Frachtverkehr Asien nach Europa

Realist, Freitag, 19.03.2021, 13:53 vor 1132 Tagen 3731 Views

Guten Tag

Nachdem meine Firma selbst in den letzten Wochen immer wieder "Opfer" von Verzögerungen von Schiffsfrachtsendungen wurde, habe ich heute mit einem in unserem Auftrag handelnden Fracht-Broker gesprochen. Die Situation scheint relativ dramatisch zu sein.

Es gibt schlicht zu wenig Platz auf den Frachtschiffen, um die aktuell enorme Nachfrage nach Gütern fristgerecht transportieren zu können.

Zusammenfassend hat mein Broker folgendes gesagt:

"Die Situation ab Asien hat sich seit Wochen nicht wirklich verbessert.
Die Schiffe sind voll und mit grossen Verzögerungen unterwegs.
Schiffe warten zum Teil tagelang vor den Häfen (in Asien, in Indien, in Nordamerika, in England), um abladen und wieder laden zu können.
Entsprechend können die Fahrpläne nicht mehr eingehalten werden. "

Dies deckt sich auch mit dem markanten Anstieg des Baltic Dry Index sowie des Harpex Index (letzter strebt übrigens Richtung Allzeithoch).

Im Gegensatz zu hier im Forum im letzten Jahr dystopisch geäusserten Ansichten, dass die Lieferketten brechen und der Handel von Asien nach Europa zum erliegen kommen werde und man vorsorglich schon einmal ein Grundstück auf der Finca Bayano buchen solle, tritt nun das Gegenteil ein. Der Handel boomt, die Schiffe sind voll. Alles läuft wie geschmiert.

Grüsse von der Importfront, an welcher wir momentan wirklich mit Frachtkapazitäten zu kämpfen haben

Realist

bisschen andere Sichtweise

so_gesehen @, Freitag, 19.03.2021, 14:40 vor 1132 Tagen @ Realist 3183 Views

Die Frachtraten aus Fernost nach Europa sind beständig und wie jedes Jahr vor dem chinesischen Neujahrsfest in die Höhe gegangen. Die Ausmaße sind dieses Jahr aber extrem.

Daher haben es viele Importeure vermieden die Container/die Ware beziehen und die Container Verschiffung - in der Hoffnung
auf bessere Frachtraten - verschoben.

Kurz vor dem CNY gab es Frachtraten zwischen 7000 zu 12.000USD (nur Seefrachtanteil) für einen 40HQ Container - wer hohe
Raten angenommen und bezahlt hat, der hat auch auf sicher einen Platz auf dem Schiff bekommen.

Noch im Nobember/Anfang Dezember waren Raten von 2.000-3200USD für die gleiche Art und Größe der Container darstellbar und
buchbar.

Im Moment liegt die Range zwischen 6.000 und 9.000US. Eine klare Aussage ob und wann die Raten wieder auf ein tieferes Niveau sinken, gibt kein Forwarder derzeit ab. Da sind 200USD Reduktion alle 14Tage wirklich kleines Stückwerk.

Tendenziell werden - wahrscheinlich nicht nur im Elektronik-Segment - alle Produkte deutlich teurer.

Im Hintergrund haben die großen Forwarder und Schiffsbesitzer die Abfahrten und damit den zur Verfügung stehenden Frachtraum selber reduziert - es ist als nicht unbedingt das "Brummen" der Wirtschaft und des Exports aus China.

Dazu passend: Polymerpreise explodieren wegen angespannter Versorgungslage bei Rohstoffen

stokk, Freitag, 19.03.2021, 17:40 vor 1132 Tagen @ Realist 2547 Views

bearbeitet von stokk, Freitag, 19.03.2021, 17:54

Auch Blech und Stahlprofile betroffen

Robse, Freitag, 19.03.2021, 17:52 vor 1132 Tagen @ stokk 2236 Views

Kunststoff Preise ziehen richtig an, aber auch der Stahlpreis steigt massiv.
Stahlbleche haben sich um 30-50 % verteuert und Lieferzeiten steigen auch an.

Der Maschinenbau boomt sehr stark. Ich bin im Kabelbereich unterwegs. Unser Auftragseingang ist auf einem Rekordhoch.

Ich hoffe nur, dass nicht wie vermutet, im Herbst ein heftiger Knick eintritt und es zu Stornierung kommt. Dies würde ein heftiges Blutbad anrichten.

Da muss man wieder umdenken: Just in Time ist nicht mehr machbar, darum werden (grössere) Zwischenlager benötigt. Sind diese gefüllt, beginnt der Eiertanz. (OT)

Zürichsee, Freitag, 19.03.2021, 18:00 vor 1132 Tagen @ Robse 1771 Views

Das macht die Waren nur teurer, aber nicht wertvoller. Lager kostet.

Mephistopheles, Freitag, 19.03.2021, 21:31 vor 1131 Tagen @ Zürichsee 1506 Views

Das kann nur die Schweiz, geringwertige veraltete Güter für teures Geld anbieten, aber beim Rest der Welt klappt das nicht.

Gruß Mephistopheles

Was für eine Erkenntnis: Lager kosten. Was denkst du, was man mit Just in Time sparen wollte?

Zürichsee, Freitag, 19.03.2021, 23:16 vor 1131 Tagen @ Mephistopheles 1396 Views

Das macht die Waren nur teurer, aber nicht wertvoller. Lager kostet.

Das kann nur die Schweiz, geringwertige veraltete Güter für teures Geld anbieten, aber beim Rest der Welt klappt das nicht.

Gruß Mephistopheles

Und diesen Spruch kannst du dir irgendwohin stecken. Die Schweiz als Exportland kann nur überleben,
wenn sie bessere Ware, zum gleichen Preis liefert.

Beispiel:
Vor einer Woche: Stadler Rail: 59 Zugkompositionen nach Spanien. Wert 1 Milliarde
Zusätzlich Wartung und Ersatzteile.
Und ein Option für weitere 44 Zugkompositionen ist auch noch da.

Link: stadler-erhaelt-milliardenauftrag-aus-spanien-59-nahverkehrszuege

Beispiel:
Vorgestern: Implenia gewinnt Auftrag für Tunnelbau in Norwegen. Das sind nur 131 Millionen CHF
aber irgendwie erstaunlich, dass das ein Schweizer Unternehmen macht.

Link: bauunternehmen-implenia-gewinnt-auftrag-fuer-tunnelbau-norwegen

Und dann frage ich mich noch, warum die Schweiz an die Autobauer in Deutschland Zulieferant
ist. Da habe ich selbst erlebt, da werden Toleranzen gefordert, die jenseits von gut und
böse sind. Da werden durch Schweizer KMU Werkzeuge hergestellt und diese dann durch
Inspektoren aufs penibelste geprüft und dann zu den Autoherstellern gebracht.

Diese KMU können nur durch exzellente Arbeit überleben.

LG Zürichsee

Haefen haben reduzierte Kapazitaeten

CalBaer @, Samstag, 20.03.2021, 20:13 vor 1130 Tagen @ Realist 1102 Views

Zumindest hier an der US-Westkueste. Aufgrund der Lockdowns kam es zu einem Rueckstau von Warenlieferungen aus Asien. Jetzt laeuft hier alles wieder voll an und es fehlen aber Waren und Material. Deswegen schiessen die Preise nach oben. Das sollte sich bis Jahresende wieder eingepegelt haben. Das gleiche ist bei Bauholz zu beobachten. In den USA wird viel mit Holz gebaut und aus Kanada importiert.

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