Gina-Lisa Lohfink und der Sprengstoff ...

Literaturhinweis, Samstag, 22.04.2017, 18:10 (vor 2773 Tagen) @ XERXES13030 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 22.04.2017, 18:36

Eigentlich wollte ich in diesem Thread, der -mit Ausnahmen- mit immer hirnrissigeren Argumenten "bereichert" wird, nichts mehr schreiben, aber auch eine Leserzuschrift bat mich dringend, doch das "Rätsel" des Bundeswehrsprengstoffes zu behandeln.

Die Frage läßt sich so zusammenfassen:

"Warum behauptet man zuerst, es habe sich um 'Material aus Bundeswehrbeständen' gehandelt, dann aber, man könne keine Spuren des Sprengstoffs (mehr) finden?"

Auch wenn ich genausowenig Einblick in die Ermittlungsakten habe, wie alle andern hier auch (je weniger Einblick man hat, desto heftiger scheint aber spekuliert zu werden), für den zweiten Teil der Frage gibt es eine recht einfache naturwissenschaftliche Antwort (und aus der folgen dann weitere Antwort-Möglichkeiten für den Rest):

Ein 'idealer' Sprengstoff hinterläßt unter 'idealen' Bedingungen tatsächlich keine Spuren. Siehe meine bereits ausführliche Schilderung der Sprengstoffthematik.

Das geht so: ein Sprengstoff besteht entweder aus einem einzigen Stoff (z.B. Schießbaumwolle) oder aus einer Mischung von mehreren Komponenten (etwa Schießpulver).

Insbesondere bei Einkomponenten-Sprengstoffen hoher Reinheit kommt es zu einer sog. stöchiometrischen Reaktion (siehe den empfohlenen Holleman-Wiberg).

Das heißt: alle Eingangsprodukte wandeln sich vollständig in Reaktionsprodukte um. Etwa, wenn jemand Methangas (Erdgas - CH4) verbrennt. Mit Luftsauerstoff O2 werden aus einem CH4-Molekül mit zwei O2-Molekülen genau EIN Molekül CO2 (Kohlendioxid) und ZWEI Moleküle H2O (Wasser), Formel CH4 + 2 O2 = CO2 + 2 H2O, sog. Verbrennungsluftverhältnis.

Wer nun nach vollständiger Verbrennung in einer Küche 'Detektiv spielen' wollte, fände nur (etwas verkürzt, Spurengase weggelassen) im Luftraum: N2 (Stickstoff), O2 (Sauerstoff), H2O (Wasserdampf) und eben CO2 (Kohlendioxid).

Kein Gericht würde das als Beweis durchgehen lassen, daß davor (zwingend) Methangas im Raum gewesen sein müsse/ausgetreten sei.

Folglich muß man bei sehr gut hergestellten Spengstoffen unter idealen Umständen damit rechnen, daß sie keine Spuren hinterlassen, die man zwingend auf den Ursprung zurückführen könnte.

Gerade das aber wäre ein Hinweis auf militärischen Sprengstoff, denn selbst hergestellte (im 'Küchenlabor') würden meist nur unvollständig 'verbrennen', d.h. sie würden eben Spuren einzelner Komponenten oder Zwischenprodukte zurücklassen.

Also schonmal als Zwischenergebnis: aus der Tatsache, daß es eine Explosion gegeben hat (bezweifelt auch das jemand hier?) UND der Tatsache, daß man keine Rückstände mehr findet, darf man nicht den Schluß ziehen, daß es keine Explosion gegeben habe, sondern daß es ein besonders effizienter Sprengstoff war. Und den hat i.d.R. nur das Militär, ja, die legalen Hersteller sind sogar meist gezwungen, nicht-militärischen Sprengstoffen 'Signaturen' beizumischen, damit man deren Herkunft bei Sprengstoffverbrechen leichter ermitteln kann.

Also: die Tatsache, daß man keine Spuren findet, legt einem erfahrenen BKA-Sprengstoffermittler den Schluß nahe, es müsse sich um militärischen Sprengstoff gehandelt haben.

Wie kommt man nun aber zu der engeren Vermutung, es müsse ausgerechnet aus Bundeswehrbeständen und nicht etwa aus US-, französischen oder nordkoreanischen Beständen stammen?

