Poesie zur Erbauung der Gelben Leserschaft

Naclador @, Göttingen, Montag, 24.01.2022, 16:02 vor 815 Tagen 1345 Views

Ein kleiner Gedichte-Faden,

zur seelischen Erbauung und kulturellen Bildung.

Bitte nur poetische Beiträge in diesem Faden.

Vielen Dank,
Naclador

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"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson

In der Winternacht

Naclador @, Göttingen, Montag, 24.01.2022, 16:04 vor 815 Tagen @ Naclador 1091 Views

In der Winternacht

Es wächst viel Brot in der Winternacht,
weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat;
erst wenn im Lenze die Sonne lacht,
spürst du, was Gutes der Winter tat.

Und deucht die Welt dir öd und leer,
und sind die Tage dir rauh und schwer:
Sei still und habe des Wandels acht -
es wächst viel Brot in der Winternacht.

Friedrich Wilhelm Weber
(1813 - 1894), deutscher Arzt, Übersetzer und Versepiker

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"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson

Freunde

el_mar, Montag, 24.01.2022, 16:26 vor 815 Tagen @ Naclador 1041 Views

Es scheint, das schneller, höher, weiter lässt sich nicht mehr steigern.
Last uns die nächste Hürde im Parcours des ausgereizten Steigerungsspiels - verweigern.
Lass uns das Glück aus unseren frühen, scheinbar unbeschwerten Runden,
aus der Mottenkiste kramen - für ein paar schöne Stunden.
Gegangen sind u.a. schon Bowie, Watts und Richard Wright,
in andere Sphären, grad zur Wendezeit.
Bei uns, mein Freund, die wir nur 10 bis 20 Jahre jünger sind als unsere Helden,
wird sich der wind of change nun bald noch einmal kräftig melden.
Was Freunde wert sind, wird sich wieder zeigen,
wenn all die Schneller-, Höher-, Weiter-Gurus schweigen.

von el mar

Dr. Wald

Falkenauge @, Montag, 24.01.2022, 16:12 vor 815 Tagen @ Naclador 1036 Views

„Doktor Wald“

Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen,
Mich unverstanden fühle oder alt,
Und mich die holden Musen nicht liebkosen,
Dann konsultiere ich den Doktor Wald.

Er ist mein Augenarzt und Psychiater,
Mein Orthopäde und mein Internist.
Er hilft mir sicher über jeden Kater,
Ob er von Kummer oder Cognac ist.

Er hält nicht viel von Pülverchen und Pille,
Doch umso mehr von Luft und Sonnenschein.
Und kaum umfängt mich angenehme Stille,
Raunt er mir zu: „Nun atme mal tief ein!“

Ist seine Praxis oft auch überlaufen,
In seiner Obhut läuft man sich gesund.
Und Kreislaufkranke, die noch heute schnaufen,
sind morgen ohne klinischen Befund.

Er bringt uns immer wieder auf die Beine,
Das Seelische ins Gleichgewicht,
Verhindert Fettansatz und Gallensteine.
Nur – Hausbesuche macht er leider nicht.

(Autor: Förster Helmut Dagenbach, 1986)

Hin zur Freiheit

Rainer ⌂ @, El Verger - Spanien, Montag, 24.01.2022, 16:14 vor 815 Tagen @ Naclador 1041 Views

Nicht Mord, nicht Bann, noch Kerker nicht Standrecht obendrein
es muß noch stärker kommen soll es von Wirkung sein.

Ihr müßt zu Bettlern werden, müßt hungern allesamt,
zu Mühen und Beschwerden verflucht sein und verdammt.

Euch muß das bißchen Leben so gründlich sein verhaßt,
daß Ihr es fort wollt geben wie eine Qual und Last.

Erst dann vielleicht erwacht noch in Euch ein besserer Geist,
der Geist, der über Nacht noch, Euch hin zur Freiheit heißt.

Hoffmann von Fallersleben

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Elberfelder Elegie

Langmut @, Montag, 24.01.2022, 22:26 vor 814 Tagen @ Naclador 753 Views

Elberfelder Elegie

Die dunklen Wolken werden grauer,
ein kalter Wind bläst die mit Häme ins Gesicht;
und dich umfängt ein ewigbanger Schauer,
der deine Unbefangenheit zerbricht.

Du siehst die frühen Nächte nahen,
ein rauer Herbst verbirgt das Sonnenlicht im Nu.
Und tausend Raben hörst du stetig warnen:
„Denk nicht an sie, mach deine Augen endlich zu.“

Ach ja – die Seufzer werden stärker;
wie lang noch treibt dir dieser Schmerz,
die Sorgen, Mühen, Nöte in dein Herz?
Und wartest zitternd, staunend dort am Erker.
In dir pulsiert ein stummes Klagen, von keiner Träne je befreit,
sie richtet alles schier zu Grunde, die abgrundtiefe Traurigkeit.

Jetzt helfen dir nur stille Lieder
In dieser schalen, öden Zeit.
Hallo, da bist du endlich wieder,
du bittere Verdrießlichkeit.

Stehst unbewegt an einem frischen Grabe
und weidest dich an deinem dumpfen Weh.
Es rettet dich kein Glück und keine Habe.
Führt dich der bloße Zufall doch hinab zur See?

Zu viele Nächte hast du durchgezecht,
Zu viele Weiber folgten deinem Schritt
hinauf zu dir auf einen einz’gen Ritt.
Fast jede hat sich später grob gerächt.
Wer tröstet nun den blöden Kummer, wer hilft dir in der tristen Einsamkeit?
Ist das der Sinn all deiner Niederlagen? Die abgrundtiefe Traurigkeit?

Sehnst dich zurück nach scheinbar bess’ren Jahren,
und hoffst, dass sie bald einmal wiederkehr’n.
Mit schwarzen Rosen lockst du frische Fleischesware
und spürst in dir den ew’gen Leidenskern.

Dich hält kein sorgenvolles Beten,
verharrst in bodenloser Ironie.
Dein ernster Blick war selten so betreten,
doch wirklich heilbar bist du nie.

O Gott – musst du mich denn so plagen,
wiegt meine Schuld so tonnenschwer?
Es schwimmt ein böser Hai im Meer
und will sein Schicksal nicht ertragen;
lenkt seinen Weg mit leichter Fisch-Gelassenheit
zu mir und meiner abgrundtiefen Traurigkeit.

Langmut

Über Bäume...

Griba @, Dunkeldeutschland, Dienstag, 25.01.2022, 17:47 vor 814 Tagen @ Naclador 588 Views

Rechts ein Baum und links ein Baum,
und in der Mitte, man glaubt es kaum,
steht noch ein Baum.

Rechts ein Baum
und links ein Baum,
und in der Mitte ach,
da fließt ein Bach.

Bäume, Bäume – nichts als Bäume
und dazwischen – Zwischenräume

Sächsisch-Erzgebirgische Kurzfassung:
Hüb'n e Baam, drüb'n e Baam, mittendrin e Zwischenraam, links e Bach. Ach!

von Arthur Schramm

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Beste Grüße

GRIBA

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