Mark-to-market Bewertung Devisentermingeschäfte – Frage

Leserzuschrift @, Donnerstag, 19.01.2017, 19:39 vor 2647 Tagen 3350 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 19.01.2017, 19:51

Liebe Forumsmitglieder,

ich schätze dieses Forum als stiller Mitleser.
Das Niveau, auf dem manche Finanzthemen diskutiert werden, finde ich beeindruckend.

Dies vorweggenommen, hoffe ich, dass mir jemand erläutern kann, wie Devisentermingeschäfte zu einem bestimmten Stichtag zu bewerten sind (Mark-to-market).

Meine Vorstellung dazu möchte ich anhand eines fiktiven Beispiels darlegen:

Am 01.01.17 erfolgt ein Kauf von 10 Mio. USD vs. EUR mit Valuta 31.12.17.

Der Marktwert (Mtm) dieses Trades soll per Stichtag 30.06.17 bestimmt werden.

Der Marktwert ist meines Erachtens der EUR-Profit oder -Loss, der sich beim Schließen der Position am 30.06.17 ergeben würde.

Konkret:

Verkauf der 10 Mio. USD am 28.06.17 mit Valuta 31.12.17 (Spot Kurs plus/minus forward points = Terminkurs)

Damit ist der USD-Saldo ausgeglichen.

Bleibt ein Profit/Loss in EUR, welcher per Valuta 31.12.17 entsteht.
Da der Bewertungsstichtag der 30.06.17 ist, muss dieser Profit/Loss noch diskontiert werden. (laufzeitadäquater EUR-Satz)

Ist diese Vorgehensweise korrekt oder mache ich da einen Denkfehler?


Ich bedanke mich schon mal im Voraus!

Beste Grüße ins Forum

Es kann nichts bewertet werden, was es nicht gibt...

XERXES @, Donnerstag, 19.01.2017, 20:08 vor 2647 Tagen @ Leserzuschrift 2930 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 20.01.2017, 13:07

Ich setze voraus, es handelt sich um ein Outright.

Das Termingeschäft wird während der Laufzeit per Fälligkeit geschlossen....

Am Fälligkeitstag (31.12.) werden die Geschäfte genettet. Die 10 Mio. USD gehen pari rein raus (Saldo der Fremdwährung = Null). Es bleibt ein Saldo in Euro (je nach Kursgewinn oder -verlust), der nicht bewertet werden muss. Es sei denn, man bilanziert in einer anderen Währung als dem Euro.

Alles andere ist nur noch ein steuerlicher Aspekt.

Wenn ich die Frage denn richtig verstanden habe...[[zwinker]]

--
“And crawling on the planet's face,
some insects called the human race.
Lost in time, and lost in space.
And meaning.”

Mark-to-market Bewertung Devisentermingeschäfte - etwas unpräzise Formulierung

paranoia @, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Donnerstag, 19.01.2017, 20:35 vor 2647 Tagen @ Leserzuschrift 2894 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 20.01.2017, 13:09

Hallo Leserzuschrift,

ein paar Anmerkungen dazu. Deine Vermutung könnte korrekt sein, je nachdem, was Du eigentlich meinst.

Mark-To-Market ist ein Vorgang, der immer täglich im Zeitablauf stattfindet.
Je nach Verfahrensweise wird auf "today" oder "spot" diskontiert.
Du kannst also täglich Gewinne oder Verluste berechnen.

Was jedoch vollkommen unsinnig ist, am Abend des 1.1.2017 das Outright-Geschäft bewerten (per today oder spot) und dann den Marktwert am 1.1. auf den 30.6. aufzuzinsen.

Was Du jedoch machen kannst, ist bis zum 30.6. zu warten und dann die Position ganz normal zu bewerten (mtm). Das ist dann der Wert zum 30.6..

Deine Formulierung Stichtag riecht irgendwie nach Halbjahresabschluss oder so...

Dies vorweggenommen, hoffe ich, dass mir jemand erläutern kann, wie
Devisentermingeschäfte zu einem bestimmten Stichtag zu bewerten sind
(Mark-to-market).

Meine Vorstellung dazu möchte ich anhand eines fiktiven Beispiels
darlegen:

Am 01.01.17 erfolgt ein Kauf von 10 Mio. USD vs. EUR mit Valuta 31.12.17.