Hier kann auch ich (derzeit) nur spekulieren, aber es ist mit großer Wahrscheinlichkeit so, daß diese Vermutung sich entweder an gefundenen Teilen, die genau zu BW-Sprengstoffbehältern (welcher Art auch immer) passen oder an den Zündern, dem Initialsprengstoff, festmacht. Denn diese hinterlassen oft charakteristische Spuren, z.B. das früher ubiquitär verwendete Bleiazid in den Zündkapseln (das früher zu Bleivergiftungen z.B. bei Jägern und Sportschützen führen konnte), zerfällt ja einerseits in Gase, andererseits in Bleidampf, der sich in charakteristischen Spuren niederschlägt. Daran kann man fast zweifelsfrei die Art des Zünders erkennen. Aus der Art des Zünders kann man indirekt auf den verwendeten Sprengstoff schließen, da nicht jeder Zünder für jeden Sprengstoff verwendet wird, bzw. nicht jeder Sprngstoff einen Initialsprengstoff überhaupt braucht.

Und: die modernsten Sicherheitssprengstoffe militärischen Ursprungs gar funktionieren nur mit ganz bestimmten Zündern, ansonsten gehen sie gar nicht 'in die Luft', d.h. auch bei einer Explosion im Munitionslager würden sie nicht, wie früher üblich, an der folgenden Kettenreaktion teilnehmen. Ob es ein solches Sprengstoff-Zündergemisch war, weiß ich natürlich erst recht nicht, aber ein solches würde eine sehr charakteristische Signatur hinterlassen, ohne daß man den Haupt-Sprengstoff noch je wiederfände.

Warum nun setzen die Ermittler, die an den Bombenteilen, dem Bus und 'in der Luft' aus vermutlich vorgenannten Gründen keine Sprengstoffspuren mehr auffinden konnten, auf die Analyse von Bodenproben?

Weil beim -vermutlich ziemlich kugelförmigen- Austritt der Explosionsgase nach allen Seiten ein kleiner Teil auch in die Erde eindrang. Dabei besteht mit geringer Wahrscheinlicht die Möglichkeit, daß diese durch das Erdreich bereits vor komplettem Abschluß der vollständigen stöchiometrischen Reaktion wieder unter die Reaktionstemperatur abgekühlt wurden, man also u.U. noch Zwischenprodukte der Zerfallsreaktion des Sprengstoffes fände. Da diese relativ charakteristisch für den Sprengstoff sein könnten -vorausgesetzt, sie unterscheiden sich von natürlich im Erdreich vorkommenden Substanzen- wäre das eine Möglichkeit, den Sprengstoff dennoch zu ermitteln.

Warum aber tritt dies nun alles etwas in den Hintergrund? Weil es einen neuen, erfolgversprechenden Ermittlungsansatz gibt:

Vorher hatte man den vermutlichen Täter nicht und mußte mit Sprengstoffermittlungen verzweifelt versuchen, Hinweise darauf zu finden, wer er sein könnte.

Nun scheint man überzeugt zu sein, den Täter gefaßt zu haben - da kann man den Spieß umdrehen und vom Täter ausgehend ermitteln, welchen Sprengstoff er wo beschafft und wie verwendet hat.

Ich verstehe nicht, weshalb man statt zu Logik und Naturwissenschaft stattdessen immer zu den möglichst entfernt liegenden "Erklärungen" Zuflucht nehmen muß.

Ach ja: kein Spieler des BVB beginnt mit Namen Helmut. Eine Schande, welch ein schöner theutscher Name. Bestimmt alles Ausländer, der Niedergang Theutschlands.

Warum verwendet man keinen (echten) Spielernamen, wenn man ein bloßes Beispiel konstruieren will? Weil man gesehen hat, was bei Gina-lisa Lohfink passierte, die hat echte Spieler einer nicht vorgefallenen Tat bezichtigt. Das Gelbe Forum braucht keine anwaltliche Abmahnung, bloß weil nicht jeder versteht, was ein fiktives Beispiel ist ...

Das alles also noch mal für die etwas einfacher gestrickten Geister hier und außerhalb des Forums.

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