Lehrer und Schüler, Pädagogik und Didaktik ...
zunächst vielen Dank für Deine Ausführungen, welche meine Jugenderfahrung während eines nur dreiwöchigen Aufenthalts in einer amerikanischen Gastfamilie im Großen und Ganzen widerspiegeln. ... um mein limitiertes Schulvokabular doch immerhin fließend anwenden zu können.
Ja, sechs Wochen Gastfamilienaufenthalt entsprechen sechs Jahren staatlichem Fremdsprachenunterricht. Mindestens, denn in vielen solchen Fällen, schaut man genauer hin, sprechen die Austauschschüler teilweise noch ihre Muttersprache, da sie in dem Ort meist nicht alleine sind (Klassenkameraden sind in der Nähe bei anderen Familien untergebracht), was natürlich den Erfolg verlangsamt.
Was aber nach meiner Auffassung bei Deinem Thema Bildungsplanung gesonderter Erwähnung bedarf, ist der sehr wichtige Aspekt, ob Kinder und Jugendlichen ihre lehrende Bezugsperson auch mögen.
Das 'Mögen' kann auch in einer Art emotionaler Abhängigkeit zwischen Schüler und Lehrperson bestehen; Lehrer setzen sich, beflügelt noch zudem durch den angeblich grundgesetzlich verbürgten und aus dem Nationalsozialismus in diese "entnazifizierte Verfassung" hinübergeretteten "Erziehungsanspruch des Staates", gerne an Stelle der Eltern.
Ich halte das für manipulativ - man lese die Welle, wenn auch ein Extrembeispiel (daß ausgerechnet dieses Buch im Unterricht verpflichtend durchgenommen wird, zeigt, wie perfide das System sich inzwischen zu tarnen versteht).
Ich schrieb ja: "Solange Lehrer echt der Meinung sind, es gebe Schüler die 'schlechter sind als sie' können sie niemanden fördern."
Das meine ich genauso und bierernst.
Ob sie ihnen sympathisch ist, einem respektvollen Umgang frei von Furcht also nichts im Wege steht.
Was wäre das für ein mißratener Pädagoge, der nicht aufgrund (siehe Zitat wie vor) seines helfenden Handelns dem Geholfenen unmittelbar sympathisch wäre?
Das klingt vielleicht trivial und kommt auf den ersten Blick als Selbstverständlichkeit daher, ist es aber ganz und gar nicht.
Das heißt also wohl, wir haben es nur bei einer Minderzahl mit Pädagogen zu tun?
Scheinbar treffen viele Menschen ab einem gewissen Alter (bewusst oder unbewusst?) die Entscheidung, ihre Brücke zur Kindheit hinter sich einzureißen, ab diesem Zeitpunkt also vollends Erwachsene zu sein.
"Kindheit" hat selbst so ihre eigene Geschichte.
Ich persönlich halte die Einteilung in Kindheit, Jugend und Erwachsensein für nicht nur eine künstliche, sondern gar für eine kontraproduktive, was das Menschsein, die Menschlichkeit, anbetrifft.
Kinder und Jugendliche merken allerdings - nonverbal - sofort, wenn ihr Gegenüber "nicht mehr einer von ihnen ist", nicht mehr auf ihrer Seite, sondern vorne steht.
Die meisten "Pädagogen" (s.o.) stehen irgendwo, nur nicht für sich.
Verbales Lob, das die Körpersprache Lügen straft, ist für ein Kind eine der schlimmsten Demütigungen und Ursache spät oder nie entwickelten Selbstwertgefühls.
Dann helfen auch keine Tricks, dieser Raumteiler aus dickem Stoff lässt sich selbst durch gute Wortwahl und ausgeklügelte Lehrmethoden nur unzureichend beiseiteschieben.
Lehrmethoden sind -wie Besen- nur Mittel zum Zweck. Wer nicht den Willen hat zur Sauberkeit, braucht auch keine Besen.
Im umgekehrten Fall aber, wenn die Lehrperson jugendliche Akzeptanz erfährt, kann sie aus meiner Erfahrung sogar widrige Verhältnisse neutralisieren,
Für Lerneifer gibt es keine 'widrigen' Verhältnisse - oder warum spielten Kinder in der Nachkriegszeit am liebsten in Ruinen?
Die "Pädagogen" bauten die 'schönen' Spielplätze ...
Rückblickend betrachtet kommt es mir vor, als würden ausgerechnet jene Menschen - quasi persönlichkeitskompensierend – sich oftmals zum Lehramt berufen fühlen, die ihre Kindheitsbrücke schon lange, lange hinter sich eingerissen haben.
Ich war baß erstaunt, die schlimmsten Kriker des Schulsystems in meiner Klasse später an der Uni als Lehramtsstudenten wiederzufinden. Natürlich nur, weil sie es ab jetzt alles besser machen wollten. Dafür hätten sie sogar auf das Oberstudienratgehalt verzichtet, es ließ sich aus gesetzlichen Gründen nur leider nicht ausschlagen.
Aus meiner Gymnasialzeit kann ich jedenfalls die mit uns Schülern fest verdrahten Lehrkräfte ganz locker an einer Hand abzählen.
Ja, die Mehrheit ...
Wie es sich ja nach zweihundert Jahren modernster pädagogisch-didaktischer Forschung eben gehört.
Wobei ich mir natürlich bewusst bin, dass auch Kinder und Jugendliche nicht alle gleich sind und insgesamt ein ganz schön schwieriges Völkchen sein können -
Klar, weshalb ja auch die meisten Chirurgen nur ganz bestimmte Patienten operieren, die andern lassen sie verrecken - habe ich das richtig verstanden?
Wer einen Beruf erlernt, sollte ihn danach auch ausüben können. Selbst dem KFZ-Meister sieht man nicht nach, wenn er mit nur jedem dritten Auto zurechtkommt. Und der hat nicht studiert.
besonders aber fremden Eindringlingen gegenüber, die ihnen mit irgendwelchem Zeugs nur die Zeit stehlen wollen, die man doch für so viel schönere Dinge verwenden könnte.
Wenn Pädagogen ihre Zeit auf diese Dinge verwendeten, würden die Schüler auch was lernen (wollen).
Wenn die Pädagogen die Augen der ihnen anvertrauten für andere schöne Dinge zu öffnen verstünden, würden diese in allem Lernenswertes entdecken, auch im Müll und in der Regenpfütze. Allein dort verbirgt sich ein ganzes mikrobiologisches Panoptikum.
Ich könnte eine ganze Schulstunde, nein mehrere, nur auf dem aufbauen, was ich unter dem Fingernagel herauskratze ...
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