DIE UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE HOCHWASSEROPFER:

helmut-1 @, Siebenbürgen, Dienstag, 24.09.2024, 21:16 vor 16 Tagen 2589 Views

Ich habe da einige Dinge mitbekommen, die zur Folge hatten, dass mir der Reißverschluss vom Hosenladen rauf und runter gegangen ist. Jetzt würde mich interessieren, ob es sich in anderen Ländern (Deutschland, Österreich, Tschechei, etc.) genauso abspielt, und das nur eine rumänische "Eigenart" ist.

Ich hab meine Meinung im rumänischen facebook publiziert, und dabei viele likes erhalten. Also wird meine Ansicht auch von vielen anderen geteilt. Ich habe das, was ich dort ins facebook geschrieben habe, nun auf deutsch übersetzt:

Ich habe mich interessiert, wie man den Leuten in dieser Gegend effizient helfen kann. Meine Illusionen wurden dadurch in die Realität gerückt.

Es kotzt mich an, wenn ich von Leuten, die sich da auskennen, erfahre, wie sich die Realität darstellt. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, welche Eigenschaftswörter ich hier verwenden soll: Erschreckend, unmenschlich, verwerflich, abscheulich, - ich weiß nicht.

Es gibt Vorgänge, die sich bei derartigen Unglücken abspielen, die für mich völlig unglaublich sind. Aber Leute, die sich gerade bei solchen Unglücken aktiv an Hilfe beteiligen, die haben mich aufgeklärt.

Ich bin teilweise schockiert.

Ich will nur einige Beispiele anführen, ohne auf aktuelle Werbungen einzugehen. Ich bin nun darüber informiert, dass es keinerlei organisierte Maßnahmen in diesen Gebieten gibt. Es läuft alles quer, und es gestaltet sich ein Chaos.

Man spendet etwas, egal, ob Kleider, oder andere Gegenstände, und man meint, das wäre in einer Sporthalle auf Tischen aufgebaut, damit sich die Bedürftigen daran bedienen können. Fehlanzeige. Das steht irgendwo in Kartons herum, und wird dadurch völlig unbestimmt zur Verteilung verdammt.

Es gibt Fälle, wo die Kleidersammlungen in den Kartons dazu verwendet wurden, um mit diesen Kleidern den Boden vor den Zelten zu bedecken, damit die Leute nicht im Morast gehen müssen. Deshalb gehen sie über die gespendeten Kleider.

Ich weiß, dass es dubiose Organisationen gibt, die sich unter christlichen Begriffen verstecken und zu Geldspenden aufrufen. Sie geben in ihrem Aufruf nur die Kontonummer an, aber keinen Nachweis über ihre juristische Zuordnung, keinen Namen des Verantwortlichen, keine Telefonnummer, etc.

Aufrufe zu Spenden ohne Zahl, aber wenn dann die Spenden eingegangen sind, dann hört man plötzlich nichts mehr von diesen christlichen Organisationen. Die Konten sind leer, gelöscht, und niemand weiß mehr, wie man an die Verantwortlichen drankommen soll.

Es gibt Spendenaufrufe für Waren aller Art, und vieles davon findet man später in einer benachbarten Kreisstadt am Flohmarkt zum Verkauf.

Meine Tochter hat sich in Deutschland persönlich vor Ort interessiert, wie die Situation in den Hochwassergebieten ist. Da ist die Rede vom Ahrtal in Deutschland, wo viele Menschen dabei umgekommen sind.

Da hat sie mitbekommen, dass es Kleinbusse gibt, mit Leuten, die dann übers Megaphon die Einheimische warnen: Leute, es kommt wieder eine Schlammlawine in kurzer Zeit, bringt euch in Sicherheit!

Die Leute nehmen schnell ihre paar Habseligkeiten und ihre Dokumente und fahren mit ihren Fahrzeugen schnell aus diesem Gebiet. Danach bedienen sich genau dieselben "Mitarbeiter" des Kleinbusses und rauben die nun leerstehenden Häuser aus.

Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch so was wie "Anständigkeit" und "ehrliche Hilfsbereitschaft" bei solchen Unglücken gibt. Mittlerweile glaube ich so gut wie nichts mehr.

Auch ich habe mich mit dem Gedanken getragen, meinen Lastwagen voll zu packen, mit allem Möglichen, zumal die Leute ja ihren sämtlichen Hausstand verloren haben. Die Chance aber, dass man da jemanden dabei hilft, ist durch die chaotische Situation sowie das Fehlen einer organisierten Hilfe auf ein Minimum gedrückt.

