Sinn und Unsinn der Gedenktage, - apropos - 20. Juli 1944- Stauffenberg

helmut-1 @, Siebenbürgen, Montag, 20.07.2020, 14:02 vor 1370 Tagen 1932 Views

Ich hab das schon früher in einem Artikel angesprochen, dass man durch dieses Ausufern von sog. Gedenktagen in übertriebener Form das, was eigentlich wesentlich und wichtig ist, aufweicht und verwässert.

Natürlich ist der Anschlag auf Hitler ein Meilenstein in den Kalendern, - zumindest für diejenigen, die sowas wie Geschichtsbewusstsein empfinden. Wäre mein Großvater nicht im Widerstand damals, - und noch einige Jahre vor Stauffenberg - umgekommen, ich hätte gar keinen Bezug dazu. Natürlich mache ich mir Gedanken zu diesem Thema. Was wäre, wenn. Hätte das geklappt, mit Stauffenberg, - was hätte sich am Geschichtsverlauf geändert, - es ist müßig, so etwas zu hinterfragen.

Die ganze Konstellation um Hitler, wie er an die Macht gekommen ist und wer da alles im Hintergrund an den Rädchen gedreht hat, - das alles ist so kompliziert und vielschichtig, das man da schon ein Lebenswerk an Hintergrundinformationen gesammelt haben muss, um da halbwegs durchzublicken. Ich schaff das nicht, und erkenne klar, wo da meine Grenzen sind.

Aber wenigstens bin ich in der Lage, diese Unzulänglichkeiten und deren Problematik zu erkennen, viele sind ja der Meinung, dass die geschichtliche Aufarbeitung ganz einfach ist. Hitler war der Nazi, der die Welt in den Abgrund stürzen wollte. Das erinnert mich an Schneewittchen und die sieben Zwerge, sowie die böse Stiefmutter. Wäre Politik so einfach zu durchschauen, dann wäre so manches anders.

Kaum jemand gedenkt heute noch dieses Ereignisses. Eine gute Aussage, dass man heute in Plötzensee eine Vereidigung vorgenommen hat.Stellt sich die Frage, was man sich dabei gedacht hat. Ein Festklopfen der alten Thesen, - wehret allem, was man in die braune Schublade werfen kann, egal, ob es dort hin gehört oder nicht?

Oder beginnt man, sich anderer Thesen zu erinnern wie z.B. diese:
„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“

Klar wird diese These, die man anfangs Bertolt Brecht zugeschrieben hat, immer wieder in Zusammenhang mit diesem Schriftsteller dementiert. Würde das doch fast eine Legitimation des Widerstandes bedeuten. Und was nicht sein darf, auch nicht sein kann, so lautet die Devise.

Wir haben als Bürger die Pflicht, die sich durch das Grundgesetz legitimiert, nämlich durch Art. 20 Abs. 3 und 4:

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Nun haben wir genügend Beispiele, wo sich die Regierung über bestehende Gesetze hinweg gesetzt hat, - beginnend mit der Massenimmigration 2015, weiter mit Corona, usw.

Ich stelle mir die Frage, ob die jungen Leute, die in den Wehrdienst eintreten, den Sinn des Widerstands gegen die Staatsgewalt, wie sie von Stauffenberg verkörpert wurde, begriffen haben, oder ob man diesen jungen Rekruten einfach nur Sand in die Augen streut, mit Hilfe von alten, probaten Propagandaparolen.

Klar kann man mich fragen, was ich denn aktiv so gegen das, was eigentlich gesetzwidrig ist, gerade von der Regierungsseite, so mache. Nichts, muss ich zugeben. Solange ich im Hamsterrad stecke und mich um die Zukunft meiner Familie sorgen muss, - habe ich keine Möglichkeit. Ist das einmal gelaufen, dann könnte ich. Dann wäre nur die Gefahr, dass man mich in die Psychiatrie steckt, so wie das heute Mode ist.

Uns allen sind die Hände gebunden. Wir wissen zwar oft, was Sache ist, aber die Möglichkeiten sind uns genommen. Machen wir uns doch nichts vor. Aber wenigstens sollten unsere Initiativen dazu führen, die jungen Leute zum Nachdenken zu bewegen, sie in Kenntnis der Zusammenhänge zu versetzen, - soweit das bei denen überhaupt in ihr Bewusstsein eindringen kann. Widerstand ist eine Pflicht, wenn man merkt, dass sich die Interessen der Machthaber gegen das eigene Volk richten.