Der Marktwert (Mtm) dieses Trades soll per Stichtag 30.06.17 bestimmt
werden.

Wie oben erklärt, macht dieser Vorgang vor dem Ablauf des 30.6.2017 keinen Sinn.

Der Marktwert ist meines Erachtens der EUR-Profit oder -Loss, der sich
beim Schließen der Position am 30.06.17 ergeben würde.

Korrekt. Dazu brauchst Du aber auch den Schlusskurs vom 30.6.2017.


Konkret:

Verkauf der 10 Mio. USD am 28.06.17 mit Valuta 31.12.17 (Spot Kurs
plus/minus forward points = Terminkurs)

Damit ist der USD-Saldo ausgeglichen.

Korrekt.

Bleibt ein Profit/Loss in EUR, welcher per Valuta 31.12.17 entsteht.

Korrekt.

Da der Bewertungsstichtag der 30.06.17 ist, muss dieser Profit/Loss noch
diskontiert werden. (laufzeitadäquater EUR-Satz)

Korrekt.


Ist diese Vorgehensweise korrekt oder mache ich da einen Denkfehler?


Siehe oben!

Gruß
paranoia

--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.

Versuche mich auch mal mit dem EUR.USD Termingeschäft.

M. S. @, Schwabenland, Freitag, 20.01.2017, 00:25 vor 2647 Tagen @ Leserzuschrift 3022 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 20.01.2017, 00:29

Hallo!

Möchte allerdings voraus bemerken, dass ich das auch nur halbwegs verstehe, aber vielleicht hilft es trotzdem.

Devisentermingeschäfte zu einem bestimmten Stichtag zu bewerten sind
(Mark-to-market).

Wie schon von Paranoia bemerkt, gibt die Mark-to-Market Bewertung eigentlich nur den ständig aktuellen Stand der Entwicklung wieder.

Meine Vorstellung dazu möchte ich anhand eines fiktiven Beispiels
darlegen:

Am 01.01.17 erfolgt ein Kauf von 10 Mio. USD vs. EUR mit Valuta 31.12.17.

Wie genau Du das machen willst, das würde mich interessieren.

Offensichtlich ja nicht über einen ganz normales Forex-Währungstausch, oder? Da Du ja von Termingeschäft sprichst, was eigentlich auf Futures auf EUR.USD (E6) deutet.

Der Marktwert (Mtm) dieses Trades soll per Stichtag 30.06.17 bestimmt
werden.

Das deutet wieder auf den E6 hin, allerdings sind da die Verfallsdaten am 20. der Monate März, Juni, Sep. und Dez.

So ein Kontrakt läuft über 125.000 EUR. Wenn man also ca. 10 Mio USD "kaufen" will, dann müsste man in 75 Kontrakten E6 short gehen.

Im Währungspaar EUR.USD (normaler FX-Trade) wird die Basiswährung (die an erster Stelle) gehandelt. Also EUR "kaufen" (Buy Order EUR.USD, wenn man USD "verkaufen" will), oder EUR "verkaufen" (Sell Order EUR.USD, wenn man USD "kaufen" will).

Ich kenne jetzt nicht wirklich Deine Vorstellung, wie Du die 10 Mio (ver-)kaufen wollen würdest.

Wenn ich bei Lynx mit erlaubtem Hebel im FX von 1:40 10 Mio USD kaufen wollen würde, dann müsste ich 250.000 USD (bzw. den Gegenwert in EUR) Sicherheit im Depot haben.

Wenn man mit 75 Kontrakten E6 short gehen will, dann verlangt mein Broker eine Sicherheit von ca. 5.200 pro Kontrakt (steige da nicht wirklich genau durch). Also mal 75 währen das fast 400.000 oder so.

Hier ein Screenshot einer Order für Kauf und Verkauf eines E6.

Der Marktwert ist meines Erachtens der EUR-Profit oder -Loss, der sich
beim Schließen der Position am 30.06.17 ergeben würde.

Dieser Marktwert (Profit/Loss) ist ja ständig gegeben.

Wenn man den Ko9ntrakt auslaufen lässt, dann je nachdem, mit welchem Wert der E6 eben am Schluss gesettelt wird.