Wenn etwas hilft, dann ist es die persönliche Präsenz vor Ort, indem man z.B. bei den Häusern, die noch nicht durch den Wasserdruck zerfallen sind und noch zu gebrauchen sind, nachdem der Schlamm aus den Häusern entfernt wurde, z.B. mit Trocknungsgeräten die Wände trocknet, damit die Leute noch vor dem Winter einziehen können.

Stellt sich die Frage, ob dafür genügend Strom vorhanden ist, oder mit Generatoren, - aber es ist schwierig. Dazu muss man persönlich präsent sein und diese Vorgänge überwachen, damit sie auch einen Sinn haben und man die Geräte wieder in gebrauchsfähigem Zustand zurückbekommt.

Das aber wird schwierig, weil die meisten von uns einer Beschäftigung nachgehen. Eigentlich wäre es die Aufgabe der Behörden, sich um so etwas zu kümmern, aber, wie man mir von Leuten, die aktuell vor Ort sind, mitgeteilt hat, ist davon nichts zu sehen.

Ich weiß nicht mehr, in welcher Welt wir eigentlich leben.

Plünderungen, Inkompetenz, Chaos...

Andudu, Mittwoch, 25.09.2024, 09:05 vor 15 Tagen @ helmut-1 1625 Views

bearbeitet von Andudu, Mittwoch, 25.09.2024, 09:14

...sind der Normalzustand in failed states und Entwicklungsländern. Dass wir mit großen Schritten in diese Richtung unterwegs sind, wird m.E. immer offensichtlicher.

Ja, es gab im Ahrtal auch Plünderungen, dort ist ja soviel schief gegangen an Planung, Finanzierung, Vorwarnung, Baurecht, dass man sich nicht darüber wundert, dass es mit der Absicherung auch nicht klappte. Einige wurden aber zumindest geschnappt, ich zitiere mal:

Das NRW-Justizministerium hat einen Bericht zu den Straftaten in den Flutgebieten herausgegeben: Über 600 Eigentumsdelikte wurden 2021 registriert. Fast 200 Tatverdächtige hatten keine deutsche Staatsbürgerschaft.

Die AfD hat eine große Anfrage gestellt, die sich mit den Straftaten, die in den Flutgebieten begangen wurden, befasst. In der Antwort des Justizministeriums steht, dass in der Zeit vom ersten Tag der Katastrophe, dem 14. Juli 2021, bis zum Jahresende 1057 Delikte, die in Zusammenhang mit der Flut standen, registriert wurden. Noch nicht einmal die Hälfte konnte aufgeklärt werden.

Insgesamt fallen in diese Liste auch 632 Eigentumsdelikte. 1,8 Millionen Euro Schaden ist dabei laut Ministerium entstanden. 275 Tatverdächtige konnten ermittelt werden, 196 von ihnen hatten nicht die deutsche Staatsbürgerschaft.

Wohlgemerkt handelt es sich bei den Ermittelten um Tatverdächtige, nicht um verurteilte Straftäter. Von den rund 1.100 Straftaten, die 2021 im Zusammenhang mit der Flut gezählt wurden, mündeten 54 in einer Anklage, 48 Urteile wurden gefällt und 56 Strafbefehle sind ergangen. In über 800 Fällen wurden Verfahren aber eingestellt.

Die meisten Straftaten wurden im Juli 2021 und damit unmittelbar nach der Flut verzeichnet. Das Justizministerium berichtet, dass die Täter die unübersichtliche Situation ausgenutzt hätten und zum Beispiel in Häuser eingedrungen seien, die als Folge der Flut frei zugänglich waren. Befanden sich Menschen vor Ort, entschieden sie sich in der Regel gegen eine Tat. Nur in wenigen Fällen wurden hochwertige Gegenstände wie Baumaschinen, Notebooks oder Schmuck aus verschlossenen Räumen geklaut, indem zum Beispiel Türen aufgebrochen wurden. Das Ministerium sieht auch keine Hinweise auf Organisierte Kriminalität oder Bandendiebstahl.

https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/straftaten-in-flutgebieten-pluenderungen-...


Das machte den Grünen anscheinend große Sorge, also nicht die Plünderungen, sondern dass die AfD darüber Informationen einholte:

"Unter TOP 10 befasst sich der Innenausschuss auf Antrag der Fraktion der AfD mit dem Thema „Plünderungen in Hochwassergebieten“.50 Die Fraktion Bündnis 90/Die GRÜNEN beantragte einen Bericht zum Thema Instrumentalisierung der Hochwasserkatastrophe“, mit dem sich der Ausschuss unter TOP 11 befasste."