Dazu sollte der 20. Juli dienen, nicht mehr aber auch nicht weniger. Das einfach auf den Widerstand gegen Hitler zu beschränken, das ist mir zu billig. Und schon gar nicht sollen diese wichtigen Gedenktage durch diese Blödsinne aufgeweicht werden, wie z. B. aus diesem link hervorgeht:

https://www.kuriose-feiertage.de/kalender/juli/

Was dir niemand in den Mainstreammedien zu Stauffenberg erzählen wird

Mephistopheles, Dienstag, 21.07.2020, 16:27 vor 1369 Tagen @ helmut-1 1208 Views

(ich habe es aus einer Leserzuschrift)

- seine "Bombe" war mit den paar hundert Gramm
(aber er hat ja keinen Feldwebel der Pioniere gefragt)
voellig unterdimensioniert für eine dünne Holzbaracke
- eingebaut hette er einen Langzeitzünder (Saeure) und hoffte (!)
Hitler wuerde zu der Besprechung kommen, was gar nicht sicher war
- zum Erschiessen war er zu feige, er wollte uberleben
und machte sich aus dem Staub
- so eine Bombe mit Saeurezünder laesst sich nicht wieder
sichern/unschädlich machen, wenn Hitler gar nicht kommt
- ermordet hat er allerdings den Stenographen ... seine Kameraden
schwerst verletzt (hätten tot sein können)
- liess Koppel und Muetze zurück (sagte, er wolle nur mal
kurz zur Toilette) ... und in Berlin dann hätte ihn
jede Feldstreife festgenommen (va banque!)
- log in Berlin seine Kameraden an, Hitler wäre tot,
man könne nach seinem Drehbuch weitermachen
- schickte gem. Drehbuch (DB) einen Hauptmann derVersorger zur Kaserne
Leibstandarte, der (!) sollte dort die SS-Brigade verhaften (echt!!)
- wollte sich des Rundfunks (DB) versichern/lahm legen und schickte einen Major
dort hin, den Sender still legen. Dem zeigten die Angestellten
des Gebäudes eine Klingelschnur im Keller,
die er durchkinpste und dann Kaffee trank, und oben wandte sich Hitler an das Volk
- es sollte nun (Name vergessen ... DB) der Bürgermeister Dresdens (?)
als neuer Kanzler eine Rede verlesen, aber Stauffenberg
hatte vergessen, ihn zu informieren, Ratlosigkeit, und man
machte sich daran, eine geeignete Rede zu erstellen...die wurde nie fertig
- Stauffenberg. begann nun, hektisch mit den Befehlshabern der Wehrbereiche zu telefonieren,
hatte sich selbst zum General befördert (hier Gen. v. Stauffenberg),
was nacheinander Stunden dauerte, weil er zu bescheuert war,
eine Sammelschaltung zu nutzen
... und so weiter und so weiter
Bei erfolgreichem Attentat wären die Russen bis Calais
durchgerollt, hätten Millionen Zivilisten und Frauen massakriert,
USA und Russen hätten sich nicht erst in Sachsen getroffen.

Nur für die Geschichtsbücher.

Gruß Mephistopheles

Irgendwie ist mein Artikel nicht bei jedem angekommen

helmut-1 @, Siebenbürgen, Dienstag, 21.07.2020, 20:36 vor 1369 Tagen @ Mephistopheles 869 Views

Die Kritik an Stauffenberg mit dem selben Text habe ich übrigens auch auf mein Mail bekommen, - danke dafür!

Aber darum ging es mir ja gar nicht. Ich hatte nicht vor, Stauffenberg zu vergöttern, sondern allenfalls seine Idee in den Vordergrund zu stellen. Wenn ich hier das alles genau auseinander klabustern will, werde ich auf die Schwierigkeiten der historischen Nachforschung stoßen. Nehmen wir gleich das Erste, - die Menge des Sprengstoffs. Die einen sprechen von ein paar hundert Gramm, die anderen von einem Kilo.
(aus:
https://www.geo.de/wissen/21697-rtkl-attentat-vom-20-juli-verschwoerer-uniform-rekonstr...

Wer will denn das nachprüfen, wer hat denn das damals gewogen?

Nein, es geht mir bei meinem Beitrag um was ganz anderes. Das ist so ähnlich, als wenn ich jemanden die Notwendigkeit eines Präservativs erklären will, und mein Gesprächspartner setzt sich damit vornehmlich damit auseinander, ob das nun mit Schokoladengeschmack oder Erdbeergeschmack seinen Zweck erfüllt.