Konkret:

Verkauf der 10 Mio. USD am 28.06.17 mit Valuta 31.12.17 (Spot Kurs
plus/minus forward points = Terminkurs)

Wie teuer diese "forward points" (Prämie) der jeweiligen Kontrakte unterschiedlicher Laufzeiten sind, das siehst Du z.B. hier.

Da ist gerade ein Spot von 1,06600 angegeben. Der Märzkontrakt steht aber mit 1,06830 zu Buche. Also 0,0023 "forward points" mal 12,50 USD pro Pip (23 Pips) macht 287,50 USD Aufpreis pro Kontrakt. Bei 75 Kontrakten sind das 21.562,50 USD Aufpreis.

Also alles nicht mehr im Rahmen von Kleinspekulanten.

Guten Erfolg
MS

EUR/USD 10 vs. EUR/USD 10 US - Klassisches FX-Problem der Wertpapierhändler

XERXES @, Freitag, 20.01.2017, 08:49 vor 2647 Tagen @ M. S. 2823 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 20.01.2017, 14:27

Beim FX-Geschäft wird Geld gegen Geld gehandelt und es ist dabei letztlich unerheblich, welche Seite den glatten Betrag darstellt.
Im Interbankenhandel ist es zwar gängig, die vorangestellte Währung zu handeln, US-Unternehmen würden aber z.B. glatte USD Beträge handeln wollen.

--
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Nachbildung Devisentermingeschäfte

paranoia @, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Freitag, 20.01.2017, 10:01 vor 2647 Tagen @ M. S. 2906 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 20.01.2017, 13:36

Hallo M.S.!

Am 01.01.17 erfolgt ein Kauf von 10 Mio. USD vs. EUR mit Valuta

31.12.17.

Wie genau Du das machen willst, das würde mich interessieren.

Du kannst über Deine Bank, eventuell auch über Deinen Broker, Devisen handeln.
Dazu zählen Kassa, bzw. Spot-Geschäfte (die mit den zwei Tagen Valuta), aber auch Geschäfte mit größerer Valuta.

Ich weiß nicht, ob das heute immer noch so ist, aber früher waren im Interbankengeschäft 5 Jahre möglich, mit wenigen Kontrahenten vielleicht auch 10 Jahre. Diese Möglichkeiten sind heute wahrscheinlich eingeschrumpft.

Wohlgemerkt, wir sprechen hier vom Outright-Geschäft im Gegensatz zum Devisenswap, bei dem kombiniert in der Kasse ein Geschäft und auf Termin ein gegensätzliches Geschäft getätigt wird.

Wenn Du mit Hausmitteln das Geschäft von "Leserzuschrift" nachbilden wolltest, müsstest Du zum einem Dollar kaufen.
Tätigst Du den Kauf als Spot-Geschäft, brauchst Du Devisen aber erst per Ultimo 2017, würdest Du sie zwischendurch sicher anlegen. Du brauchst also weniger als USD 10 Mio. anzuschaffen, weil Du zwischendurch noch Zinsen kriegst (bei positiven Zinsen, wohlgemerkt [[lach]]).
Den Euro-Gegenwert dieser Spot-Transaktion müsstest Du Dir heute leihen, denn Du willst die Euros ja erst Ultimo 2017 zahlen.

Daraus ergibt sich auch der Terminkurs:

Für USD 10 Mio. ergibt er sich aus dem obigen aufgezinsten Euro-Betrag, den Du Ultimo 2017 aufwenden musst.
Ich schreibe die Formel mal bewusst nicht auf...

Arbitragetechnisch hängen der Spot- und der Terminmarkt über diesen Mechanismus zusammen.

Zu dem ganzen Devisenökosystem gehören die Kassamärkte, die Devisenswapmärkte, aber eigentlich müsste man die Basisswaps auch dazu zählen, aber mir scheint, dass die Basisswaps jobtechnisch immer von anderen Leuten, nicht den Devisenhändlern, erledigt werden.

Spätestens in der nächsten Wirtschafts- bzw. Währungskrise wird das Thema wieder wichtig werden, wenn Zentralbanken wieder unbegrenzt Fremdwährungsvaluta via Devisen- (oder Basisswap?) zur Verfügung stellen wollen. Speziell geht es dann um die Beschaffung/Refinanzierung von knappen Dollars, die aber NICHT outright am Devisenmarkt gekauft werden wollen...

Gruß
paranoia

--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.

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