Was ist denn hier der springende Punkt bei dir?
Ich hab mal ein Haus geerbt von meinen Großeltern. Da ich mit meinen damals glaube ich 28 Jahren stinkesauer auf das sprunghafte weibliche Geschlecht war, mir zwar Familie wünschte, aber unter den modernen deutschen Umständen gefühlt keine zu erwarten war, hab ich dieses wunderschöne Anwesen explizit an eine Familie verkaufen wollen und das auch getan. (10% unter Gutachterwert und bestimmt 1/3 unter echtem Marktwert, den mir vielleicht das Renterehepaar aus dem Allgäu gezahlt hätte.)
Mein Motto also: Dinge sollten denen gehören, die sie am meisten gebrauchen können, sie am besten nutzen und würdevoll mit ihnen umgehen. Wobei die "Würde eines Dinges" u.a. in seiner dem ursprünglichen Zweck vorgesehenen Bestimmung liegt und die Wahrung der "Würde einer Sache" demgemäß in seiner bestimmungsgemäßen Verwendung. So ganz grundsätzlich ...
Beim Weitergeben sollte man Sinne der gesamten Menschheitszukunft denken.
So Häuser haben ja abenteuerlichste Bestimmungen in dekadenten Endzeitgesellschaften. Ursprünglich ist ein Wohnhaus allerdings zum Wohnen da, eine Werkstatt zum Arbeiten, ein Bürogebäude ... usw. Der Verwendungszweck kann natürlich ggf. sinnvoll umgewidmet werden ...
Teile meiner Familie hätten gern gesehen, dass ich das Haus "aufhebe", also jahrelang leer stehen lasse, Hauptsache es "bleibt in der Familie". Der Zweck des Hauses wäre also "Werterhalt" im Sinne von "Wertevernichtung" durch verbraten meiner wertvollen Lebenszeit mittels Geld und Zeit zum Erhalt des Hauses gewesen. Eigennutzung hätte bedeutet, 4000 m² Garten plus 100 m² Wohnfläche nebst sicherlich ~200 m² Werkstatt- und Garagenflächen als deutscher Single-Mann allein zu bewohnwirtschaften. Aber dafür war das Haus ursprünglich nicht gebaut und entsprechend steht der Erhaltungsaufwand auch nicht im Verhältnis zum dann nicht richtig ausgenutzten Nutzen. ... Und ich kenne genug Männer mit solchem Erbe, die dann da jahrelang allein auf eine Frau warten. Ich habe meine Frau dann als reisender Habenichts gefunden. ... Hehe, ... Ich meine das wirklich so, ich hab mein bescheidenes Erbe in der Familie verteilt und den Rest habe ich verreist ... nun ist nix mehr da außer ne Hosentasche voll Edelmetall, welches ich aus prinzipiellen Gründen weitervererben werde.
Das nicht als Problem wahrgenommene Problem in dekadenten Gesellschaften ist, dass der Wert einer Sache nominell und nicht in Arbeitsstunden oder ideell gemessen wird. Wenn einer etwas hat (egal was), dann stelle ich mir gern die Frage, wieviele Arbeitsstunden eigentlich in dem Ding stecken und wieviele er selber reinsteckt hat, es zu besitzen. Und auch, ob er bspw. die Kompetenz besitzt es zu erschaffen oder zu erhalten. Steht das im groben Missverhältnis, ist er bei mir untendurch, nenne ich ihn einen Räuber oder Taugenichts. Entscheidend ist, anzuerkennen, dass es für den Menschen ein absolutes moralisches Bezugssystem gibt, auch wenn 99% einer in Dekadenz gefallenen Endzeitgesellschaft glauben würden, alles wäre relativ und Anssichtssache. Dieses Absolute kommt beim Tod und den damit verbundenen Fragen der großen Lebensentscheiungen ins Spiel. Erben und Erbaufteilungen gehören dazu, weil darin üblicherweise die Lebensenergie der Ahnen gebunden ist, diese auch nach ihrem Tod daran (eine Weile) gebunden bleiben.