Es geht mir nicht um sekundäre oder tertiäre Belange, sondern ums Prinzip. Es geht darum, dass es in den Verantwortungsbereich eines mündigen Bürgers gehört, sich

- über die laufenden Ereignisse in der Politik zu informieren, und das nicht nur über den Regierungssprecher
- sich über das, was da täglich abläuft, Gedanken zu machen , - trotz Hamsterrad
- seine persönliche Position zu den täglichen Ereignissen zu finden und diese vor Nachbarn, Kollegen und vor allem vor der Jugend zu vertreten
- in dem Moment, wenn man davon überzeugt ist, dass die Entwicklung gegen die Interessen des Volkes/Staates geht, Mittel und Wege zu suchen, um sich dagegen zu stemmen

Natürlich ist das alles leichter gesagt als getan. Aber das Bewusstsein und die daraus resultierende Tendenz muss vorhanden und gestählt werden. Es ist die heilige Aufgabe der älter werdenden Generation, immer wieder zu versuchen, das der nachfolgenden, jüngeren Generation klarzumachen und auf deren Lebensweg mitzugeben.

Der Erfolg? Kann auf sich warten lassen. Oft sind es ja nur Wenige, die überhaupt bereit dazu sind, mitzudenken. Das aber ist kein Parameter, denn - wie der Chinese sagt - auch das Meer besteht nur aus Tropfen.

Es geht um das persönliche Selbstverständnis eines aufrechten Demokraten, sofern er dieses Prädikat auf seine Person anwenden will. Und genau dieses Selbstverständnis äußert sich nicht in der Vogel-Strauß-Politik, nämlich den Kopf in den Sand zu stecken, genauso wenig wie im Nachgeplapper von Regierungsparolen, sondern im Erarbeiten von Positionen, die dem Thema angemessen sind.

Das bedingt nicht automatisch, dass er mit seiner Meinung in Opposition geht, aber es kann dazu führen. Und genau dann kommt wieder der Spruch vom Widerstand zur Geltung, wenn von den Herrschenden aus Unrecht zum apostrophierten Recht wird. Ich muss zumindest soweit kommen, - um ein Beispiel aus 2015 aufzugreifen - dass ich denen am Bahnhof, die da mit Teddybären werfen, kein Kusshändchen zuwerfe, sondern den Vogel zeige.

Stellt sich vielleicht mit der Zeit die Frage, - "was bringts". Die Antwort ist einfach: Man ist dann - auch wenn sich der Erfolg nicht einstellt - wenigstens in der Lage, sich aufrecht und ohne Scham im Spiegel anzusehen und seinen Nachfahren, seinen Kindern und Enkeln, zu sagen: Ich hab nicht geschwiegen, ich hab den Mund aufgemacht.

Dazu soll der 20.Juli als Gedenktag herhalten, soll den jungen Leuten, auch den jungen Rekruten bei der Vereidigung - klarmachen, was ihre demokratische Pflicht und Aufgabe ist. Soll als Ausrufezeichen dazu dienen, um denen, die zunehmend die Meinungsfreiheit beschneiden, die rote Karte zu zeigen und dazu auch zu stehen. Gemäß der Idee, die man Voltaire nachsagt:

Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.

Junge Leute dürfen ihre Meinung nicht mehr äußern, wenn sie nicht der Meinung der Herrschenden entspricht. Werden automatisch als "rassistisch" eingestuft. An diesem Beispiel aus Speyer sehr gut nachzuvollziehen.

https://www.stern.de/neon/wilde-welt/gesellschaft/speyer--tochter-von-afd-politikerin-s...

Ich hab mir das Ganze genau angesehen, - da ist nichts dabei, was man objektiv als rassistisch einstufen könnte.

Wir brauchen Zivilcourage, wenigstens für uns selbst. Und wir sollten die Hoffnung auf ein Umdenken niemals aufgeben, wie es auch aus diesem Gedicht (und Lied) hervorgeht, das schon mehr als 150 Jahre auf dem Buckel hat:

https://www.zgedichte.de/gedichte/robert-eduard-prutz/noch-ist-die-freiheit-nicht-verlo...

Ob es uns gelingt, das mit Leben zu erfüllen? Es wird. Wenn man nur richtig will. Denn der Wille versetzt bekanntlich Berge.

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