In dem vorgebrachten Redetext steht:
"Wir haben darauf entsprechend reagiert und darauf hingewiesen, dass wir bereit sind, den Weg der Verhandlungen zu gehen, allerdings unter der Voraussetzung, dass alle Fragen als ein Paket betrachtet werden, das die Kernvorschläge Russlands einschließt, die die drei Hauptanliegen beinhalten."
Offensichtlich sind dies keine ultimativen Forderungen, sondern ein vorgeschlagenes Verhandlungspaket
Und noch eine doofe Frage: mit welchem RECHT verlangt Putin dies eigentlich? Doch offenbar ausschließlich mit dem Faustrecht...
Darf Russland keine Sicherheitsinteressen / Anliegen haben?
Wird Russland in einem Verhandlungsvorschlag als Einstieg seine ultimativen Minimalforderungen veröffentlichen, die nicht verhandelbar sind? Oder ist da nicht womöglich auch die Verhandlungsmasse mit eingepreist?
Darf Russland in Sicherheitsfragen keine roten Linien haben, die nicht konzedierbar sind?
Es bräuchte eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa, welche Russlands Sicherheitsinteressen stärker berücksichtigt, nachdem inzwischen die Nato an seinen Grenzen steht. Der Status Quo der letzten 30 Jahre ist jedenfalls nunmehr zerstört. Diese neue Sicherheitsarchitektur kann ausgekämpft oder auf Verhandlungswege erzielt werden, oder beides sukzessive.
Die Verhandlungswege werden alle zugestellt (weitere Ausführungen dazu bei Unz), die Europäer sind dabei gefangen in ihrer Uneinigkeit, Unterwanderung und Machtlosigkeit. Wahrscheinlich werden sie das Schicksal der Ukrainer bald teilen.
Um Recht geht es bei dem Kampf nicht, sondern um Macht. Macht setzt Recht. Das mag man Faustrecht nennen, aber auf genau dieser Macht basiert die bisherige Hegemonie der USA und ihrer Anhängsel, und diese Macht ist nun herausgefordert und es wird sich erweisen, ob sie die Herausforderung besteht.
Ist das bei souveränen Staaten so üblich oder kann man dies nur von Staaten verlangen, die man eher als Vasallen sieht?
Wenn die betreffenden ex-Warschauer Pakt-Staaten alle souveräne Staaten sind, und daher auf ihrem Territorium tun und lassen können, was sie wollen - da wäre dann zu fragen, sind diese Länder also souveräner als Deutschland?
Könnten sie auch entscheiden, aus der Nato auszutreten, und sich mit Russland zu versöhnen, oder würde das absehbar so enden, wie bei der Ukraine, als diese entschied, mit Russland gute Handelsbeziehungen zu behalten und nicht ins EU-Lager zu wechseln?
Und noch eine letzte Frage: Wie definierst du eigentlich "Imperialismus"?
Nach der Imperialismustheorie des Marxismus teilen die nationalen Großunternehmen in der Phase des Monopolkapitalismus die weniger entwickelten Länder mit militärischer Gewalt als Kolonien unter sich auf, um den Untergang des Kapitalismus zeitweilig aufzuhalten. Durch zusätzliche Nachfrage in den Kolonien könnten die Unterkonsumptionskrisen (Krisentheorie) verhindert werden, durch Ausbeutung der dortigen Arbeiter und billige Rohstoffimporte könne daneben der tendenzielle Fall der Profitrate abgewendet werden. (aus Gabler Wirtschaftslexikon)
Im Kondratieff-Winter am Ende eines debitistischen Durchlaufs ist die kriegerische Auflösung des Problems der Überschuldung/Überverguthabung ein bereits oft gewähltes Mittel, denn Kriegswirtschaft galvanisiert die Gesellschaft um eine alternativlose Narrative und ermöglicht dabei eine letzte Verlängerung des Status Quo. Die entstehende Verwüstung bereitet dann den notwendigen Boden vor, um die Konten in weiten Teilen (möglichst in fremden Territorien) auf Null stellen zu können, und nach Kriegsende idealerweise den Kapitalüberhang des verbleibenden Kernlands (wieder) exportieren zu können.
In diesem Sinne wäre die Zielsetzung einer Verwüstung Europas aus US-amerikanischer Sicht im historischen Gesamtbild nicht ungewöhnlich, und falls bei günstigem Kriegsverlauf auch noch Russland unter die Kontrolle der USA kommen sollte, wäre dies ein doppelter Gewinn.
Es zeichnet sich weiterhin ab, dass die Eskalationsspirale zunehmend hochgedreht wird. Es gibt augenblicklich keinerlei Grund zur Annahme, dass diese Entwicklung in nächster Zeit eine Umkehrung erfahren könnte. Darauf kann man zu spekulieren beginnen, wenn ernsthafte Verhandlungen erst einmal begonnen haben und mindestens 2 konkrete Schritte rückwärts vereinbart und auch umgesetzt wurden.
Bis dahin spielt es keine Rolle, wer wieviele Anteile an der Eskalation hält und welches Recht oder Faustrecht dem zugrunde liegt. Die einzigen 2 Fragen, die sich stellen, sind:
Wie kann eine weitere Eskalation verhindert werden? (Und die Hirten rufen: Durch weitere Eskalation!)
Wie kann ich mich persönlich vor den Folgen einer weiteren Eskalation zumindest teilweise schützen?