https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-16930.pdf

Elbehochwasser 2012

JJB @, Dresden, Mittwoch, 25.09.2024, 09:13 vor 15 Tagen @ Andudu 1313 Views

das "kleine" Hochwasser (nicht das große aus 2001)...
es gab eine ungeheuerliche Solidarität, es haben leute extra unbezahlten urlaub genommen, um zu helfen. Man half leuten, die ohne Strom waren, Leute, die alt und gebrechlich waren.
Wir haben Sansackbarrieren gebaut, dann kam aber das Militär und musste alles von vorne machen, weil wir es schlecht gemacht hatten.
Natürlich gab es auch leute, die ihren Schnitt machen wollten, zB Sandsäcke für 5€ verkaufen, die sind aber sofort rustikal "umgestimmt" worden.
Es gab auch vereinzelt Plünderungen und EInbrüche. Aussage eines Polizisten unter vier Augen: das sind die Zigeuner aus Tschechien.
Der Mann wäre heute ein Fall für Herrn Haldenwang...

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"das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde!" (Shakespeare, King Lear)

Ja, die Solidarität ist zum Glück um Größenordnungen größer...

Andudu, Mittwoch, 25.09.2024, 09:24 vor 15 Tagen @ JJB 1171 Views

...und ich frage mich, wie unabhängig sie vom Wohlstandslevel ist und ob derartiger Altruismus ideologisch oder genetisch verankert ist. Plünderungen sind sozusagen "nur" ein fettes ekeliges Haar in der Suppe.

Ich vermute, dass die Planer in Deutschland da auch nicht wirklich drauf eingestellt sind, es herrscht ja allenthalben gutmenschlich-linke Naivität hinsichtlich der (eben auch existierenden) menschlichen Abgründe. Deshalb muss man das hin- und wieder mal erwähnen, denn wenn die Erdung komplett verloren geht, stehen die Opfer solchen Phänomenen hilflos gegenüber (und der Mainstream mag schon aus Umerziehungsgründen nicht gern in die dunklen Ecken leuchten, die er mit seiner Ideologie mitgeschaffen hat).

Solidarität

JJB @, Dresden, Mittwoch, 25.09.2024, 10:47 vor 15 Tagen @ Andudu 904 Views

braucht aber einen Anker. Etwas, WOMIT man sich solidarisieren kann, zu was man sich zugehörig fühlt. Das kann eine Religion, eine Nation, eine Region, eine Familie sein.
Und leider erleben wir, daß alles, was Geborgenheit und Zusammengehörigkeitsgefühl schafft, "dekonstruiert" wird. Von den links-grünen Kulturmarxisten.

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"das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde!" (Shakespeare, King Lear)

„Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und unsolidarisch. Sie hat die Tendenz, in eine Vielfalt von Gruppen auseinanderzustreben ...

Plancius @, Mittwoch, 25.09.2024, 12:17 vor 15 Tagen @ Andudu 925 Views

... und ihren Zusammenhalt sowie die Verbindlichkeit ihrer Werte einzubüßen.“

- Daniel Cohn-Bendit, Die GRÜNEN, ZEIT Nr. 48/1991

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER

Anmerkung @JJB August 2002 und Juni 2013 ...

Mirko2 @, 404, Mittwoch, 25.09.2024, 11:04 vor 15 Tagen @ JJB 921 Views

Waren die Hochwasser die du bestimmt meintest? 2002 habe ich noch persönlich miterlebt und 2013 in Hamburg vor der Ferne her aus [[sauer]]

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Server capacity exceeded

Ich beziehe mich auf die Aktualität

helmut-1 @, Siebenbürgen, Mittwoch, 25.09.2024, 12:18 vor 15 Tagen @ Mirko2 849 Views

und natürlich auch auf die Vergangenheit.


Die Aktualität wird wohl kaum bis jetzt greifbare Ergebnisse liefern, dafür ist es zu kurz. Aktuell hat mich erschreckt, was z.B. in Hanušovice abgeht, - aber da ist es für mich erklärbar. Drei Flüsse kommen in dieser Stadt zusammen, die Morava, die Branna und auch der Bach.

Klare Frage bleibt- wie hat man diese Unglücke in der Tschechei in den Griff bekommen, hat man richtig reagiert, gab es da auch Dilletantismus zum Nachteil der betroffenen Bevölkerung, hatte man ein vorbereitetes Katstrophenkonzept oder ist man da von einem Sch.haufen in den anderen getreten? Hat man nach den letzten Überschwemmungen die richtigen Maßnahmen - präventiv - eingeleitet?

Ich kenne die Tschechen, die mir als Menschen lieb und wert sind, in einer bestimmten "Bauart". Sie kriegen effektiv nur wenig zustande, können aber perfekt und umschweifend erklären, warum das nicht geht.

ja

JJB @, Dresden, Donnerstag, 26.09.2024, 07:04 vor 15 Tagen @ Mirko2 449 Views

genau diese.

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"das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde!" (Shakespeare, King Lear)

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