Hallo stokk'
Dottores Antwort
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=306955 Re: Schnapsideen verfasst von dottore, 27.12.2004, 14:05
auf @kingsolomons Beitrag
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=306897 Pimco-Papier: drakonische Maßnahmen zwecks Abbaus der US-Verschuldung verfasst von kingsolomon, 26.12.2004, 21:52
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
→ Hi,
was sind drakonische Maßnahmen? Drako (Athen) strich die Schulden (Guthaben), die auch den Zugriff auf das Eigentum an der eigenen Person ermöglichte (Schuldknechtschaft). Er steht in der Tradition der mesopotamischen Schuldenstreicher.
Nachfolger Solon milderte die Schuldenstreichung ab (seisachtheia), indem er die Schuldknechtschaft aufhob (jeder Schuldner behielt das Eigentum an seiner Person) und die Reichen nur ihres Sach- bzw. Forderungs- und nicht Personen-Vermögens verlustig gehen ließ. Intensiv durchexerziert (Ostrakismus usw.).
Wie die attische Geschichte lehrt, funktionierte das auch nicht, wie Abgabensysteme niemals funktionieren können, sondern in Überschuldung untergehen. Erst als Athen zum Expansionismus/Imperialismus griff (Höhepunkt Alkibiades versucht, Syrakus zu knacken) konnte die Überschuldung eine Zeitlang vertagt werden; hinzu kam der permanente Zufluss des STZM-Silbers aus den Gruben von Laureion (der bekannte Vorteil aller Metallwährungen). Nachdem die spartanischen Söldner Athen besiegten, sank die attische Macht zur Bedeutungslosigkeit herab.
Was PIMCO vorschlägt, ist ein mega-deflationärer Ablauf, da erloschene Forderungen weder beliehen noch direkt zu realwirtschaftlichen Umsätzen genutzt werden können.
u.a., dass Asiaten einen Teil ihrer Forderungen abschreiben
Heißt bei Forderungen, welche der Staat hält (Ministry of Finance (MoF) Japan z.B.), dass die Aktiva wegfallen, während die Inlands-Bills, welche diese finanzierten, netto stehen bleiben und die innerjapanische Gov-Überschuldung beschleunigen, zumal die Zinserträge ex US-Titeln wegfällt.
Heißt bei Forderungen, welche die ZBs halten (China z.B.), dass sie dergestalt verschwinden, dass die ZBs statt der Forderungen aktiv Verluste buchen müssen (Insolvenz), die wiederum durch zusätzliche Staatverschuldung repariert werden muss (Wiedererstellung des ZB-EK).
1. Kürzung aller Sozialprogramme in den USA um 15 %.
Dann können die bisher Berechtigten um 15 % weniger ausgeben. Die 15 % können sie nicht durch zusätzliche Kreditaufnahmen ausgleichen, da sie als nicht kreditwürdig gelten. Resultat: Deflation.
2. Erhöhung der U.S.-Steuersätze.
Effekt dito. Es fehlen beim tax payer entsprechend verfügbare Einkommen.
3. Erhöhung der Anreize zum Sparen in den USA - Verbrauchssteuern.
Effekt dito. Wie unschwer nachzuvollziehen.
4. Kapitalverkehrskontrollen einführen, so dass Kapital nicht aus den USA exportiert werden kann.
??? - Die USA importieren Kapital, zum Ausgleich ihrer Handelsbilanz-Defizite.
5. Neuverhandlung/Verzeihung von Schulden durch Länder mit einem kumulierten hohen Handelsüberschuss mit den USA
Der Surplus ist bezahlt. Länder halten keinen Surplus ex trade. Das ist eine flow- und keine stock-Größe. Wer die entsprechenden Forderungen hält, kann auch in den USA sitzen (Banken usw.). Was Japan & China halten, sind Forderungen gegen US-Gov, das selbst in der Handelsbilanz kaum in Erscheinung tritt (Waffenverkäufe aus Armeebeständen). Waffenverkäufe werden ansonsten privat abgewickelt.
Die Interventionen diverser Länder dienen dazu, den WK zugunsten der privaten Exporteure zu beeinflussen (USD hochkaufen = Exporte in USA verbilligen).
6. Änderung der Zielfunktion der Federal Reserve Bank, um eine Beschränkung der Größe des Handelsdefizits aufzunehmen.
Die FRB gibts bekanntlich nicht. Das trade deficit wird privat finanziert. Keine FRB (in Frage käme ohnehin nur die von NY) diskontiert Außenhandelspapiere. Vollständig abwegige Vorstellung, da die Fed Banks nur US-Gov-Titel nehmen.
7. Verbot des Verkaufs von hochsensibler Technologie und Verteidigungsgütern an alle ausländischen Länder.
Vergrößert das Handelsbilanz-Defizit statt es zu senken.
8. Aufwertung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar um 40 Prozent.
Bedeutet 40 % Verlust der ca. 700/800 Mrd. USD, die in der China-ZB liegen. Knieschuss mit ZB-Insolvenz, vom Exportminderungs-Effekt (China-Exportkrise) abgesehen. Die USD-Käufe (ex pegging) haben nur einen Zweck: Soziale Unruhen zu vermeiden und die KP Chinas an der Macht zu halten.
9. Gezielte Schutzzölle, falls erforderlich.
Exportiert Massiv-Deflation in nicht USD-Bereiche. Da die Zölle prohibitiv sein sollen (prohibere = verhindern) können die US-Häfen für Importe gleich geschlossen werden. Folge: Leere Kais (Beschäftigungskrise auch dort), da die Exporteure wg. retaliations (entsprechende Gegenmaßnahmen) ebenfalls nichts mehr beladen können.
… mit hochdeflationären Folgen weltweit. Welthandelsvolumen sank um ca. 40 %.
10. Neuverhandlung der WTO.
Also zurück zu Hochschutzzöllen? Folge siehe eben.
11. Verbot für die Fed, Anleihen von ausländischen Inhabern von US-Schulden zu kaufen.
Die Fed NY kauft (außer dem Miniposten für foreign exchange, hier lang und breit diskutiert und dies nur von ZBs) nur von member banks und das sind keine foreigners.
Summa: Schnapsideen, sich obendrein widersprechend.
Gruß!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Gruß - Ostfriese