Worte erzeugen Bilder im Kopf

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Montag, 24.04.2017, 17:08 (vor 2769 Tagen) @ Falkenauge6062 Views

Das politische Rechts-Links-Schema kann prinzipiell nicht der adäquaten
Beschreibung oder Charakterisierung der politischen Ausrichtungen und
Parteien dienen, sondern eher ihrer gegenseitigen schlagwortartigen
negativen Kennzeichnung und Diffamierung. „Rechts“ und „links“
sind Kampfbegriffe im politischen Unterholz.

Diese Erklärung trifft es recht gut, wie ich finde. Entscheidend ist heutzutage, was die Mehrheit der Bevölkerung mit diesen Begriffen assoziiert. Ausdrücke wie rechts, rechte Parteien, Rechtspopulismus, rechtsextrem, rechtes Gedankengut u.s.w. sind durch den Kontext, in dem sie fast durchgehend verwendet werden, geradezu vergiftet.

Obwohl der Begriff "rechte Parteien" historisch gesehen wohl ganz einfach auf die räumliche Anordnung bestimmter politischer Gruppierungen im französischen Parlament nach der Julirevolution 1830 zurückgeht, verbindet der Normalverbraucher damit eine Nähe zu Nationalsozialismus und Drittem Reich. Er kann also ganz gezielt benutzt werden, um konservative Kräfte in die Nähe der Nazis zu rücken, ohne dies explizit auszudrücken. Mit dem Wort "rechts" erscheinen im Kopf des Rezipienten ganz bestimmte Bilder und Assoziationen, die dort entsprechend eingepflanzt wurden, in unserem Fall der Nationalsozialismus und seine Gräuel.

Zur Wirkverstärkung und Verfestigung der entprechenden Bilder wird dann hier und da noch die Nazikeule ausgepackt, damit diese Gedanken eine Verfestigung erfahren.

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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