihen) vor einiger Zeit. Quote: unter 10 Prozent.

- VR China nach 1949

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=China++Anleihe+Gl%C3%A4ubige...

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=China+Internalisierung+Exter...

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=238987 Re: Klassischer Beleg FÜR die Machttheorie verfasst von dottore, 03.12.2003, 17:15

Noch gibt es Prolongations- und Zessions-Reservoire, man denke nur an China (wie Heinsohn schreibt, hat sich der Anteil der privaten Eigentümer am Shanghaier Wohnungsbestand von 0 auf 90 % gesteigert). Doch letztlich ist es nicht möglich, das Problem der Macht zu lösen: Sie muss immer erst da sein (und war immer erst da), bevor arbeitsteilig, kontraktlich, eigentumsbasiert usw. gewirtschaftet werden konnte. Dieses Vorfinanzierungsproblem schafft kein wie auch immer konstruierter bewaffneter Zwang (und damit der Einsatz der Waffe selbst) aus der Welt. Macht vor Steuern, Steuern vor Einkommen - so ist nun mal der Lauf der Welt.

- Staatsrefinanzierung und Menschhaltung

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Externalisierung+und+Interna...

führt auf das Problem der Machterhaltungskosten, die China (wie Deutschland in seinen Glanzzeiten) mittels seiner Handelsbilanz (HaBi) externalisieren kann (konnte).

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Externalisierung+und+Interna...

Letztendlich gelten dottores Aussagen über die USA auch für China.

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=264730 Machtkosten und die USA verfasst von dottore, 03.04.2004, 10:41

Amerika kann sich noch per HaBi usw. eine weitere Zeitlang um das Problem herummogeln, dass es selbst bzw. seine Bürger die Machtkosten tragen müssen. Investitionen, um noch einmal weitere Externalisierung zu erzwingen (Kriege) erweisen sich als zu kostspielig und reißen weitere Löcher im Inland (höhere Staatsverschuldung = Steuerzessionen).

Da es niemand im Weltall gibt, dem man noch Kosten aufdrücken könnte, muss man die inzwischen immer notwendigere Internalisierung der Kosten möglichst lange noch auf die inländischen Nicht-Machthalter (der berühmte US-Verbraucher usw.) weiterreichen und hoffen, dass diese ihrerseits auf künftige Einnahmen ziehen (sich verschulden), wobei die Wirtschaft und damit die Steuern (Finanzierung des Machterhalts) noch eine Zeitlang läuft, bis auch die dort vorhandenen Verschuldungsgrenzen (Zessionsmöglichkeiten) erreicht sind und Pay-day ansteht.

Da Machterhalt immer Staatskonsum ist, und der nicht ewig per Vorabbezug von Einnahmen (nachdem es keine Externalisierung mehr gibt) zu finanzieren ist, kann dem US-Imperium, wie allen anderen in der Geschichte davor auch, das Ende prophezeit werden. Noch läuft die Maschinerie und wir schauen amüsiert zu, wie lange noch und lassen uns gern von neuen Strampel-Varianten der Macht aller Staaten zum Zwecke ihres Machterhalts überraschen.

Gruß - Ostfriese

Vielen Dank @Ostfriese! Werde ich studieren. owT

stokk', Dienstag, 06.05.2025, 15:01 vor 6 Tagen @ Ostfriese 219 Views

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